Virenschutz mit PC-Reparatur: AVG Internet Security 2011

Die Standardaussage der Anbieter von Sicherheitspaketen lautet meist: „schnellere Scans, leichter zu bedienen, höhere Leistung“. AVG hat nun eine neue Version herausgegeben, die alle drei Ansprüche erfüllen will. Sicherlich sind die Scans schneller, das Programm lässt sich einfacher installieren, und dank einiger Änderungen an der Benutzeroberfläche ist es leichter zu bedienen. Doch kann man aufgrund von Änderungen an der Engine für die Erkennung und Beseitigung von Bedrohungen nur schwer zu einer Schlussfolgerung gelangen, bevor nicht unabhängige Labore die Ergebnisse ihrer Effizienztests mitteilen.

Installation

Der Installationsvorgang ist beim neuen AVG Internet Security 2011 schneller geworden, aber nicht so flink wie die einminütigen Installationen bei einigen Mitbewerbern von AVG. Das Programm benötigt vom abgeschlossenen Download bis zur Funktionsbereitschaft etwa fünf Minuten. Die Anzahl von Installationsbildschirmen, die der Benutzer zu sehen bekommt, ist von 13 in der vorigen Version auf fünf in der 2011er-Version gesunken.

Obwohl AVG Internet Security 2011 nicht kostenlos ist, wird per Default eine Toolbar installiert und die Suchmaschine auf Yahoo umgestellt. Wer keine sogenannte Crapware mag, muss zwei Häkchen ausklicken.

Die Installation beinhaltet eine optionale Registrierung, die kostenlos ist und die man aus der Programmoberfläche heraus vornehmen kann. Wer anfangs die Installation der Toolbar abwählt, sie später aber doch möchte, muss den Installer noch einmal ausführen, um diese Komponente zu erhalten.

Benutzeroberfläche

Die Benutzeroberfläche der 2011er-Version wurde zwar nur geringfügig geändert, doch wird dadurch die Benutzerfreundlichkeit durchaus verbessert. Die Navigationsabschnitte oben und links wurden mit hellem Text auf dunklem Grund neu dekoriert. Die Hauptbedienelemente in der Mitte des Fensters sind nach wie vor standardmäßig in schwarzem Text auf weißem Grund gestaltet. Das Symbol für den Sicherheitsstatus ist jetzt einfacher und größer.

Eine neue Schaltfläche für die automatische Reparatur von Sicherheitslücken auf Knopfdruck befindet sich jetzt neben dem alten roten X, wenn die Systemsicherheit kompromittiert ist. Sie verschwindet wieder, wenn die Sicherheit des Systems wiederhergestellt ist.


AVG Internet Security 2011 lässt sich schneller installieren und dank einiger Änderungen an der Benutzeroberfläche ist es leichter zu bedienen
(Screenshot*: Seth Rosenblatt/CNET).
*Die Screenshots und die Bildergalerie in diesem Artikel stammen von AVG Anti-Virus Free 2011, das dieselbe Benutzeroberfläche und Scan-Engine wie AVG Internet Security 2011, aber weniger Funktionen hat.

Zu der Schaltfläche zum Aktualisieren auf Knopfdruck auf der seitlichen Navigationsleiste gesellt sich nun eine Schaltfläche zum sofortigen Scannen auf Knopfdruck. Die Navigationsleiste sieht mit ihren größeren Schriften und Zeitangaben für den letzten Scan und das letzte Update jetzt auch aufgeräumter aus.

Für diejenigen, die nicht so vertraut mit der Benutzeroberfläche sind, hat AVG Symbole für die Sicherheitskomponenten in einem zentralen Feld angelegt. Mit einem Doppelklick auf eines dieser Symbole erfährt man mehr über das jeweilige Werkzeug sowie die grundlegenden Konfigurationseinstellungen. Erweiterte Einstellungen stehen unter Tools in der Menüleiste oben im Fenster zur Verfügung. Die Änderungen an der Benutzeroberfläche sind zwar gering, dennoch ist AVG dadurch leichter zu bedienen.

Funktionen und Support

AVG Internet Security hat dieses Jahr auch einige neue Schutzfunktionen hinzubekommen. Die Software bietet eine „Smart-Scan-Funktion“, die auf das Verhaltenserkennungsnetzwerk von AVG zugreift, um bekannte Dateien nur einmal zu scannen und dann erst wieder zu scannen, wenn Änderungen erkannt werden. Wie bei den Wettbewerbern besteht dieses Netzwerk von AVG aus Benutzern, die anonym Daten in die Cloud übermitteln. Man kann die Bereitstellung seiner Daten bei der Installation oder später im Optionen-Menü abwählen. AVG zufolge wird durch die Abwahl die Sicherheit des Computers nicht beeinträchtigt.


