Britische Studie konstatiert zunehmenden Überwachungsstaat

Eine aktuelle Studie behauptet, dass Großbritannien „in eine Überwachungsgesellschaft schlafwandelt“. Das Surveillance Studies Network (SSN) hat sie im Auftrag einer Kommission des Unterhauses erstellt, wie die Zeitung Guardian berichtet.

Das Bild von der schlafwandelnden Überwachungsgesellschaft hatte ursprünglich der Informationssachverständige der Regierung angesichts der ersten Auflage des Reports 2006 geprägt. In der Neuauflage heißt es aber, diese Warnung sei heute keinen Deut weniger stichhaltig als 2006. Als Beispiele nannte die Studie die Entwicklung von Überwachungsdrohnen, an Flughafen aufgestellte Körper- oder Nacktscanner sowie Überwachungmaßnahmen am Arbeitsplatz. Außerdem seien Videoüberwachungsanlagen an öffentlichen Plätzen inzwischen eher die Regel als die Ausnahme.

Überwachungsanlagen seien besonders bedenklich, da sie einen verschwindend geringen Beitrag zur Verbrechensaufklärung lieferten. Die Studienautoren schreiben weiter, dass Kameraüberwachung die Konzepte Transparenz und Nachvollziehbarkeit untergraben, wenn sie Autokennzeichen automatisch erkennen. Moderne Systeme schafften bis zu 1000 Kennzeichen pro Stunde, heißt es. Die schnelle technische Entwicklung sei auch ein Problem für Regulierer, die beschränkte Mittel zu ihrer Verfügung hätten.

Der Informationsstand der öffentlichen Debatte ist der Studie zufolge heute weit höher als 2006, als der Vorgänger herauskam. „Es gibt aber immer noch zu viele Bereiche, wo die Überwachung intensiver wird und zunimmt.“

Die Studie zählt auch einige krasse Beispiele für Überwachungsfälle in Großbritannien auf. So gebe es einen Trend zu Videoüberwachung in Klassenzimmern, um sowohl Schüler wie auch Lehrer besser zu kontrollieren. Ein japanisches Unternehmen überwache sogar die Arbeitsleistung von Reinigungspersonal durch Auswertung von Beschleunigungsmessern in Handys. Und die britische Polizei habe kürzlich Drohnen getestet, die in 500 Metern Höhe schweben und Infrarotaufnahmen erstellen. Für die Olympischen Spiele 2012 fürchtet das SSN, dass solche Drohnen zum Standardrepertoire gehören werden.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Taugen Kryptowährungen als Unterstützer der Energiewende?

Bankhaus Metzler und Telekom-Tochter MMS testen, inwieweit Bitcoin-Miner das deutsche Stromnetz stabilisieren könnten.

11 Stunden ago

Supercomputer-Ranking: El Capitan überholt Frontier und Aurora

Mit 1,7 Exaflops ist El Capitan nun der dritte Exascale-Supercomputer weltweit. Deutschland stellt erneut den…

15 Stunden ago

Ionos führt neue AMD-Prozessoren ein

Der deutsche Hyperscaler erweitert sein Server-Portfolio um vier Angebote mit den neuen AMD EPYC 4004…

16 Stunden ago

Lags beim Online-Gaming? DSL-Vergleich und andere Tipps schaffen Abhilfe

Beim Online-Gaming kommt es nicht nur auf das eigene Können an. Auch die technischen Voraussetzungen…

17 Stunden ago

GenKI-Fortbildung immer noch Mangelware

Fast jedes zweite Unternehmen bietet keinerlei Schulungen an. In den übrigen Betrieben profitieren oft nur…

17 Stunden ago

Netzwerk-Portfolio für das KI-Zeitalter

Huawei stellt auf der Connect Europe 2024 in Paris mit Xinghe Intelligent Network eine erweiterte…

19 Stunden ago