So installiert man Gingerbread auf einem HTC Desire HD

Entwickler gridlock hat gestern ein funktionierendes Build von Android 2.3 (Gingerbread) für das HTC Desire HD (HTC-Codename Ace) veröffentlicht. Fast alle Hardwarekomponenten, wie WLAN, Bluetooth, GPS und GSM/UMTS sind funktionstüchtig. Mit der Kamera lassen sich allerdings nur Fotos aufnehmen. Beim Versuch, ein Video zu drehen, stürzte die Kamera-Applikation im ZDNet-Kurztest ab. Das eingebaute UKW-Radio wird nicht unterstützt.

Auch für die Handys Google Nexus One (Passion), HTC Glacier, Motorola Droid (Sholes), HTC Evo 4G (Supersonic) und HTC Desire Z (T-Mobile G2, Vision) hat gridlock Builds bereitgestellt. Einige der genannten Modelle sind in Europa nicht erhältlich. ZDNet hat allerdings nur das Desire HD getestet. Wegen der großen technischen Ähnlichkeit ist davon auszugehen, dass das Desire Z ebenfalls mit allen Hardwarekomponenten funktioniert.

Die Builds nennen sich RC0 und stammen aus dem Cyanogen-7.0-Baum, der sich derzeit in der Entwicklung befindet und auf Gingerbread aufbaut. Die offiziell stabilen Cyanogen-Releases tragen die Versionsnummern 6.1.0 bis 6.1.2 je nach Handy-Modell. Sie sind FroYo-basierend.

Zur Installation von Gingerbread benötigt man ein „gerootetes“ Desire HD (Anleitung). Seit einigen Tagen verteilt HTC für das Desire HD ein Update mit der Versionsnummer 1.72.405.3. Es soll vor allem das Rooten verhindern. Derzeit ist keine Möglichkeit bekannt, Geräte mit dieser Software zu entsperren. Somit lässt sich auch keine alternative Firmware aufspielen.

HTC Sense wird nach der Installation von Gingerbread nicht verfügbar sein. Das gleiche gilt für andere HTC-Dienste, etwa die Offline-Navigation. Alle Benutzerdaten müssen gelöscht werden. Das Rooten eines Smartphones oder Aufspielen einer alternativen Firmware bedeutet mindestens den Verlust der Garantie. Unter Umständen kann das Gerät sogar irreparabel beschädigt werden. ZDNet übernimmt keine Haftung für Schäden.

Vom Download-Server benötigt man die Dateien ace-cwm3.0.0.img, cm7rc0-ace-12.28-8am.est-gridlock-eng.zip und gingerbread-gapps-hdpi-20101221.zip oder neuere Versionen der genannten Files. Ferner müssen die ADB-Treiber und die Kommandozeilen-Utilities adb und fastboot aus dem Android-SDK installiert sein.

Als erstes spielt man die Dateien cm7rc0-ace-12.28-8am.est-gridlock-eng.zip und gingerbread-gapps-hdpi-20101221.zip in das Root-Verzeichnis seiner SD-Karte. Anschließend aktiviert man unter Einstellungen – Anwendungen – Entwicklung das USB-Debugging. Auf der Kommandozeile gibt man in dem Verzeichnis, in dem adb und fastboot installiert sind, den Befehl adb-windows reboot bootloader ein. Nachdem der Bootloader gestartet ist, flasht man mit dem Befehl fastboot-windows flash recovery ace-cwm3.0.0.img die Beta-Version 3.0 von ClockworkMod. Die Version 2.x unterstützt das ext4-Dateisystem nicht und kann daher für Gingerbread nicht verwendet werden.

Wer sein Gerät mit der Bootloader-Option S-OFF (Security Off) ausgestattet oder die Super-CID 11111111 (Anleitung) installiert hat, kann ClockworkMod 3.0 auch direkt von der Festplatte seines Rechners auf dem Smartphone ausführen, ohne es zu flashen. Dazu nutzt man den Befehl fastboot-windows boot ace-cwm3.0.0.img.

Wer ClockworkMod geflasht hat, kann es starten, indem man das Handy durch Entfernen der Batterie ausschaltet. Danach ist beim Einschalten die Taste Vol- zu drücken. In dem anschließend erscheinenden Menü wählt man mit Vol+ und Vol- den Punkt Recovery und drückt die Power-Taste. Alternativ lässt sich im Normalbetrieb der Befehl adb-windows reboot recovery eingeben.

Nach dem Starten von ClockworkMod sollte man zuerst ein Backup seiner bisherigen Installation anlegen. Anschließend wählt man im Hauptmenü install zip from sdcard und choose zip from sdcard. Als Datei wählt man zunächst cm7rc0-ace-12.28-8am.est-gridlock-eng.zip aus und bestätigt mit Yes. Nach dem Flash-Vorgang kehrt man ins Hauptmenü zurück und wählt das Menü mounts and storage und stellt sicher, dass die System-Partition gemountet ist. Das ist der Fall, wenn in der obersten Zeile „unmount /system“ angezeigt wird (Bild 8). Falls „mount /system“ angezeigt wird, drückt man die Power-Taste, um die Partition einzuhängen.

