Die französische Venture-Capital-Firma Truffle hat vor kurzem die fünfte Ausgabe ihres Top-100-Rankings der europäischen Softwarefirmen vorgestellt. Auf Platz 1 liegt nach wie vor mit riesigem Abstand SAP. Dem Konzern hat auch Deutschland seine Spitzenstellung zu verdanken – zumindest wenn man Umsatz und Beschäftigtenzahl in der Softwarebranche betrachtet.
In der Liste sind allerdings nur 11 deutsche Unternehmen vertretenen. Das reicht in dieser Rangfolge nur für Platz drei. Die Spitzenposition belegt mit 27 Unternehmen Großbritannien, auf Platz zwei folgt Frankreich mit 22 Firmen.
Ein Auge haben sollten Beobachter auf Polen: Aktuell rangiert das Land mit sechs in der Top-100-Liste vertretenen Firmen und 450 Millionen Euro Umsatz (1,7 Prozent am Gesamtumsatz der Top 100) nur im hinteren Mittelfeld. Es verfügt aber über gut 5300 Experten in Forschung und Entwicklung – mehr als die Niederlande, Schweden und Italien zusammengenommen. Polen liegt in einer nach diesem Kriterium erstellten Rangfolge auf Platz vier und stellt mit Asseco sogar eine Firma in den Top-Ten. Das Land hat also das Potenzial, sich rasch zu entwickeln.
„Es gibt viele großartige Software-Ideen- und -Produkte die in Europa entstehen, aber aus zu wenigen gehen schnell wachsende Unternehmen hervor“, so Neelie Kroes, EU-Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien, in ihrem Vorwort zu dem Bericht. „Es ist auch viel Geld vorhanden, aber wir setzen es nicht immer clever ein. Wir haben in Europa 500 Millionen Kunden, sind aber immer noch nicht in der Lage, sie in einem digitalen Markt zu bedienen.“
Mit der „Digital Agenda for Europe“ habe die EU aber die richtigen Weichen gestellt, um ein besseres Klima für Investitionen und Entwicklungen in der IT-Branche zu schaffen. Kroes nennt vor allem den Breitbandausbau, die Stärkung des digitalen Binnenmarktes, Investitionen in Forschung und Entwicklung, die Unterstützung für offene Standards sowie die Bemühungen Vertrauen und Sicherheit in der Online-Welt.
Um erfolgreich sein zu können, sei die Digitale Agenda aber auch darauf angewiesen, dass die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten, regionale und kommunale Behörden sowie das Gesundheits- und Schulwesen dem neuen Denken aufgeschlossen gegenüberstehen und anerkennen, dass IT und insbesondere das Internet die Art und Weise grundlegend verändere, in der wir leben und arbeiten.
Elf deutsche Firmen unter den Top 100
2010 finden sich insgesamt 12 deutsche Unternehmen unter den von Truffle ermittelten Top 100 Europas. Zusammen tragen sie 47,6 Prozent zum Softwareumsatz der 100 Firmen der Liste bei. Zieht man SAP (rund 40 Prozent) ab, belegt Deutschland hinter Großbritannien und Frankreich Rang drei. Die gesamte Studie steht als PDF kostenlos zum Download zur Verfügung.
Die 11 deutschen Firmen unter den Truffle-Top-100 | |||
Firma | Rang | Softwareumsatz in Millionen Euro | Anzahl der Entwicklungsmitarbeiter |
---|---|---|---|
SAP | 1 | 10.672,0 | 14.813 |
Software AG | 4 | 847,4 | 854 |
Datev | 14 | 301,4 | 1250 |
Compugroup Holding AG | 15 | 293,4 | 1086 |
Integralis | 33 | 141,5 | 290 |
Nemetschek AG | 34 | 135,6 | 480 |
LHS | 39 | 125,8 | 213 |
PSI AG | 42 | 121,9 | 29 |
Beta Systems Software AG | 57 | 68,1 | 175 |
P&I Personal und Information AG | 61 | 59,0 | 110 |
Proalpha | 97 | 29,1 | 36 |
In der Liste der Marktforscher taucht auf Platz 81 auch noch Stepstone als deutsches Unternehmen auf. Das ist nicht ganz richtig, denn es handelt sich dabei nicht um das Jobportal, sondern um die von der Axel-Springer-Gruppe als eigenständiges Unternehmen aus dem Stellenportal ausgegliederte Firma Stepstone Solutions. Sie bietet Software zur Personalrekrutierung und –verwaltung an und muss, da sie ihren Sitz in Großbritannien hat, eigentlich diesem Land zugerechnet werden.
Andere Unternehmen, etwa Comarch, oder die im vergangenen Jahr aus dem Zusammenschluss von COR Insurance Technology (2009 Platz 70) und FJA AG (2009 Platz 55) entstandene COR&FJA, tauchen trotz hohen Umsatzes wegen geänderter Kriterien nicht mehr in der Liste auf: Zwar wird der Gesamtumsatz aufgeführt, für die Aufnahme in die Liste ist aber lediglich der Umsatz mit Lizenzen und Wartungsgebühren, nicht der mit Services entscheidend.
Die Top-25-Standard-Softwareunternehmen in Deutschland
Laut dem Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Lünendonk haben die 25 Softwareunternehmen mit den höchsten Umsätzen in Deutschland einen Marktanteil von 52 Prozent ereicht. Voraussetzung zur Aufnahme in dieses Ranking ist, dass die Firmen mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes durch das Geschäft mit Standardsoftware erwirtschaften. Lünendonk listet die Top 25 Standard-Softwareunternehmen wegen der besseren Vergleichbarkeit ihrer Position im deutschen Markt nach den Inlandsumsätzen in Deutschland.
Ganz oben steht Microsoft, dicht dahinter kommt SAP. Mit deutlichem Abstand folgen Oracle und Datev. Rang fünf nimmt – allerdings nur noch mit einem Viertel des Datev-Umsatzes – Adobe ein. Mit weitem Abstand größter deutscher Softwareexporteur ist nach wie vor SAP. Den höchsten Auslandsanteil am Umsatz hat das Auslandsgeschäft jedoch bei der Software AG, bei der Deutschland inzwischen nur noch wenig über zehn Prozent zu den Einnahmen beiträgt.
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