Ein weiteres wichtiges neues Feature ist der Schieberegler für die Nutzung der Systemressourcen unten im Fenster. Mit ihm kann man einstellen, wie stark die Virensuche das System belasten soll (Screenshot: Seth Rosenblatt/CNET).

Die Smart-Scan-Technologie stellt auch einen eingebauten Systemressourcenmanager bereit, der das Scannen priorisiert. Wenn ein Scan für die Zeit geplant ist, zu der der Computer verwendet wird, wird der Scan automatisch beschränkt, so dass er langsam läuft, ohne die anderen Aufgaben des Computers zu behindern. Wenn der Manager erkennt, dass sich der Computer im Leerlauf befindet, teilt er dem Scan mehr Leistung zu. Diese Funktion ist mit einem Schieberegler ausgestattet, so dass man ihre Empfindlichkeit anpassen kann.

Eine weitere wichtige Verbesserung hat der AVG LinkScanner erfahren. Er scannt Links, die auf Facebook und MySpace gepostet werden, und setzt einen grünen Haken neben sichere Links. Unsichere Links erhalten ein rotes X mit einer Bemerkung, die besagt, dass der Link von AVG bewertet wurde.

Zeitgleich mit der neuen Version hat AVG eine Website namens Threat Labs eröffnet. Die Site ist als Click-Through-Landing-Page für Benutzer konzipiert, die mehr über die Bewertungen des LinkScanners erfahren möchten. Sie ist aber auch direkt erreichbar, so dass Anwender, die den LinkScanner nicht benutzen, Links spontan bewerten können.

Für Vista- und Windows-7-Benutzer gibt es ein neues Gadget, mit dem sie Scans per Knopfdruck auslösen können, ohne die ganze Benutzeroberfläche öffnen zu müssen. Es enthält auch Links zu den Twitter- und Facebook-Seiten von AVG, die Informationen zu aktuellen Bedrohungen enthalten.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Engines zur Bedrohungserkennung in der kostenlosen Version jetzt mit denen in den Premium-Upgrades identisch sind. Das heißt, Benutzer von AVG Free müssen nun nicht mehr befürchten, dass sie eine geringere Grundsicherheit haben. Bei unabhängigen Benchmarks haben die AVG-Versionen des letzten Jahres hohe, aber nicht durchgängig gleich gute Bewertungen erzielt.

Ebenfalls neu ist der „PC Analyzer“. Er durchsucht den Computer nach Registrierdatenbank- und Festplattenfehlern und enthält auch ein Festplatten-Defragmentierprogramm sowie eine Funktion zur Bereinigung von beschädigten Verknüpfungen. Um Reparaturen vornehmen zu können, muss man das separate Werkzeug PC Analyzer herunterladen, wenn die Suche abgeschlossen ist. Andere erstklassige Funktionen, die in AVG Internet Security 2011 enthalten sind, sind unter anderem eine Firewall, ein Identitätsschutz, ein Online Shield, um vor dem Download von Schadsoftware zu schützen und Links in Sofortnachrichten zu scannen, ein Spam-Blocker, prioritäre Updates auf neue Versionen von AVG und 24 Stunden täglich Telefonsupport für die Installation, Reparatur und Fehlersuche auf dem PC. Am Download-Scan ist bemerkenswert, dass er bei der Überprüfung von Dateien, die per Instant Messaging versendet werden, alle Ports überwacht, nicht nur Port 80.

Zwar genießen Toolbars schon seit Langem nicht mehr die Gunst von Browser-Kennern, weil sie die Stabilität beeinträchtigen und die Performance herabsetzen, doch heißt es bei AVG, dass die Toolbar immer noch ein beliebtes Feature sei. Neben der Standardoption, Schaltflächen zur Toolbar hinzuzufügen, über die man die am häufigsten besuchten Websites aufruft, etwa Facebook oder die Website seiner Bank, kommt dieses Jahr eine Schaltfläche bei der Toolbar neu hinzu, die direkt mit der LinkScanner-Technologie verbunden ist. Über sie erfährt man, ob die Seite, auf der man sich gerade befindet, sicher, unsicher, potenziell unsicher oder unbekannt ist. Dabei wird das Farbschema des LinkScanners mit den Farben Grün, Rot, Gelb und Grau verwendet. Zum Glück ist die Toolbar nicht erforderlich, um die Vorteile des LinkScanners nutzen zu können.


Toolbars stoßen bei Browsernutzern meist auf wenig Gegenliebe. AVG behauptet für seine das Gegenteil (Screenshot: Seth Rosenblatt/CNET).

