Wiki-Watch.de soll für mehr Transparenz in Wikipedia sorgen


Wiki-Watch soll helfen, Transparenz und Qualität der deutschsprachigen Wikipedia erhöhen (Bild: Wiki-Watch.de).

Medienrechtler der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder haben am Wochenende Wiki-Watch.de gestartet. Das Portal soll für mehr Transparenz in Wikipedia sorgen. Träger ist die Arbeitsstelle Wiki-Watch im Studien- und Forschungsschwerpunkt Medienrecht der Juristischen Fakultät der Universität.

Nach Eingabe eines Stichwortes ist auf Wiki-Watch.de die Plausibilitätsprüfung einzelner Artikel für jeden Nutzer möglich. Angezeigt werden Änderungen, Löschungen und die Quellenbasis. Zusätzlich liefert Wiki-Watch zahlreiche Statistiken, etwa, welche Artikel am meisten nachgefragt, am stärksten umkämpft oder gerade von der Löschung bedroht sind. Auch die fleißigsten Schreiber und Löscher unter den Administratoren sowie die Beiträge mit den meisten Veränderungen oder Reverts (rückgängig gemachten Änderungen) werden für unterschiedliche Zeitabschnitte dargestellt.

Bisher war es mit einem Wikiscanner lediglich möglich, die Beiträge nicht angemeldeter Benutzer in Wikipedia einfach zu durchsuchen und Beiträge von verschiedenen IP-Adressen oder ganzen IP-Adressbereichen zusammenzufassen sowei nach Namen von Unternehmen und anderen Organisationen zu suchen. Damit ließ sich beispielsweise feststellen, dass BND-Angestellte aus ihren Dienststellen nicht nur Einträge zum BND-Artikel auf Wikipedia, sondern auch zu Kernwaffentechnik, Aufklärungsflugzeugen und dem Langstreckenbomber Boeing B-1B Lancer
gemacht haben.

Neben der Suchfunktion bietet Wiki-Watch.de Hintergrundinformationen über Wikipedia. Diese basieren derzeit vor allem auf einer aktuellen Umfrage unter Wikipedia-Autoren (PDF), an der rund 280 Administratoren der deutschen Wikipedia teilnahmen. Drei Viertel der Angefragten haben jedoch nicht geantwortet.

Von den Umfrageteilnehmern sind 92 Prozent Männer. Der Durchschnitt der Befragten ist knapp vierzig Jahre alt. Fast die Hälfte hat ein Diplom oder Staatsexamen. 13 Prozent sind promoviert. Politisch sind die meisten linksliberal eingestellt und haben Sympathie für grüne Ideen. Nur fünf Prozent bezeichnen sich selbst als Christen, vier Prozent als Atheisten, Agnostiker oder Evolutionisten.

Durchschnittlich widmet der typische Wikipedia-Administrator jeden Tag 140 Minuten seiner Freizeit dieser Beschäftigung. Trotz des hohen Engagements herrscht hohe Unzufriedenheit: 38 Prozent der langjährigen Administratoren, die an der Umfrage teilnahmen, macht ihre Arbeit keinen Spaß mehr, 28 Prozent sind sich nicht sicher, ob sie das Amt behalten wollen.

Die wichtigsten Gründe dafür sind pauschale Abwehrreflexe der Mitstreiter in ihren Projekten und eine „Wagenburgmentalität bei eigenen Themen“. Aber auch „Frustration, Elitenbildung und Abschottung“ wurden als negativ gesehen. Die Diskussionskultur sei „unterirdisch“, und für den Geschmack der Umfrageteilnehme werden andere Editoren zu häufig beleidigt.

Um die als „feindlich“ empfundene Atmosphäre innerhalb von Wikipedia zu verbessern, fordern die Befragten „wieder mehr Freiheit und weniger Admin-Willkür“. Damit hofft man, auch dem Trend gegensteuern zu können, dass sich nur noch wenige Menschen neu bei Wikipedia engagieren.

ZDNet.de Redaktion

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