Andreas von Bechtolsheim hat eine neues Lieblingsprojekt: Arista Networks. Der Sun-Mitgründer, frühe Google-Investor und mehrfache, erfolgreiche Unternehmer setzt in das bereits vor sechs Jahren von ihm zusammen mit David Cheriton gegründete Unternehmen große Hoffnungen. Arista entwickelt und vertreibt Netzwerkkomponenten für 10-Gigabit-Ethernet. Als CEO konnte bereits vor zwei Jahren Jayshree Ullal gewonnen werden. Für Fachleute ist sie ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt, war sie doch zuvor bei Cisco für das Switch-Geschäft mit rund zehn Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr verantwortlich.
Ein gutes Gespür für Netzwerktrends hatte von Bechtolsheim schon mehrfach. Die von ihm 1995 gegründete Firma Granite Systems wurde knapp ein Jahr später für 220 Millionen Dollar von Cisco gekauft. Daraufhin war von Bechtolsheim bei Cisco bis 2003 Vizepräsident für Engineering – wofür er Sun verließ. Er kehrte zurück, als Sun den nur kurz zuvor ebenfalls von ihm gegründeten Serverhersteller Kealia übernahm.
Was Arista Networks ereichen will
Arista Networks hat drei Switch-Modelle im Programm: Arista 7500 ist mit 384 Ports für 10-Gigabit-Ethernet derzeit das System mit der höchsten Port-Anzahl auf dem Markt. Es ist für einen Durchsatz bis zu 9,6 Terabit pro Sekunde ausgelegt. Die Betriebskosten liegen laut Hersteller im Jahr bei rund 24 Dollar pro Port – das sei ein Zehntel bis ein Sechstel dessen, was für Konkurrenzprodukte einzukalkulieren ist. Daneben gibt es von Arista noch Switches mit 24 oder 48 10-Gigabit-Ethernet-Ports und Datendurchsatz zwischen 480 und 960 Gigabit/s.
Seine Vertriebspartner in Deutschland betreut Arista über die Münchner TLK Distributions GmbH. Deren Geschäftsleiter Martin Twickler beobachtet eine explosionsartige Zunahme des Datenverkehrs in Rechenzentren und Umgebungen für Cloud-Computing. „Switches, die nur ein Gigabit pro Sekunde unterstützen, entwickeln sich im Datacenter deshalb schnell zum Flaschenhals. Systemhäuser sollten ihren Kunden daher die Umstellung auf 10-Gigabit-Systeme empfehlen – und können es auch guten Gewissens, da diese mittlerweile zu vernünftigen Preisen zu bekommen sind.“
Sind Großkonzerne innovationsfeindlich?
TLK sieht sich als Innovationsscout für seine Kunden. Dabei ist dem Unternehmen aufgefallen, dass Neuerungen in erster Linie von kleinen, jungen Unternehmen angestoßen werden – und nicht von den milliardenschweren Konzernen, die hunderte von Millionen für ihre mit tausenden von Ingenieuren besetzten Entwicklungsabteilungen ausgeben. Um darüber zu diskutieren, hatte der Distributor Herstellervertreter und Presse eingeladen. Neben kleinen Firmen wie dem WLAN-Spezialisten Aerohive und den Security-Newcomern Palo Alto Networks aus Kalifornien sowie Balabit aus Ungarn nahmen diese Einladung auch Symantec, Cisco und Juniper sowie Andreas von Bechtolsheim als Vertreter von Arista Networks an.
Das Ergebnis in Kürze: Desto größer ein Unternehmen ist, desto schwerer fällt es ihm, in seinen angestammten Bereichen innovativ zu sein – droht schließlich eine Kannibalisierung des eigenen Geschäfts. Dafür kann es sich aufgrund seiner Größe und Finanzkraft leicht neue Geschäftsfelder erschließen – etwa durch Übernahmen.
Kleine, junge Firmen haben dagegen kaum Rücksichten zu nehmen. Sie können ungehemmt Neues wagen – und so auch etablierte Marktführer ärgern. In dem am Rande der Veranstaltung geführten Interview mit ZDNet legt Andreas von Bechtolsheim seine Ansichten zu Innovation dar, spricht darüber, inwieweit Firmengründungen heute schwieriger sind als früher, ob Netzwerkprodukte mittlerweile wirklich nur noch austauschbare Gebrauchsgegenstände sind und was er sich von seinem aktuellen Projekt erhofft.
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