Ex-Siemens-Chef von Pierer stellt sich in Autobiografie als Opfer dar

Der ehemalige Siemens-Chef Heinrich von Pierer hat heute seine Autobiografie „Gipfel-Stürme“ vorgestellt. Er beschreibt sich darin als unschuldiges, ahnungsloses Opfer eines Korruptionsskandals hinter seinem Rücken und eines Hausverbots. Von dem weit verzweigten, hochkomplexen System der schwarzen Kassen habe er nichts gewusst. Das bei der Ullstein-Tochter Econ erschienene Buch wird ab morgen in Buchläden und Versandhandel verfügbar sein.

Von Pierer will nicht nur von den unlauteren Kassen – in die in den Jahren zwischen 1999 und 2006 rund 1,3 Milliarden Euro geflossen sind – nichts gewusst haben, sondern beklagt sich außerdem über eine Art Hausverbot bei Siemens. Der Konzern habe ihm schriftlich mitgeteilt, dass er die Räumlichkeiten des Münchener Unternehmens nicht mehr nutzen dürfe. Faktisch handle es sich dabei um ein Hausverbot. Und das, obwohl ihm zugesichert worden war, dass er auch nach seinem Amtsende Fahrer und Büro weiterhin nutzen dürfe, wie die Welt aus dem Buch zitiert.

Agenturen berichten jedoch, dass Siemens Berichte über ein Hausverbot gegen von Pierer zurückweise. Die Regeln für von Pierer seien die gleichen wie für andere ehemalige Vorstände. Kein Alt-Vorstand gehe nach eigenem Ermessen an dem früheren Wirkungsbereich ein und aus, erklärte ein Unternehmenssprecher. Darauf sei auch Herr von Pierer mit seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen hingewiesen worden.

Von Pierer war in den Jahren von 1992 bis 2005 Vorstandsvorsitzender bei Siemens. In dieser Zeit wurde das System der schwarzen Kassen bei Siemens installiert, um im In- und Ausland wichtige Aufträge zu sichern. Die Aufarbeitung dieses Korruptionsskandals kostete das Unternehmen insgesamt rund 2,5 Milliarden Euro. Heute spricht man von einem der größten Korruptionsskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Von Pierer sieht bis heute lediglich eine „politische Verantwortung“ für diesen Skandal. Auch eine Schadensersatzzahlung in Millionenhöhe als Vergleich mit Siemens will er nicht als Schuldeingeständnis verstanden wissen. Er habe die Summe nur gezahlt, um eine „langwierige gerichtliche Fortführung der zermürbenden Auseinandersetzungen zu verhindern.“

Ähnliches wird sich wohl auch der ehemalige Siemens-Zentralvorstand Thomas Ganswindt wünschen. Mit Ganswindt wird der bislang höchste Siemens-Mitarbeiter vor Gericht stehen. Auch gegen den ehemaligen Zentralvorstand Uriel Sharef sowie gegen den ehemalige Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger bereitet die Staatanwaltschaft eine Klage vor, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Sharef und Neubürger sollen sich angeblich wegen dubioser Zahlungen in Argentinien verantworten müssen. Außerdem heißt es, Ganswindt habe von Transaktionen in Russland sowie Nigeria gewusst und nicht gehandelt.

ZDNet.de Redaktion

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