In den USA inhaftierter Wikileaks-Informant möglicherweise gefoltert

Die Haftbedingungen des mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning in einem Gefängnis im US-Bundesstaat Virginia sollen Folter gleichkommen. Manfred Nowak, UN-Sonderberichterstatter für Folter, habe eine offizielle Beschwerde erhalten, sagte sein Sprecher Xabier Celaya gegenüber der Nachrichtenagentur Associated Press (AP).

Demnach haben Besucher berichtet, dass Manning täglich 23 Stunden allein in einer Zelle verbringen müsse. Zudem soll er weder über ein Bettlaken noch ein Kissen verfügen. Die Vereinten Nationen könnten die USA auffordern, etwaige Verstöße gegen die Menschenrechte abzustellen.

Das US-Verteidigungsministerium wies die Vowürfe zurück. Ein Sprecher der Marine sagte gegenüber AP, man kümmere sich darum, dass Manning „sicher, geborgen und bereit für den Prozess“ sei.

Manning selbst hat sich bisher noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Wikileaks kann laut Gründer Julian Assange nicht herausfinden, woher die Informationen stammen, die auf der Site veröffentlicht werden.

In einem Interview mit MSNBC bezeichnete Assange Manning als einen „politischen Gefangenen“. „Wenn wir den Anschuldigungen glauben, hat dieser Mann aus politischen Gründen gehandelt. Er ist ein politischer Gefangener in den Vereinigten Staaten – ohne Prozess, und das seit sechs oder sieben Monaten.“

Mannings Haftbedingungen hätten sich immer weiter verschlechtert. „Sie versuchen, ihn unter Druck zu setzen, um gegen mich auszusagen. Das ist ein ernstes Problem.“ Es sei jedoch „kompletter Unsinn“, Manning als Zeugen zu benutzen. „Ich habe den Namen Bradley Manning nie gehört, bevor er in den Medien aufgetaucht ist“, so Assange.

Das US-Militär hatte Manning Anfang Juni verhaftet, weil er mutmaßlich geheime Informationen an Wikileaks weitergegeben hat. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Der 22-Jährige soll der Enthüllungsplattform jenes Video zugespielt haben, in dem US-Soldaten aus einem Kampfhubschrauber auf unbewaffnete Iraki schießen.

Einen Monat später wurde er offiziell wegen Verrats angeklagt. Ihm werden Verstöße gegen den Uniform Code of Military Justice zur Last gelegt. Möglicherweise ist Manning für die Veröffentlichung der Kriegstagebücher aus Afghanistan verantwortlich.

HIGHLIGHT

Themenschwerpunkt Wikileaks mit Umfrageergebnis

Wikileaks will mit der Veröffentlichung von vertraulichen Dokumenten mehr Transparenz schaffen. Das kommt nicht überall gut an. ZDNet bietet in diesem Special Nachrichten und Hintergrundberichte über die umstrittene Whistleblower-Plattform.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Apple meldet Rekordumsatz im vierten Fiskalquartal

Die Einnahmen klettern auf fast 95 Milliarden Dollar. Allerdings belastet der Steuerstreit mit der EU…

2 Tagen ago

Microsoft steigert Umsatz und Gewinn im ersten Fiskalquartal

Das stärkste Wachstum verbucht die Cloud-Sparte. Microsoft verpasst bei der Umsatzprognose für das laufende Quartal…

2 Tagen ago

Bezahlkarten: Infineon verspricht weniger Plastikmüll

Ein Coil-on-Module-Package integriert Chip und Antenne, was den Kartenkörper fast vollständig recycelbar machen soll.

3 Tagen ago

Firefox 132 schließt elf Sicherheitslücken

Mindestens eine Anfälligkeit erlaubt das Einschleusen von Schadcode. Außerdem erweitern die Entwickler den Support für…

3 Tagen ago

Telekom nennt Termin für 2G-Ende

Zum 30. Juni 2028 soll das 2G-Netz komplett abgeschaltet werden und den Weg für schnellere…

3 Tagen ago

Alphabet übertrifft die Erwartungen im dritten Quartal

Gewinn und Umsatz legen deutlich zu. Zum Wachstum tragen auch die Sparten Cloud und Abonnements…

3 Tagen ago