Beobachter: Microsoft will Novell-Patente durch Kauf dem Markt entziehen

Branchenbeobachter spekulieren über den Grund, warum Microsoft über ein Konsortium 882 Novell-Patente aufgekauft hat. Einige vertreten die Meinung, es handle sich um eine Verteidigungsstrategie gegen Linux – Microsoft wolle verhindern, dass Rivalen die beschriebenen Technologien nutzen können.

Novell geht, wie gestern bekannt wurde, für 2,2 Milliarden Dollar an Attachmate. Für weitere 450 Millionen Dollar veräußert Novell geistiges Eigentum (Intellectual Property Assets) an CPTN Holdings. Dieses Konsortium von Technologie-Unternehmen wird von Microsoft angeführt.

„Die Verbindung zu Microsoft ist mir ins Auge gesprungen … Das ist ein interessanter Vertrag“, sagt Ira Cohen, Managing Director bei Signal Hill Updata, der mit Novells Portfolio vertraut ist. „Microsoft wollte, dass dieses Konsortium die Patente kontrolliert – und wollte verhindern, dass sie in die Hände von VMware oder IBM gelangen.“

Insofern handle es sich möglicherweise um eine reine Verteidigungsstrategie, sagt Cohen. Oder Microsoft bereite sich auf einen Prozess gegen ein Linux-Unternehmen vor und wolle die Rechte dafür nutzen.

Die Vorhersage wird Cohen zufolge dadurch erschwert, dass niemand weiß, wer neben Microsoft wirklich hinter dem Kürzel CPTN steht. Es bestehe aber kein Zweifel, dass die Kartellbehörden den Vertrag genau prüfen müssten, wenn die Details erst der Börsenaufsicht SEC vorlägen.

Auch Andrew Updegrove von Gesmer Updegrove fehlen die nötigen Informationen für ein Urteil: „Wenn wir wüssten, wer die anderen Firmen sind, könnten wir leichter erraten, was Microsoft im Sinn hat. Besonders schwer abzuschätzen ist, welche Prozesse dies nach sich ziehen könnte, in Anbetracht der Tatsache, dass Novell über die Jahre eine Menge geistiges Eigentum angehäuft hat.“

„Ich rate mal, dass die Patentkäufe durch Microsoft etwas mit dem alten Netware-Geschäft zu tun haben, wahrscheinlich Rechte an Netware über TCP oder so etwas“, sagt dagegen Chris Maresca, ein weiterer Analyst, der auf Open Source spezialisiert ist. „Vielleicht hat das was mit SCO/Unix zu tun – wäre das nicht lustig?“ Der jahrelange Prozess zwischen den Novell und SCO um Urheberrechte an Unix, Lizenzgebühren für Linux-Installationen und dem angeblichen Diebstahl geistigen Eigentums war im Juni 2010 zu Ende gegangen, als der zuständige Richter eine Neuaufnahme des Verfahrens endgültig verweigerte.

ZDNet.de Redaktion

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