Gartner, von seinen Kritikern gerne als „das größte Wahrsageunternehmen der Welt“ verspottet, hat am Freitag die Zukunft der Smartphone-Betriebssysteme vorhergesagt: Android wird 2010 auf Platz zwei nach Symbian kommen und bis einschließlich 2014 Platz eins nicht erreichen. Das haben Principal-Research-Analystin Roberta Cozza und ihre Kollegen jetzt wissenschaftlich exakt ermittelt. Allerdings gibt Gartner durch die Studie nur ein gutes Bespiel für den hochspekulativen Charakter seiner Analysen.
Die Überschrift der Pressemitteilung zur Studie lautet: „Gartner sagt, Android wird 2010 zur weltweiten Nummer zwei bei mobilen Betriebssystemen und bedroht 2014 die Marktführerschaft von Symbian“. Beides ist jedoch keineswegs so sicher, wie Gartner es glauben machen will.
Allein die Schlussfolgerungen aus dem eigenen Zahlenmaterial sind gewagt: Android wird Symbian 2014 zwar herausfordern, aber nicht schlagen, weil der Marktanteil von Android bis dahin nur auf 29,6 Prozent steigt. Symbian wird hingegen auf 30,2 Prozent zurückfallen. Also ein klarer Vorsprung von 0,6 Prozentpunkten für Symbian im Jahr 2014. Vor soviel Präzision bei der Vorhersage kann ich nur meinen Hut ziehen.
Lassen wir es zunächst bei einem gewissen Schmunzeln über die Exaktheit von prognostizierten Marktanteilen in vier Jahren und wenden uns dem aktuellen Jahr zu: Android wird also auf Platz zwei vorstoßen und die Blackberry-Geräte auf Platz drei verbannen. Das ist die Kernaussage der Überschrift. Kann man das, nachdem bereits fast drei Viertel des Jahres 2010 vorbei sind, sicher und seriös vorhersagen?
Die Antwort lautet eindeutig nein: Laut Zahlen von Canalyst haben Android-Geräte im ersten Halbjahr 2010 einen Marktanteil von 17,1 Prozent erreicht (Vorjahreszeitraum: 2,8 Prozent). RIM kommt auf 18,0 Prozent (Vorjahreszeitraum: 20,9 Prozent). In Kenntnis dieser ex-post ermittelten Zahlen sowie der allgemein bekannten Tatsache, dass Android derzeit rasant gewinnt und RIM kontinuierlich verliert, scheint Gartner für das Gesamtjahr 2010 recht seriös zu orakeln: Android wird 17,7 Prozent erreichen, während RIM sich mit 17,5 Prozent begnügen muss. Der Unterschied beträgt ganze 0,2 Prozentpunkte. Gut möglich also, dass Google bis zum Jahresende RIM überholt. Eine Wette würde ich darauf jedoch nicht abschließen.
Was die Prognosequalität längerfristiger Aussagen von Gartner angeht, korrigiert sich das Unternehmen zuweilen gerne selbst: So lässt sich in der neuesten Studie lesen, dass Gartner noch 2009 vorhergesagt habe, Android werde erst 2012 die Nummer 2 auf dem Smartphone-Markt. Man habe sich halt um fast zwei Jahre verschätzt.
Was soll man also von Gartners Prognose für 2014 halten? Am besten gar nichts. Dass Symbian seinen ersten Platz bis dahin halten kann, beziehungsweise in etwa gleichauf mit Android liegt, halte ich für mehr als unwahrscheinlich. Dazu sollte man einmal überlegen, was es im Jahr 2014 wohl für Smartphone-Prozessoren geben wird.
ARM hat mit seiner Plattform einiges vor: Erst vor wenigen Tagen gab das Unternehmen in San Francisco Details seiner neuen Cortex-A15-Kerne bekannt. Zahlreiche IT-Journalisten aus aller Welt, die von Konkurrent Intel zum IDF nach San Francisco eingeflogen wurden, hatten die Möglichkeit, sich die Architektur der neuen ARM-Generation anzusehen. Auch Kollege Rupert Goodwins war dabei.
Die neuen Chips werden in 28- und 32-Nanometer-Technologie gefertigt, bieten 2,5 GHz Taktfrequenz und besitzen einen bis vier Cores. Die Floating-Point-Arithmetik mit NEON und VFP wird weiter verbessert. Trotz 32-Bit-Architektur soll via Memory-Mapping (vergleichbar mit Intels PAE) bis zu einem Terabyte DDR3-RAM unterstützt werden. 3D-Grafik und Funkmodule für GSM, UMTS, LTE, WLAN, Bluetooth und UKW-Radio werden von den ARM-Partnern gleich auf dem Die integriert. Erste Smartphones mit Cortex-A15-CPU in der Größe und mit dem Stromverbrauch von heute wird es vermutlich schon 2012 geben.
Dass sich Nokia auf solchen Smartphones für Symbian als Betriebssystem entscheidet, muss ernsthaft bezweifelt werden. Das gemeinsam mit Intel entwickelte Linux-Derivat MeeGo dürfte bessere Chancen haben. Jedenfalls gibt es keinen technischen Grund, ein abgespecktes Unix nach dem Vorbild von Minix 2 auf ein solches „Superphone“ zu spielen. Gartner wird wohl seine Tarot-Karten noch einmal neu mischen müssen.
Microsoft kann übrigens nur hoffen, dass sich Gartners Glaskugel wieder einmal geirrt hat. Für Windows Phone 7 sehen die Wahrsager aus Stamford keine große Zukunft. In diesem Jahr sollen Windows-Handys 4,7 Prozent Marktanteil (Vorjahr: 8,7 Prozent) erreichen. Durch den Launch von Windows Phone 7 kann sich Microsoft 2011 zwar auf 5,2 Prozent verbessern, rutscht aber bis 2014 auf ein Rekordtief von 3,9 Prozent ab und wird weltweit nur 34.490.200 Geräte im Markt platzieren.
Einen ähnlichen Kurvenverlauf sieht Gartner für Apples iOS, allerdings auf deutlich höherem Niveau. Es wird 2011 seinen Marktanteil auf 17,1 Prozent steigern und bis 2014 auf 14,9 Prozent abfallen.
Wem die einseitige Pressemitteilung auf der Gartner-Website nicht detailliert genug ist, hat die Möglichkeit, die vollständige Analyse zum Preis von 9995 Dollar zu kaufen. Sie besteht aus drei Seiten. Zum gleichen Preis gibt es auch die inzwischen von Gartner selbst widerlegte Studie aus dem Vorjahr.
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