Astra läutet Ende des analogen Satellitenfernsehens ein


Bild: SES Astra

Der europäische Satellitenbetreiber SES Astra hat letzte Woche darauf hingewiesen, dass die analogen TV-Programme in 500 Tagen abgeschaltet werden. Ab dem 1. Mai 2012 können Besitzer einer Satellitenschüssel nur noch digitale Programme empfangen. Derzeit sehen etwa 3,6 Millionen Haushalte analoges Satellitenfernsehen. Das entspricht etwa 20 Prozent aller Kunden.

Um für den digitalen Empfang gerüstet zu sein, muss mindestens der Receiver ausgetauscht werden. Bei sehr alten SAT-Anlagen muss zudem ein neuer LNB an der Schüssel angebracht werden. Auf der Orbitalposition 19,2° Ost, von der die Sender für den deutschsprachigen Raum ausgestrahlt werden, sendet Astra analoge Programme nur im Frequenzbereich von 10,7 bis 11,7 GHz. Viele Digitalprogramme liegen jedoch im Bereich von 11,7 bis 12,7 GHz. Daher muss ein LNB verwendet werden, der die hohen Frequenzen unterstützt.

Preiswerte Digitalreceiver, die SDTV-Programme empfangen, gibt es für deutlich unter 50 Euro. Wer HDTV-Programme empfangen möchte, muss etwa 100 Euro ausgeben. In dieser Preiskategorie sind auch Receiver erhältlich, die als digitaler Videorekorder eingesetzt werden können. Über die USB-2.0-Schnittstelle lässt sich eine externe Festplatte oder ein USB-Stick anschließen. Ein USB-Stick mit 16 GByte Speicher reicht für etwa drei 90-minütige Filme in SDTV-Qualität. Bei einer HDTV-Aufnahme fassen 16 GByte nur etwa zwei Stunden.

Die öffentlich-rechtlichen Sender strahlen ihre HDTV-Programme unverschlüsselt aus. Privatsender wie RTL und Pro 7 können nur in SDTV kostenlos empfangen werden. Für die HDTV-Programme wird eine „Servicegebühr“ von 50 Euro jährlich für eine Smartcard fällig. Der Receiver muss dabei die HD+-Plattform unterstützen – entweder direkt oder über ein CI+-Modul. Für einige Receiver mit Standard-CI-Schnittstelle ist ebenfalls ein HD+-Modul erhältlich.

HD+ ist bei Fernsehzuschauern unbeliebt. Die Plattform erlaubt den Programmanbietern, das Aufzeichnen von Sendungen zu verbieten. Auch lässt sich das Vorspulen von aufgezeichneten Sendungen unterbinden, damit die Zuschauer gezwungen werden, die Werbung anzusehen. Die Zeitschrift Chip verlieh der Technologie daher die Negativ-Auszeichnung „Bremse des Jahres 2010„. In der Begründung heißt es: „So vereint man die Nachteile von Free- und Pay-TV zu Lasten der Zuschauer: Sie bekommen Werbefernsehen und dürfen auch noch dafür zahlen.“

Der terrestrische Fernsehempfang ist bereits vollständig digitalisiert. Dadurch können mehr Programme in besserer Qualität ausgestrahlt werden. Die Umstellung auf DVB-T verlief in Deutschland ohne nennenswerte Probleme. Da zudem weniger Frequenzen benötigt werden, konnte ein Teil der Fernsehfrequenzen für LTE-800 verwendet werden. Damit soll in den nächsten Jahren eine flächendeckende Internet-Breitbandversorgung via Funk aufgebaut werden.

Für Astra bedeutet die Abschaltung des analogen Fernsehens, dass mehr TV-Programme oder andere digitale Dienste angeboten werden können. Statt einem analogen TV-Programms lassen sich pro Transponder bis zu zehn digitale Fernsehkanäle senden.

Die Kabelanbieter wollen hingegen auch weiterhin analoge Fernsehprogramme anbieten. 30 analoge Fernsehprogramme belegen etwa eine Netto-Bandbreite von 1,5 GBit/s pro Cluster, die für mehr digitale Programme und schnellere Internetanbindung verwendet werden könnten. Für Internet-Kabelkunden bedeutet dies, dass die „Bis-zu-Geschwindigkeiten“ öfter erreicht werden könnten, wenn die Anbieter auf analoge Programme verzichteten.

Sie fürchten jedoch, beim rein digitalen Empfang ihr Privileg zu verlieren, dass Bewohner von Mehrfamilienhäusern für einen Kabelanschluss per Umlage zahlen müssen, auch wenn sie kein Kabelfernsehen wünschen. Da beim digitalen Empfang eine Zugangskontrolle pro Empfangsgerät möglich ist, fiele die Begründung für dieses Privileg weg.

ZDNet.de Redaktion

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