Kazaa-Nutzerin zu 1,5 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt


Neues Urteil im Dauerstreit: Ein US-Gericht hat Jammie Thomas-Rasset zur Zahlung von 1,5 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt (Bild: Jammie Thomas-Rasset).

Ein Gericht im US-Bundesstaat Minnesota hat entschieden, dass die Kazaa-Nutzerin Jammie Thomas-Rasset 1,5 Millionen Dollar (1 Million Euro) Schadenersatz an das US-Musiklabel Capitol Records zahlen muss. In dem seit vier Jahren laufenden Rechtsstreit wirft die Musikindustrie Thomas-Rasset vor, 24 Songs illegal über die Tauschbörse Kazaa zum Download angeboten zu haben.

„Wir danken erneut den Geschworenen für ihre Dienste, und dass sie die Schwere des Fehlverhaltens der Beklagten erkannt haben“, teilte die Recording Industry Association of America (RIAA) mit, die die Interessen der vier großen Musiklabels vertritt. „Mit drei Jury-Entscheidungen im Rücken hoffen wir, dass Thomas-Rasset nun endgültig die Verantwortung für ihre Handlungen übernimmt.“

Thomas-Rasset kündigte hingegen eine erneute Berufung an. „Wir werden unsere verfassungsmäßigen Rechte nutzen“, sagte ihr Anwalt Kiwi Camara. „Der Kampf geht weiter.“

In einer ersten Instanz hatte ein Gericht Thomas-Rasset 2007 für schuldig befunden und einen Schadenersatz von 222.000 Dollar festgesetzt. Später revidierte der Richter seine Entscheidung aufgrund eines Fehlers und setzte eine neue Verhandlung an. Im zweiten Verfahren wurde Thomas-Rasset 2009 zur Zahlung von 1,92 Millionen Dollar verurteilt.

Der zuständige Richter entschied darauf hin, der Betrag sei „monströs und schockierend“. Er reduzierte die Summe auf 54.000 Dollar. Kurz danach unterbreitete die RIAA der Beklagten einen Vergleichsvorschlag über 25.000 Dollar. Dafür sollte Thomas-Rasset allerdings den Richter auffordern, seine Entscheidung über den millionenschweren Schadenersatz aufzuheben und aus den Gerichtsakten zu löschen. Ihre Anwälte wiesen das Angebot umgehend zurück, was zu der jetzt verhandelten Berufung der RIAA führte.

In einem ähnlichen Fall hatte eine US-Bundesrichterin im Juli den gegen den Physik-Doktoranden Joel Tenenbaum verhängten Schadenersatz von 675.000 Dollar als „verfassungswidrig überhöht“ bezeichnet. Sie reduzierte die Geldstrafe auf 67.500 Dollar.

Die Entscheidung wurde damals als Signal dafür gewertet, dass immer mehr Richter nicht mit der Höhe der Schadenersatzforderungen einverstanden sind, die Geschworenengerichte in den USA verhängen. Unklar ist, ob sich der für den Fall Thomas-Rasset zuständige Richter Michael Davis erneut über eine Jury-Entscheidung hinwegsetzen und die Forderung von 1,5 Millionen Dollar einkassieren wird.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

2 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

3 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

3 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

3 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

4 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

5 Tagen ago