Nun kehrt man ins Hauptmenü zurück und flasht die Datei gingerbread-gapps-hdpi-20101221.zip. Das geht genauso, wie das Flashen der Datei cm7rc0-ace-12.28-8am.est-gridlock-eng.zip.

Danach wählt man in Hauptmenü wipe data/factory reset, um das Gerät auf die „Werkseinstellungen“ zurückzusetzen. Als letzten Schritt wählt man reboot system now. Danach bootet das Desire HD mit Gingerbread.

Das CyanogenMod-Gingerbread-Build ist selbstverständlich gerootet. Der Kernel hat die Version 2.6.32.27-cyanogenmod, siehe Bild 2. Das ist zwar nicht der neueste, dafür ist er aber gut ausgestattet. Unter anderem sind tun/tap-Unterstützung für VPN-Netzwerke und ein cifs-Modul zum Mounten von SMB-Shares vorhanden. Der Kernel kann die CPU bis 1500 MHz übertakten lassen, etwa mit SetCPU.

Kommandozeilenfreunde können sich über ein gut gefülltes /system/xbin-Verzeichnis freuen, siehe Bild 8. Es gibt unter anderem eine vollständige bash, openvpn, dropbear mit Client-Utilities und tcpdump.

Standard-Unix-Kommandos sind via busybox realisiert, das allerdings eher wenig Befehle beherrscht. Zudem werfen die Compilerflags Fragen auf. Während tail mit allen Optionen kompiliert wurde, lässt sich bei head nur -n benutzen.

Die Oberfläche besteht aus einem Standard-AOSP-Gingerbread-Build mit einigen bekannten CyanogenMod-Erweiterungen. Als einziger Launcher steht ADW zur Verfügung (Bild 1). Der Google-Standard-Launcher ist nicht vorhanden. Einige bekannte CyanogenMod-Elemente fehlen jedoch in diesem Build, etwa die erweiterte Batterieanzeige mit Prozentangaben oder das verbesserte Energiesteuerungswidget. Auch vermisst man die Möglichkeit, grundsätzlich alle Programme auf die SD-Karte verschieben zu können, unabhängig davon, ob der Entwickler das erlaubt, siehe Bild 5.

Das Build ist grundsätzlich praxistauglich. Man stößt sich lediglich an Kleinigkeiten. Wer Deutsch als Sprache wählt, wird feststellen, dass die Texte teilweise zu lang sind und nicht in die vorgesehenen Boxen passen, siehe Bild 3. Der Quadrant-Benchmark stürzt beim 3D-Grafiktest ab, was laut gridlock daran liegt, dass Quadrant native 3D-APIs benutzt, die mit Gingerbread grundsätzlich nicht funktionieren.

In den Kontakten lassen sich nach wie vor keine Geburtstage eintragen (Bild 6), obwohl sie angezeigt werden, wenn man sie am PC eingibt. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn die Kontakt-App ist ja nicht Bestandteil von Android, sondern der Google Apps, die unabhängig vom OS entwickelt und kostenpflichtig an die Hardwarehersteller vertrieben werden. Die CyanogenMod-Entwickler haben ein Arrangement mit Google, dass sie die Google Apps verwenden dürfen, wenn sie in einer getrennten Datei installiert werden müssen.

Fazit

Mit ein wenig Aufwand lässt sich ein Desire HD seit gestern mit einem praxistauglichen Gingerbread-Build versehen. Man muss derzeit lediglich auf die Aufnahme von Videos verzichten. Allerdings stellt sich die Frage, ob sich der Aufwand lohnt, denn Gingerbread ist ein Update, das wenig Neues bringt. Man braucht es nicht wirklich. Der Wechsel von Eclair auf FroYo war bedeutender, denn der neue JIT-Compiler beschleunigt nahezu jede App.

Derzeit gibt es keine App, die Android 2.3 verlangt. Das neue Videoformat WebM ist auch noch nicht übermäßig verbreitet. Allerdings können Hersteller von 3D-Spielen vom neuen OS profitieren.

Über Ankündigungen von Google, dass Gingerbread Oberflächen von Hardwareherstellern obsolet macht, werden HTC-Sense-Fans jedoch nur schmunzeln können, wenn sie sich Gingerbread ansehen. Außer dass einige Controls und Screens ein wenig anders aussehen (mit Betonung auf wenig), hat sich gegenüber FroYo nicht viel getan. Gingerbread ist vor allem „schwärzer“ als FroYo. Viele Elemente, die vorher hell waren, sind jetzt schwarz, weil damit Strom auf Handys mit OLED-Display gespart wird.

ZDNet.de Redaktion

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