Frankreich: Prozessauftakt gegen den Betreiber von eMule Paradise

Vor dem Strafgerichtshof in Paris beginnt heute der Prozess gegen Vincent Valade. Er war von 2005 bis 2006 Entwickler und Betreiber von eMule Paradise. Ihm wird vorgeworfen, über die Site „Filme ohne Zustimmung der Rechteinhaber zur Verfügung gestellt zu haben“.

Valade hat nie selbst Filme zum Download angeboten. Er stellte auf eMule Paradise lediglich den Tauschbörsen-Client eMule sowie bis zu 7113 Links bereit, über die verschiedene Inhalte zum Download angeboten wurden. Darunter befanden sich neben Kopien von Betriebssystemen auch pornographisches Material sowie 4000 Filme. Dafür haben ihn die Vereinigung der französischen Kino-Produzenten (APC), der Verband der französischen Filmverleiher (FNDF) sowie die Studios Universal, Galatée Films, Pathé Renn und der Komiker Jean-Yves Lafesse zivilrechtlich belangt.

Valades Site hatte in ihren besten Zeiten über 300.000 Besucher am Tag. Dadurch, so die Anklage, habe der heute 25-Jährige Werbeeinahmen von etwas über 400.000 Euro erzielt. Das Geld befindet sich französischen Medienberichten zufolge derzeit auf Konten in Belize und Zypern. Mit angeklagt ist daher auch Net Avenir, eine Agentur zur Optimierung des Online-Werberfolgs.

Valade drohen bis zu drei Jahre Haft sowie eine Geldbuße in Höhe von 300.000 Euro wegen Produktfälschung. Zusätzlich bringen die Kläger Schadenersatzforderungen in Höhe von 6 Millionen Euro vor. Sie legen dabei pro Download eines Films einen Verlust von 2 Euro zugrunde.

Das im vergangen Jahr zweimal verschobene Verfahren hat in Frankreich bereits vor Prozessbeginn für viel Aufsehen gesorgt. Die Aussichten für Valade sind aber einigermaßen gut. Das Amtsgericht von Evry hat 2010 den Betreiber von See-Link für nicht schuldig befunden. Über die eMule-Paradise-ähnliche Site waren Download-Links für 2765 Filme, 308 Fernsehserien und 694 Spiele empfohlen worden. Allerdings haben fast alle klagenden Parteien damals angekündigt, gegen das Urteil Einspruch einzulegen.

Update 1. Februar 8 Uhr 40: Nach dreistündiger Beratung hat das Gericht gestern Formfehler in den Ermittlungen festgestellt. Wie die Tageszeitung Le Monde berichtet, sei die vorläufige Festnahme von Valade ohne durch neue Erkenntnisse begründet zu sein lediglich verlängert worden, um mit dem Ziel Druck auf ihn auszuüben, dass er seine Site schließt. Das Verfahren wurde daraufhin an die Ermittungsbehörden zurückverwiesen und auf einen unbestimmten Zeitpunkt vertagt.

ZDNet.de Redaktion

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