MySQL ist bereits unter dem Namen MariaDB geforkt. OpenOffice.org ereilte das gleiche Schicksal als LibreOffice. Auch von OpenSolaris gibt es eine neue Gabelung namens IllumOS. Normalerweise geht man davon aus, dass eine Reinraumimplementierung, bei der Software kopiert, ihr Code aber von Grund auf neu entwickelt wird, rechtlich gesehen sicherer ist als Forken, doch wirft Oracles Klage gegen Google wegen der Dalvik-Engine ein neues Licht auf die Situation in Bezug auf Java; wobei Oracle jüngst mit Sun auch Patente als Waffe erworben hat.
Der größte Teil des Codes, der den Kern des Java-Software-Ökosystems ausmacht, wurde unter einer Open-Source-Lizenz freigegeben. Die Entwicklung der Java-Spezifikation ist in gewissem Maße ein offener Prozess, der unter der Federführung des Java Community Process (JCP) stattfindet. Das Java Specification Participation Agreement stellt JCP-Mitgliedern das Java Technology Compatibility Kit (oder TCK) zur Verfügung. Zu den Mitgliedern zählt auch die Apache Software Foundation, die eine copyfree lizenzierte Implementierung von Java namens Apache Harmony im Einklang mit dem JCP und dem JSPA entwickelt.
Für die künftige Entwicklung von Java-Technologien versucht Oracle jedoch nun, die Offenheit dieser Technologien zu beschränken. Insbesondere geht es Oracle darum, Java-Implementierern wie der ASF (Apache Software Foundation) jeglichen freien, gemäß Open-Source-Software lizenzierten Zugang zum TCK zu verweigern. Die ASF befürchtet, dass sie dann Harmony nicht mehr unter der Apache-Lizenz anbieten können wird. Die Haupteinschränkung ist eine Field-of-Use-Beschränkung, die in diesem Fall die Verwendung in Mobilplattformen verbietet – genau der Anwendungsbereich, in dem Googles Dalvik implementiert wird.
Es sieht so aus, als bestünde Oracles Plan darin, die Nutzung von Java-Implementierungen an bestimmten Märkten zu verbieten, speziell in Mobilplattformen, so dass das Unternehmen sein eigenes Java-Angebot an diesen Märkten ohne Konkurrenz zu Geld machen kann. Statt nun Open-Source-Software einfach so zu lassen, wie sie ist, versucht Oracle, jede Konkurrenz zu beseitigen, so dass das Unternehmen mühelos den Markt beherrschen kann.
Die Vertreter der Apache Software Foundation sind natürlich nicht glücklich über diese Entwicklung und haben erklärt, dass der Rückzug aus der JCP möglicherweise die einzige vernünftige Alternative für sie ist, wenn die Field-of-Use-Beschränkungen tatsächlich durchgesetzt werden. Da die ASF im Spiel bleiben möchte, gab sie ihre Absicht bekannt, gegen Oracles Field-of-Use-Beschränkungen zu stimmen. ASF-Mitbegründer Jim Jagielski fügte hinzu:
Wenn Java 7 niedergestimmt wird, bedeutet dies, dass weitergekämpft werden muss, dass der JCP-Prozess immer noch ein Community-Prozess ist. In diesem Fall stehen wir dazu und sorgen dafür, dass der gerechte Kampf weitergeht.
Wenn Oracle bereit ist, einen Krieg deswegen anzuzetteln, ist klar, dass die Apache Software Foundation ebenfalls kämpfen wird, so lange es noch etwas zu kämpfen gibt. Die Open-Source-Community wird Apache hierbei sicher beistehen und sich weigern, Oracles neues Java-Regiment substantiell zu unterstützen. Es wird möglicherweise Auseinandersetzungen innerhalb der Community hierüber geben, da die Java-Sprache unter der Führung von Sun mit den Jahren viel Unterstützung gewonnen hat. Letztendlich ist jedoch schwer zu sagen, wie angesichts von Oracles Politik der verbrannten Erde gegenüber dem Wettbewerb am Markt für Mobilgeräte diese Art von Unterstützung für Java in den Open-Source-Communities lange überleben soll.
Oracle hat seinen Krieg gegen Java von Drittanbietern bislang von einer auf mindestens zwei Fronten ausgeweitet. Er wird sich wahrscheinlich noch weiter ausbreiten, gleichgültig, ob sich Oracle an diesem Punkt bewusst neue Ziele auswählt oder nicht. Am besten, man wartet die weitere Entwicklung gelassen ab.
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