Google hat jetzt eine Datenschutzbeauftragte. Wie in einem Blogeintrag zu lesen ist, wird Alma Whitten, seit sieben Jahren als Entwicklerin bei Google, neuer „Director of Privacy“. Sie hält einen Doktortitel der Carnegie-Mellon-Universität in Informatik und hat sich viel mit Fragen der Privatsphäre und der Datensicherheit beschäftigt.
Whitten ist direkt Jonathan Rosenberg, Senior Vice President für Produktmanagement, und Bill Coughran, Senior Vice President of Engineering, unterstellt. Zu ZDNet sagte sie: „Meine Aufgabe ist, Datenschutz direkt aus der Produktkonzeption und -programmierung heraus zu fördern. Und zu dieser Aufgabe gehört, was eben dazugehört.“
Laut Blog will Google in Zukunft seine Mitarbeiter verstärkt in Privacy-Fragen schulen und neue Verfahren einführen, nach denen die Produkte unter dem Gesichtspunkt des Datenschutzes überprüft werden. Whitten hat die Aufgabe, diese Richtlinien über die ganze Bandbreite der Google-Produkte zu überprüfen: von Android zu Chrome und von Google Mail bis Youtube.
„Wir nehmen die Aufgabe sehr ernst, etwas zu bekommen, das breit gestreut, aber dennoch, wenn notwendig, sehr gezielt ist“, erklärte sie gegenüber ZDNet. Das heißt aber nicht, dass sie ein Vetorecht bei Produktfunktionen hat, die ihr Team vom Datenschutzstandpunkt aus für bedenklich hält. Immerhin wird sie Kontakt zu den Chefs der jeweiligen Produktgruppen halten und ihre Argumente vorbringen können, warum beispielsweise eine bestimmter Code-Abschnitt entfernt oder eine Grundeinstellung geändert werden sollte.
Diese Chefs müssten auf zusätzliche Prüfungen gefasst sein, bevor ihr Team ein Produkt fertigstellen kann, erklärte Whitten. Sie müssten offenlegen, welche persönlichen Daten ihr Produkt verwendet, wie sie gesammelt werden und welche Pläne es für diese Daten gebe.
Der zweite Teil ihrer Aufgabe ist die Öffentlichkeitsarbeit und der Austausch mit der Datenschutz-Community. „In Fall des Datenschutzes und der Privatsphäre liegt die Beweislast bei uns. Wir müssen wie [der Evolutionsbiologe] Stephen Jay Gould einen Weg finden, um unser Datenkonzept zu erklären. Unklarheiten machen Angst“, sagte sie.
Whitten hat ihren Sitz in London und will auch weiterhin von dort aus arbeiten, obwohl die meisten Entwicklungsteams von Google acht Zeitzonen entfernt in Kalifornien sitzen. Google sei in Europa stärker kritisiert worden als zu Hause in Amerika. Das sei zum Teil deshalb so, weil die Europäer „Privatsphäre für ein Menschenrecht halten“, sagt Whitten.
Deshalb sei es wertvoll, in Europa zu leben und umherzureisen, um diese Sorgen besser zu verstehen. Gleichzeitig könne sie auf fünf Jahre Arbeitserfahrung im Firmensitz Mountain View zurückblicken. Das helfe, um die Beziehung zu den Google-Mitarbeitern dort zu pflegen und zu nutzen sowie sicherzustellen, dass sie mit den richtigen Leuten im Unternehmen rede.
Whitten hat bereits eine interne Diskussion über die Motiverkennungssoftware Google Goggles angestoßen, die zu der bewussten Entscheidung führte, keine Gesichtserkennung in das Produkt einzubauen – obwohl die Technik verfügbar gewesen wäre.
Trotzdem will Whitten nicht den Technikexperimenten ihres Unternehmens im Weg stehen. „Wir müssen ein ehrgeiziges Unternehmen bleiben“, sagte sie. „Wir müssen mächtige Werkzeuge zur Informationsverarbeitung schaffen, die für jedermann verfügbar sind. Wenn wir transparent genug sind in Bezug auf diese Tools und die Art, wie sie Daten verarbeiten, dann wird die Welt da draußen sagen: ‚Ja, das ist es wert, wir wollen diese Tools.'“
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