Der ehemalige Spiegel-Redakteur und Buchautor Jürgen Neffe hat in Berlin eine E-Book-App für Tablets vorgestellt. Sie heißt Libroid – wie die Bücher, die sich damit lesen lassen – und soll in ein paar Wochen für das iPad erscheinen.
Was ihn antreibe, sei die Sorge um das Buch, sagt Neffe. Er wollte das Potenzial von Tablets ausnutzen und ein E-Book so gestalten, dass sich der Text ungestört lesen lässt, aber trotzdem Zusatzinformationen enthält. Er hat ein Format entworfen, das er „Dreispaltentechnik“ nennt und bei dem Fotos, Hintergründe, Videos sowie Quellenverweise in separaten Spalten neben dem Text mitlaufen.
Halten Nutzer das iPad im Hochformat, ist nur der Buchtext zu sehen. Im Querformat wird dieser von den Spalten flankiert. Anders als bei klassisch in Texten platzierten Zusatzelementen sind Anwender nicht gezwungen, sich mit den Informationen auseinanderzusetzen. Wer Interesse an der Weltkarte hat, die anzeigt, wo die Geschichte spielt, sieht sie sich an – wer nicht, der nicht.
„Aus dem Augenwinkel sehen wir gleichwohl auch Dinge und Geschehnisse neben dem zentralen Wahrnehmungsfeld“, beschreibt Neffe sein Prinzip auf seiner Website. Zueinander gehörende Inhalte wie Text, Bild, Link und Quelle befinden sich immer „auf Augenhöhe“.
Nutzer sollen zudem die Möglichkeit haben, eigene Ergänzungen und Kommentare mit anderen Lesern zu teilen. Diese können von Fall zu Fall entscheiden, ob sie die Elemente in ihre Informationsleisten aufnehmen wollen – in Neffes Vision „globale virtuelle Leseclubs“.
Die Seiten eines „Libroids“ werden nicht umgeblättert, sondern gescrollt. So will Neffe den Lesefluss gewährleisten. Auch Seitenzahlen haben seine digitalen Bücher keine: Im fortlaufenden Text wird die aktuelle Stelle durch eine Prozentzahl ausgedrückt.
Der Prototyp ist eine Adaption von Neffes 2008 erschienenen Buch Darwin. Das Abenteuer des Lebens – einem Sachtext, in dem sich der Autor auf die Spuren von Charles Darwin begibt, der 1831 auf einem Segelschiff die Welt bereiste. Er ist auf Deutsch, Englisch, Italienisch und Spanisch verfügbar. Für sein erstes „Libroid“ hat Neffe den Verlag der ungedruckten Bücher gegründet.
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