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Die Macht der unbekannten Worte


Der Duden: Das ideale Geschenk für viele IT-Firmen? (Bild: Duden).

In der IT-Branche (oder sollte man lieber EDV sagen?) gibt es ständig neue Fachbegriffe, für die sich meist auch schnell Abkürzungen durchsetzen. Wer mit dem jeweiligen Bereich tief verwurzelt ist, greift diese auch schnell auf – und verbindet sie oft noch mit aus dem Englischen übernommenen Modewörtern.

Das Ergebnis: Mancher Zeitgenosse kann ihm nur noch mit offenem Mund zuhören – verstehen aber nicht mehr. Fast keiner beschwert sich jedoch darüber – er könnte ja sonst als Sprachpurist, Rückständiger oder Laie entlarvt werden.

Manchmal ist die Mischung aus Fachchinesisch und Denglisch ganz nützlich: Wenn sich zwei Techniker über die Ausstattung eines tragbaren Rechners austauschen, könnten sie sich sonst kaum noch verständigen. Aber auch im Verkauf sind Abkürzungen und Fachbegriffe nützlich: Signalisieren sie dem Kunden doch erstens, dass der Verkäufer zu wissen scheint, wovon er spricht, und dass er zweitens ein tolles Produkt bekommt, das offenbar auf dem neuesten Stand der Technik ist.

Eigentlich blöd, wer da nicht mitmacht und es verpasst, die Macht der unbekannten Worte für sich arbeiten zu lassen, oder? Das Softwareunternehmen Infor hat jetzt jedoch eine Abkehr von inhaltslosen Anglizismen versprochen. Man arbeite an „Kommunikation auf Augenhöhe mit dem Mittelstand“, der bevorzugten Kundengruppe im deutschsprachigen Markt, heißt es aus dem Unternehmen. Erstes Ergebnis sei ein branchenspezifischer Webauftritt zum Thema ERP für die Fertigung.

Einen Bewunderer hat die Aktion schon: „Die IT-Welt wimmelt nur so von Anglizismen und Marketingphrasen. Einerseits verständlich, weil sie der kleinste gemeinsame Nenner sind, um komplexe, sehr individuelle Projekte zu beschreiben. Andererseits anstrengend, weil sie nicht helfen, Lösungen differenziert darzustellen. Infors Initiative, weniger heiße Luft zu produzieren, finde ich einen interessanten Ansatz“, so Michael Hartl, seines Zeichens Leiter Organisation und Change Management beim Infor-Kunden Carthago Reisemobilbau.

Was denken Sie darüber? Kann das Beispiel Schule machen? Oder ist es lediglich ein besonders geschickter Schachzug der Infor-Werbestrategen? Funktioniert Augenwischerei nicht auch auf Deutsch – trotz „Kommunikation auf Augenhöhe mit dem Mittelstand“? Auch Kommentare mit besonders treffenden Beispielen für die kritisierte Sprachverwirrung sind willkommen.

ZDNet.de Redaktion

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