Kreditkartendaten sind im Internet viel Geld wert (Bild: Europol).

Europol hat erstmals eine Analyse zur Cyberkriminalität in Europa veröffentlicht. Laut dem Lagebericht „Threat Assessment on Internet Facilitated Organised Crime“ (iOCTA, PDF) verursachen Cyberkriminelle jährlich einen Schaden von rund einer Billion Dollar (775 Milliarden Euro) weltweit.

Europol zufolge hat sich mittlerweile ein eigener Kriminalitätszweig herausgebildet: die „digitale Untergrundwirtschaft“, in der Daten Handelsware sind. Kreditkarteninformationen bringen demnach rund 30 Dollar pro Karte, Bankdaten zwischen 10 und 125 Dollar; auch Zugänge zu E-Mail-Konten werden für bis zu 12 Dollar verscherbelt. Selbst Namen, Adressen, Telefonnummern, Geburtsdatum und Sozialversicherungsnummer sind bares Geld wert.

Jedoch auch „Offline-Kriminelle“ profitieren laut Europol vom Internet – als Kommunikationswerkzeug, Informationsquelle, Marktplatz, Mittel zur Rekrutierung und Finanzdienst. Als Beispiele nennt die Behörde unter anderem Drogen- und Menschenhändler, Schlepper, Geldfälscher sowie Waffenhändler. Insbesondere Dienste wie E-Mail, Instant Messaging und VoIP begünstigten das organisierte Verbrechen, weil sich damit die staatliche Überwachung umgehen lasse.

Mit Hilfe von Onlinebanking lasse sich Geld leichter und schneller bewegen als je zuvor – ungeachtet von Landesgrenzen. Onlinespiele werden Europol zufolge häufig zur Geldwäsche genutzt, ebenso wie In-Game-Währungen virtueller Welten sowie Bezahldienste.

Laut Europol ist durch das Internet vor allem die streng hierarchische Stuktur des organisierten Verbrechens aufgebrochen. Mittlerweile sei es oft nicht möglich, die Köpfe einer kriminellen Gruppierung auszumachen. Viele Mitglieder hätten nur online Kontakt. Die Organisation von Cyberkriminalität bestehe in ihrer Automatisierung, die auf technische Möglichkeiten zurückgreife anstatt auf hohe Mitgliederzahlen. Ausschlaggebenend seien etwa Botnetze.

Die Europäische Union ist laut dem iOCTA-Bericht aufgrund ihrer Infrastruktur eines der Hauptangriffsziele für Cyberkriminelle. Die Mitgliedsstaaten gehören demnach zu den weltweit am häufigsten betroffenen Ländern, wenn es um Malware und Viren geht. Europol geht von steigenden Angriffszahlen aus. Die Gründung eines Europäischen Cybercrime-Zentrums, wie es der EU-Rat kürzlich umrissen hat, sei deshalb unabdingbar.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

2 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

3 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

3 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

3 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

3 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

4 Tagen ago