Intel-CEO: Atom-Tablets profitieren von Betriebssystem-Vielfalt


Paul Otellini (Bild: Intel)

Intel-CEO Paul Otellini hat sich in einer Telefonkonferenz anlässlich der Intel-Quartalsergebnisse ausführlich zu Konkurrenzsituation in allen Bereichen des Prozessormarkt geäußert. Besonders aufmerksam wurden seine Kommentare zu Tablet-CPUs verfolgt, wo Intel weit hinter ARM-Designs zurückzubleiben droht. Otellini sieht hier einen großen Vorteil von Intel-Atom-Systemen: „Wer ein Atom-Tablet baut, kann zwischen mehreren Betriebssystemen wählen, was Intels einmaliger Wettbewerbsvorteil ist.“

Drei Betriebssysteme nannte Otellini: „2011 werden Sie Atom in einer Vielzahl von Tablets sehen, die mit drei Plattformen laufen: Windows, Android und MeeGo.“ Er versuchte, den Eindruck der Messe CES zu verwischen, wo es kaum Tablets mit der neuen Atom-Version Oak Trail gab, aber umso mehr – und darunter spektakuläre Designs – mit Nvidias Tegra 2 auf Basis des ARM Cortex A9.

Einer der großen Vorteile für Intel wird Otellini zufolge der langjährige Vorsprung in der Fertigungskompetenz sein. „Wie wir es jahrzehntelang im traditionellen PC-Markt gemacht haben, werden wir die fortschrittlichsten Silizium-Halbleiter-Technologien der Welt auf diese neuen Bereiche anwenden, um den geringsten Stromverbrauch, die höchste Leistung und die niedrigsten Produktionskosten bieten zu können.“

Außerdem erwartet Otellini nach eigenen Angaben, dass Intel im Tablet-Markt von seinen Erfolgen im Embedded-Segment (etwa medizinische Geräte oder Fahrzeugelektronik) profitieren kann. „Atom ist viel mehr als nur Notebooks. Wir gehen aus dem Jahr 2010 mit viel Schwung heraus, den uns das Embedded-Segment mit über 4900 Design-Bewerbungen und 1700 gewonnenen Designs für Atom-Geräte bringt. Ich erwähne diesen Schwung, um hervorzuheben, dass die Gründe unseres Erfolgs leicht auf den Smartphone-, Tablet- und Unterhaltungselektronik-Markt übertragbar sind: Software-Kompatibilität, Leistung, Stromverbrauch und konsistente Architektur sind für unsere Kunden sehr wichtig. Viele Projekte, die wir in diesem Bereich gewonnen haben, beinhalten eine Umstellung von einer ARM- oder MIPS-Architektur.“

Außerdem profitiere Intel indirekt vom Tablet- und Smartphone-Boom. Schließlich seien seine Server-Prozessoren, die Stütze der Rekordzahlen im abgelaufenen Quartal, die technische Basis vieler Cloud-Computing-Systeme. „Der gesamte Internet-Traffic im Jahr 2010 betrug 245 Exabyte. Wir erwarten, dass er in den kommenden Jahren durch all die neuen Nutzer und Geräte – einschließlich PCs, Smartphones, Tablets, Embedded Devices und Smart TVs – auf über 1000 Exabyte steigen wird. Diese Dynamik erfordert auf Jahre hinaus Hochleistungsserver von Intel. Und nicht nur Server. Intel baut seine Präsenz in Rechenzentren auch durch Prozessoren für Speichersysteme und Netzwerk-Infrastruktur aus. Wenn Intel seine komplette Xeon-Baureihe in der ersten Jahreshälfte 2011 aktualisiert, wird es hervorragend positioniert sein, um von dem Wachstum in diesem Bereich zu profitieren.“

Auch auf eine Bedrohung ging Otellini ein: Windows 8 für die ARM-Architektur. Microsofts auf der CES angekündigte Pläne würden ja genau den Vorteil zunichte machen, den die x86-Architektur des Atom gegenüber der ARM-Architektur hat: Plattformvielfalt. Diese Trendwende nannte Otellini in der Telefonkonferenz einen möglichen „Nachteil“.

„Historisch hat Microsoft ARM immer nur mit seinem Telefon-Betriebssystem und seinem Heimelektronik-Betriebssystem unterstützt“, führte der Intel-CEO aus. „Der Vorteil für Intel liegt darin, dass wir jetzt zum ersten Mal ein komplett neues Design haben, ein für Touch ausgelegtes Betriebssystem, das für Intel ausgelegt ist – etwas, das wir heute nicht haben.“ Mit dieser etwas sarkastischen Äußerung nahm er die Kritik von Intels Marketing-Chef Tom Kilroy auf, der kürzlich gesagt hatte, Intel dränge Microsoft seit Langem zu einem besseren Tablet-Betriebssystem – leider erfolglos.“

„Der Nachteil ist natürlich, falls Office auf diesen Produkten läuft, dass sich potenziell ein Wandel des PC-Markts ergeben könnte.“ Mit dieser Bemerkung erwähnte der Intel-Chef erstmals die Möglichkeit, dass Office auf ARM-Systemen laufen könnte. Er versuchte aber, Sorgen in diese Richtung sofort zu zerstreuen. „Ich bin da in zweierlei Hinsicht skeptisch. Erstens hat dieser Bereich andere Stromspar-Anforderungen, und da ist Intel außergewöhnlich gut. Zweitens erwarten Nutzer dieser Geräte Unterstützung für ältere Ausstattung – etwa Software und Peripherie, was hier von Null an aufgebaut werden müsste.“

ZDNet.de Redaktion

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