Virtual Desktop Infrastructure: Nicht alles Gold, was glänzt

Microsoft hat sich – wohl weil man in Redmond nicht soweit war – zu virtuellen Arbeitsplätzen lange Zeit sehr bedeckt gehalten. Inzwischen scheint sich das Unternehmen jedoch mehr dafür zu interessieren, mehr zu investieren und demzufolge auch vermehrt Lösungen anzubieten. VMware widmet sich nach seinem Siegeszug bei Servern ebenfalls stärker der Desktop-Virtualisierung. Unter anderem damit hofft man Citrix, das im Markt einen guten Start hingelegt hat, wieder in die Schranken zu weisen.

Während sich so die drei großen Anbieter in Position bringen, droht eine parallel dazu anlaufende Diskussion ihre Pläne und Geschäftsmodelle schon wieder zu untergraben: Brauchen Firmen wirklich die doch sehr komplexe VDI, wo es doch andere, einfachere Technologien gibt, die die gestellte Aufgabe ebenfalls bewältigen können?

Dazu ist es wichtig, den Begriff VDI erst einmal einzugrenzen – wird er doch oft für unterschiedliche Szenarien benutzt. Die Idee hinter VDI ist es, auf den Geräten am Arbeitsplatz kein Betriebssystem und keine Anwendungen mehr zu installieren. Sie werden virtualisiert und auf die Server im Rechenzentrum des Unternehmens verfrachtet. Der Anwender muss deshalb nicht zwangsläufig seinen Desktop-Rechner abgeben. Ziel einer VDI ist es aber schon, diesen mittelfristig zu ersetzen – etwa durch energieeffizientere Thin Clients oder durch mobile Endgeräte, vielleicht auch Tablets.

Warum sollte man das tun? Die VDI-Befürworter argumentieren vor allem bei Thin Clients neben den geringeren Kosten des Endgeräts auch mit deren einfacherer Administration und unkomplizierteren Wartungsarbeiten. Typische Aussage: Ein Thin Client kann in einer Viertelstunde vom Hausmeister ausgetauscht, ein defekter Desktop-Rechner dagegen muss in stundenlanger Arbeit vom IT-Administrator ersetzt werden. Außerdem erhoffen sie sich von der Virtualisierung der Arbeitsplätze gerade Unternehmen mit einer großen Anzahl von PC-Nutzern mehr Flexibilität sowie Einsparungen durch Skaleneffekte.

Die Analysten, allen voran Gartner, haben VDI den Durchbruch für 2010 vorhergesagt. Beschleunigt werde die Desktop-Virtualisierung vor allem durch die Umstellung der PC-Landschaften auf Windows 7. Die Überlegung dahinter: Da nicht mehr alle alten Anwendungen unterstützt, manche aber noch dringend gebraucht werden, ist es das einfachste, diese zu virtualisieren und so auch weiterhin bereitzustellen. Wenn aber der Aufwand für einige Anwendungen ohnehin getrieben werden muss, kann man die anderen auch gleich mit umstellen. Und wenn die Anwendungen virtualisiert sind, steht auch der Desktop-Virtualisierung nichts mehr im Wege.

Soweit die Prognosen. Im wirklichen Leben lässt der ganz große Erfolg bisher jedoch auf sich warten – jedenfalls in dem von den Beobachtern vorhergesagten Umfang. Citrix hat mit seinen Quartalsergebnissen einige Zahlen vorgelegt, VMware hält sich dagegen zurück – eigentlich das untrüglichste Zeichen dafür, dass es nicht so läuft wie erhofft. Und auch die Marktforscher haben noch keine Zahlen erhoben.

Page: 1 2 3 4

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

3 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

3 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

3 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

3 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

4 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

5 Tagen ago