Wikileaks hat trotz Warnungen des Militärs und anderer US-Regierungsvertreter geheime Informationen zum Krieg im Irak veröffentlicht. Die ersten der fast 400.000 Dokumente tauchten am Freitag auf Wikileaks.org auf. Zudem wurden die Akten vorab an einige Pressevertreter verteilt.
Der britische Guardian meldet, die Kriegsberichte belegten, dass die Besatzung eines Apache-Kampfhubschraubers Aufständische erschossen habe, die versucht hätten, sich zu ergeben. Al Jazeera berichtet, das US-Verteidigungsministerium habe seine Truppen angewiesen, Berichte über Misshandlungen durch irakische Soldaten zu ignorieren. Nach Angaben des Spiegel handelt es sich um die umfangreichste Enthüllung der US-Militärgeschichte.
Forscher werden voraussichtlich Wochen oder sogar Monate benötigen, um alle Dokumente zu analysieren. Die Wikileaks-Website, die am Wochenende zwischenzeitlich nicht erreichbar war, ist derzeit wieder online.
Einige Stunden zuvor hatte die US-Regierung Wikileaks kritisiert. „Wir verurteilen, dass Wikileaks erneut Geheiminformationen veröffentlicht“, sagte Philip Crowley, Assistant Secretary des US Department of State. „Wir glauben, dass dadurch unsere Soldaten und unsere Interessen in Gefahr geraten. Wir wünschen uns von ganzem Herzen, sie würden das nicht tun, und dass die Medien nicht mit ihnen zusammenarbeiteten.“
Das US-Verteidigungsministerium hatte sich auf die neuerlichen Enthüllungen vorbereitet. Eine Arbeitsgruppe prüfte im Vorfeld Unterlagen, deren Veröffentlichung als wahrscheinlich galt, auf darin enthaltene Informationen, die eine Gefahr für laufende Militäroperationen darstellen könnten. Zudem wies ein Pentagon-Sprecher die US-Truppen an, die Dokumente auf Wikileaks nicht zu lesen. „Die Informationen bleiben vertraulich, auch wenn sie öffentlich zugänglich sind“, sagte Dave Lapan vom US Marine Corps.
Schon im Juli hatte Wikileaks umfangreiche Geheimakten des US-Militärs veröffentlicht. Die sogenannten „Afghanischen Kriegstagebücher“ führten unter anderem dazu, dass US-Politiker forderten, Wikileaks zu schließen. Ein republikanischer Kongressabgeordneter, der Mitglied des Geheimdienstausschusses ist, hält für den mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning sogar die Todesstrafe wegen Landesverrats für angebracht.
Derzeit werden einige der Wikileaks-Server in Schweden gehostet. Vor einer Schließung oder Zensur der Website müsste die dortige Regierung davon überzeugt werden, dass Wikileaks auch gegen schwedische Gesetze verstößt. Allerdings unterhält die Organisation auch Server in anderen Ländern. Eine App zur Analyse der Kriegstagebücher wird beispielsweise in Zusammenarbeit mit der französischen Website Owni.fr angeboten.
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