Leistung

AVG behauptet, die Scans seien bei den neuen Versionen von AVG dreimal so schnell wie im letzten Jahr. Bei den Benchmarks von CNET Labs stellt sich heraus, dass AVG Internet Security 2011 sich von allen dieses Jahr getesteten Sicherheitspaketen am stärksten auf die Bootdauer des Computers auswirkt. Es verlängert die Bootzeit um mehr als 14 Sekunden. Das Herunterfahren benötigt fünf zusätzliche Sekunden. Die Auswirkung auf die Systemperformance ist durchschnittlich, wenn der Computer den Bootvorgang erst einmal abgeschlossen hat. AVG Internet Security hatte jedoch eine der kürzesten Scan-Zeiten der bisher getesteten 2011er-Pakete und brauchte 480 Sekunden für den ersten Scan.

CNET-Labs-Benchmark-Ergebnisse der AVG-2011-Produkte*

Sicherheitslösung Boot-
zeit
Shut-
down-
zeit
Scan-
dauer
MS-Office Perfor-
mance
iTunes-
Deko-
dierung
Media-
Multi-
tasking
Cinebench
Ungeschütztes System 42,50 11,28 917 180 780 4795
AVG Anti-Virus Free 2011 55,24 11,59 548 1039 200 870 4709
AVG Internet Security 2011 56,21 16,3 480 1043 198 820 4759


*Alle Testmessungen in Sekunden außer Cinebench. Beim Cinebench-Test gilt: je höher die Puntkzahl, desto besser.

Bei den anderen Tests performt AVG durchschnittlich. Die Performance von MS Office und die Cinebench-Ergebnisse liegen knapp unter dem Schnitt, iTunes-Dekodierung und Medien-Multitasking etwas darüber. Insgesamt ist der Systemstart viel langsamer, die Scans sind schnell, das Herunterfahren dauert nur wenig länger, und die Beeinträchtigung der allgemeinen Systemleistung ist mittelmäßig.

Schwieriger ist es, die Wirksamkeit von AVG Internet Security 2011 zu beurteilen, weil unabhängige Tests nur für die Ausgaben der vorigen Jahre verfügbar sind. Beim Test von AV-Test.org unter Windows 7 im zweiten Quartal 2010 erzielte AVG Internet Security 9 (Ausgabe 2010) 14,5 von insgesamt 18 Punkten. Andere Pakete erzielten bessere Ergebnisse, auch wenn AVG 5,5 von 6 Punkten für den Schutz erhielt. (Es erzielte 4 Punkte für Reparatur und 5 für Benutzerfreundlichkeit.) Norton, G-Data Internet Security 2010 und Panda Internet Security 2010 waren die einzigen Pakete, die so gute Bewertungen in der Kategorie Schutz erhielten.

Zu AVG Anti-Virus 9 (Ausgabe 2010) meint AV-Comparatives.org, dass es eine bessere Leistung bringen könnte. In der On-demand-Detection vom August 2010 erzielte AVG nur die Bewertung Advanced, nicht Advanced+; es erzeugte zahlreiche Fehlalarme, hatte eine durchschnittliche Scan-Geschwindigkeit und eine Erkennungsrate von 98,3 Prozent. Beim selben Test im Februar 2010 erzielte AVG die gleiche Bewertung, hatte wenige Fehlalarme, eine durchschnittliche Scan-Geschwindigkeit und eine Erkennungsrate von 94,2 Prozent.

Dennis Technology Labs, ein Mitglied der Anti-Malware Testing Standards Organisation (AMTSO), befand im August 2010, dass AVG Anti-Virus Free 9 (Ausgabe 2010) eine Gesamtbewertung von 45 (PDF) für den Schutz verdiente, also unterdurchschnittlich abschnitt.

Bei AVG hofft man, dass die Änderungen an der Erkennungsengine in diesem Jahr zu besseren Bewertungen führen, doch kann man dem Paket derzeit kaum die bestmögliche Bewertung geben. Immerhin sind die Bewertungen der Wirksamkeit ähnlich wie die Benchmarks von AVG: stark in einigen Tests, schwächer in anderen, aber mit Hinweisen darauf, dass dieses Jahr große Fortschritte erzielt wurden.

Fazit

AVG Internet Security 2011 bietet nach wie vor ein ausgezeichnetes, aber nicht perfektes Sicherheitsniveau, sieht sich jedoch einer immer stärker werdenden Konkurrenz durch andere Hersteller von Sicherheitspaketen ausgesetzt. Benutzer, die auf AVG Free vertrauen, werden zu schätzen wissen, dass das Premium-Produkt sein Bestes gibt, damit sich ein Upgrade lohnt, doch kann man es kaum rechtfertigen, Geld auszugeben, wenn die Bewertungen der Wirksamkeit nicht herausragend sind.

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  • ZDNet.de Redaktion

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