Abgesehen vom gebogenen Display gehört NFC wohl zu den größten Neuerungen des Google-Handys. NFC steht für Near Field Communication – und ist, kurz und knapp gesagt, etwas mit RFID und Konsorten vergleichbar. Also mit jener Technologie, die bei berührungslosen Hotel- oder Bürotürschlössern mit einer Karte oder einem Schlüsselanhänger für die Identifizierung sorgt, die Dauerparkern in Tiefgaragen berührungslos die Schranke öffnet oder im Kleidungsgeschäft den Alarm auslöst, wenn Gegenstände mit Sicherungsetiketten zwischen den Sensoren erfasst werden.
Im einfachsten Fall funktioniert NFC allerdings genau andersherum. Während bei Hoteltüren die Elektronik im Schloss verbaut ist und der Nutzer nur eine „dumme“ Plastikkarte mit sich trägt, hat der Nutzer von NFC mit seinem Handy die „intelligente“ Seite der Medallie in der Hand. Das „dumme“ Gegenstück ist beispielsweise an der Wand angebracht.
Ganz konkret gibt es in Deutschland bereits seit Anfang 2007 einen Feldversuch. Die Deutsche Bahn hat alle Bahnhöfe in Berlin und Potsdam sowie die Stationen auf den Strecken zwischen Berlin, Hannover, Frankfurt und dem Ruhrgebiet bereits mit den sogenannten Touchpoints ausgestattet – kleinen, unscheinbaren Kästchen oder Aufklebern, die das Gegenstück zum NFC-Handy darstellen. Derzeit nutzen circa 3500 Personen diesen Service. Man registriert sich als Kunde, richtet sein Handy entsprechend ein und hält es vorm Einsteigen in den Zug kurz an den Touchpoint am Bahnhof. Nach dem Verlassen des Zuges „meldet“ man sich am Endbahnhof auf die gleiche Weise wieder ab – und erhält am Monatsende eine Rechnung.
Die Deutsche Bahn wurde bereits kontaktiert, um Touch & Travel direkt mit dem Nexus S ausprobieren zu können. Vermutlich ist dafür eine Android-App notwendig, die derzeit noch nicht zur Verfügung steht. Die Pressestelle der Bahn kommt in dieser Sache auf die Redaktion zurück – der Artikel wird dann an dieser Stelle aktualisiert. Unterm Strich ist NFC derzeit also eigentlich noch kaum nützlich. Nur ein kleiner Teil der Bahnfahrer beginnen und beenden ihre Fahrten derzeit überhaupt an Stationen, die entsprechend ausgestattet sind – und viele der potentiellen Nexus-S-Käufer werden wohl so gut wie nie an entsprechenden Stationen vorbeikommen. Immerhin, Touch & Travel wird ausgebaut.
Künftig wird man über NFC aber wohl auch Kontaktdaten von einem Handy zum anderen durch einfaches Aufeinanderhalten austauschen, die Bezahlungen an Getränkeautomaten durchführen oder an der Tankstelle oder im Supermarkt nicht mehr die EC- oder Kreditkarte, sondern das Smartphone aus der Tasche ziehen. Bei der Technik gibt es derzeit noch das Henne-Ei-Problem: Mangels Verbreitung entsprechender Endgeräte gibt es kaum Anwendungszwecke, und mangels Anwendungsmöglichkeiten verbauen die Handy-Hersteller die Technik nicht in ihren Geräten. Aber immerhin, Google geht den nächsten großen Schritt – und auch Apple sagt man nach, stark an NFC interessiert zu sein. Diversen Gerüchten zufolge könnte man das kommende iPhone 5 wohl auch als Ticket- und Kreditkartenersatz benutzen. Vorausgesetzt, die entsprechende Infrastruktur ist bis dahin gegeben.
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