Chancen und Probleme virtueller Telefonanlagen

Da sich jedoch quasi die gesamte IT-Branche derzeit massiv mit dem Thema Cloud Computing beschäftigt, könnte der Wandel in der Telekommunikation aber doch schneller vonstatten gehen, als vor einem Jahrzehnt bei der IP-Telefonie. Marktriesen wie SAP, Oracle und nicht zuletzt Microsoft bieten allesamt in anderen, für Firmen wichtigen Bereichen bereits Lösungen aus der Cloud an und haben weitere Produkte angekündigt. Adressiert wird damit der gesamte Markt – vom Privatanwender bis zum Großkonzern.

„Cloud Computing wird den IT-Markt grundsätzlich verändern“, betonte Microsoft-CEO Steve Ballmer Ende vergangenen Jahresauf einer internationalen Cloud-Computing-Konferenz des Branchenverbands Bitkom in Köln. Für seine im Spätherbst gestartete „Go Cloud“-Initiative nimmt der Konzern aus Redmond allein hierzulande rund 100 Millionen Euro in die Hand. Bis 2013 will er damit die Entwicklung und Implementierung von Microsoft Cloud Services vorantreiben. Die Cloud-Euphorie erstreckt sich auch auf die Telekommunikation:“Microsoft Lync Online“ wird als Komponente von Office 365 in diesem Jahr starten.


„Erst 20 Prozent der Unternehmen wissen, dass es IP-Centrex-Produkte gibt“, so Nfon-Chef Marcus Otto (Bild: Nfon).

Pioniere in der Cloud-Telefonie waren in Deutschland aber nicht Marktriesen wie die Telekom, sondern kleinere Netzbetreiber, etwa die in Köln ansässige QSC AG und der Lösungsanbieter Nfon. QSC bietet die Cloud-Lösung „IPfonie centraflex“ inzwischen im dritten Jahr an. Auch die Münchner Nfon AG hat sich im jungen Marktsegment bereits etabliert.

Das Münchner Unternehmen offeriert die Lösung für geschäftliche Anwender genau wie QSC über Systemhäuser. Es kann mit Bechtle Managed Services bereits auf ein echtes Branchen-Schwergewicht verweisen. Im Gegensatz zum Wettbewerber QSC, der bundesweit ein eigenes Netz betreibt, ist Nfon auf Infrastrukturpartner angewiesen. Aktuell sind Telefonica und BT die wichtigsten Lieferanten.

Telekom und Vodafone testen noch

Die beiden Carrier-Platzhirsche Telekom und Vodafone sind bislang weniger dynamisch: So startete die Deutsche Telekom zwar im Mai letzten Jahres Pilotprojekte mit ihrem Angebot „DeutschlandLAN“. Dieses ist seitdem allerdings noch nicht über den Pilotprojekt-Status hinaus gekommen. Dazu heißt es, die Pilotprojekte seien erfolgreich gestartet, es gebe aber noch „Feinabstimmungsbedarf“. Ein bundesweiter Start soll aber kurz bevor stehen.

Der Wettbewerber Vodafone ist mit seinem Konkurrenzangebot „OfficeNet“ kaum weiter: Die ersten Kunden nutzen den Dienst seit Anfang September. Allerdings ist die Leistungspalette noch unvollständig. Die Planung für den Rollout des kompletten Services, also Festnetz und Mobilfunk, sei aber „in der konkreten Vorbereitung“, teilt das Unternehmen mit.

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ZDNet.de Redaktion

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