Spätestens mit der Vorstellung einer „Google Voice“-Variante für Firmenkunden, mit der noch in diesem Jahr gerechnet wird, dürfte die Suchmaschinenfirma ernsthaft versuchen, den etablierten Platzhirschen Marktanteile abzujagen. Das sieht auch Branchenanalystin Dorota Oviedo von Frost & Sullivan so: „Obwohl Google diese Strategie nicht öffentlich verkündet hat, ist klar ersichtlich, dass das Unternehmen erfolgreich in den UCC-Markt einsteigt, indem es seinem Portfolio kontinuierlich neue UCC-Anwendungen hinzufügt und sich darauf konzentriert, diese zu Integrieren.“
So tüfteln Entwickler gerade an zahlreichen Business-Apps, die branchenspezifische Lösungen bieten. Angeboten werden die cloudbasierten Anwendungen im „Google Apps Marketplace“, der im März 2010 an den Start ging. Schnürt man die Google Apps und das kommende Voice-Angebot zusammen, könnte daraus ein Unified-Communications-Angebot entstehen, das für Unternehmen interessant ist.
Die Manager der etablierten Anbieter im Bereich Unified Communications reagieren auf die Frage, ob Google zu einer Bedrohung in ihrem angestammten Geschäftsfeld werden könnte, fast durchweg diplomatisch bis ausweichend. „Natürlich verändert das Internet mit seinen reichhaltigen Anwendungen auch die Unternehmenskommunikation“, sagt Andreas von Meyer zu Knonow, Geschäftsführer bei Avaya Deutschland. Das Google-Know-how sieht er aber eher als Vervollständigung des eigenen Angebots: „Wir haben für unser neuestes Produkt, Avaya Flare Experience, Android als Betriebssystem-Plattform gewählt.“ Das Avaya Flare Experience ist eine Art business-orientiertes Tablet mit Schwerpunkt auf Kollaborations und Kommunikationsfunktionen – vergleichbar mit dem von Cisco angekündigten Android-Tablet Cius.
Ein weiteres Beispiel für solche Kooperationen sei Skype: „Kontaktanfragen über Skype werden zukünftig in Unternehmen auf etablierte Standards wie SIP umgesetzt. Wichtige Sicherheitsfunktionen sowie die Nachverfolgung, Sprachaufzeichnung und das Einhalten regulatorischer Auflagen übernimmt dabei die Avaya-UC-Lösung.“
Wird sich Google jedoch wirklich mit der Rolle des Kooperationspartners oder Know-how-Zulieferers begnügen? Tim Stone, European Marketing Director bei Cisco, weißt auf bestimmte Faktoren hin, die im Businessbereich wichtig sind: „Das UCC-System sollte auf einer robusten Netzwerk-Infrastruktur basieren, mit Quality-of-Service, Sicherheits- und Management-Software. Das sind Kernanforderungen für alle Unternehmen, deren Geschäftstätigkeit auf Kommunikation basiert.“
Keine Frage: Während etwa die Partner von Cisco – zumeist größere Systemhäuser – bei der Einführung von Unified-Communications-Lösungen stets die betrieblichen und technischen Anforderungen ihrer Kunden im Blick behalten, könnte das Google als „anonymer“ Software-Anbieter derzeit nicht leisten.
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