TCO will kein reines Monitor-Prüfsiegel mehr sein

Vier Dinge, die weltweit bekannt sind, kommen aus Schweden: die Nobelpreise, ABBA, ein Möbelhaus und das als Gütesiegel für Monitore bekannte TCO-Zeichen. Während die ersten drei jedoch im Bewusstsein der Menschen fest mit Schweden verankert sind, ist das beim TCO-Label nicht unbedingt der Fall. Dieses wird vielmehr als etwas gesehen, was einfach auf jeden Monitor gehört – wobei sich über Bedeutung oder Herkunft nur die wenigsten Gedanken machen.

Der erstaunliche Erfolg des TCO-Siegels ist gleichzeitig aber auch seine Bürde: Für was es genau steht, ist meist unklar. Außerdem wird es fast ausschließlich mit Monitoren assoziiert, obwohl es inzwischen auch für andere Gerätetypen vergeben wird. Schließlich wird durch die Unwissenheit über Details der damit bescheinigten Merkmale angesichts der Flut der von ganz unterschiedlichen Einrichtungen und Organisationen vergebenen Siegel und Auszeichnungen der Wert in Frage gestellt. Von einzelnen Herstellern rein aus Marketinggründen erfundene Symbole, die zusätzlich angebracht werden, tragen ihren Teil zur Verwirrung bei.


Mit klarerem Erscheinungsbild will das TCO-Siegel neue Gerätekategorien erobern (Bild: TCO Development).

Ganz unschuldig war die TCO-Vergabestelle an der Label-Flut auch nicht: Da die Kriterien in den fast zwanzig Jahren ihres Bestehens erweitert und verschärft wurden, gaben zweistelligen Zahlen im Siegel jeweils das Jahr an, auf das sich die Vergabe bezog. Und mit der Veränderung der IT-Ausstattung in Firmen, vor allem der Zunahme mobiler Rechner, weitete die Organisation ihr Tätigkeitsfeld aus: Neben Kriterienkatalogen für Monitore und Desktop-Rechner gibt es inzwischen welche für Notebooks, Netbooks, All-in-One-PCs und sogar Headsets und Projektoren.

Diese veränderte Aufgabenstellung kommt seit einiger Zeit auch in einer neuen Vergabepolitik für die Label zum Ausdruck: Es gibt nur noch zwei, einmal das „normale“ TCO Certified, einmal das TCO Certified Edge, mit dem Produkte ausgezeichnet werden, die mindestens ein weiteres, strenges Kriterium im Bereich Anwenderfreundlichkeit oder Umweltschutz erfüllen.

Außerdem hat sich das ursprünglich von der vom Dachverband der schwedischen Angestelltengewerkschaften für Ergonomie ins Leben gerufene TCO-Siegel den veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst: Zusätzlich zu Anforderungen an Benutzerfreundlichkeit und Ergonomie aus Sicht des Anwenders werden Umweltschutzaspekte sowie die Balance zwischen beiden wichtiger. Zudem fließen allmählich immer mehr Kriterien ein, für die Hersteller ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden müssen – etwa, indem sie Mindestvoraussetzungen für die Arbeitsbedingungen bei Zulieferern und Auftragsfertigern festsetzen.

Während der Bereich der sozialen Verantwortung der Hersteller erst am Anfang steht, aber in den kommenden Jahren immer weiter ausgebaut werden soll, hat die Balance zwischen Ergonomie und Umweltschutz schon Tradition. DUrch sie unterscheidet sich das TCO-Label von reinen Umweltsiegeln. Beispielsweise erreichen sehr sparsam mit Strom umgehende Monitore Spitzenwerte in diesem Bereich nur durch Verzicht auf Qualitätsaspekte. Reine Umweltsiegel erfassen dieses Problem nicht. Gerade für gewerbliche Einkäufer ist das aber wichtig.

Ebenfalls wichtig ist die Wertigkeit des Siegels. Ein Test einer dem US-Kongress untergeordneten Behörde im Frühjahr dieses Jahres hat erhebliche Schwächen des Energy-Star-Labels aufgezeigt. Die vergebende Umweltbehörde hat schnell reagiert und die Palette der Produkte erweitert, für die eine Selbstauskunft des Anbieters nicht mehr ausreicht, sondern tatsächlich ein Test vorgenommen werden muss, bevor es mit dem Label in Verkehr gebracht werden darf. Prinzipiell daraus gelernt haben die US-Organisatoren offenbar jedoch nichts. Denn auch das vom Green Electronics Council, einer gemeinnützigen Stiftung, vergebene EPEAT-Label beruht auf einer Selbstauskunft.

Im Gegensatz dazu werden alle Produkte, die das TCO-Siegel tragen, von einem unabhängigen Labor auf die Einhaltung der Kriterien getestet. Außerdem prüft die schwedische Organisation mittels Stichproben, ob das zum Test bereitgestellte Produkt auch repräsentativ war. So soll vermieden werden, dass Hersteller „geschönte“ Testmuster anliefern und Produkte mit dem Siegel auszeichnen, die es überhaupt nicht verdient haben.

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ZDNet.de Redaktion

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