Bei IBM trifft Social Software auf Geschäftsprozesse

Den zweite Teil der Social-Business-Strategie – die Web Experience – hat IBM bereits Ende des vergangenen Jahres unter der Bezeichnung „Project Northstar“ vorgestellt. Damit will Big Blue Unternehmen Lösungen in die Hand geben, um die Kundenbindung im Internet zu verbessern. Das zentrale Produkt dafür ist die Customer Experience Suite, in der verschiedene Werkzeuge für den Aufbau eines Online-Channels zusammengefasst sind.

Dazu zählen unter anderem Portal-Software, Web-Contentmanagement, Instant Messaging und Social Software. Auf der Lotusphere demonstrierte IBM einige Funktionen der Suite, zum Beispiel ein intuitives Contentmanagement. Für die kommende Version, die als Beta im Laufe des Jahres herauskommen soll, haben die IBM-Verantwortlichen die Integration mit weiteren Technologien in Aussicht gestellt. Welche das sein sollen, ließen sie jedoch offen.

IBM arbeitet aber nicht nur daran, Contentmanagement zu vereinfachen. Enterprise-Contentmanagement (ECM – also die Verwaltung aller unstrukturierten Informationen im Unternehmen – soll auch durch die Verbindung mit Social Software eine neue Qualität bekommen. Ein Beispiel dafür ist das Advanced-Case-Management: Mitarbeiter erhalten zu einem bestimmten Geschäftsfall – etwa einem Kreditantrag – zum einen alle notwendigen Informationen, zum Beispiel in Form von Dokumenten, Formularen oder E-Mails. Zum anderen können sie dazu die Profile der involvierten Kollegen einsehen, deren Kommentare lesen oder mit ihnen per Instant Messaging in Kontakt treten. Social ECM nennt IBM diese Verknüpfung zwischen Inhalteverwaltung und Web-2.0-Technik.

Ein weiteres Beispiel dafür, wie Big Blue nicht nur die Lotus-Produkte, sondern das gesamte Portfolio in seine Social-Business-Strategie einbezieht, ist die Entwicklungsplattform Rational Team Concert. Diese Lösung wird ebenfalls mit Social-Software-Funktionen aufgepeppt. Softwareentwickler haben auch in diesem Fall die Möglichkeit, über soziale Netzwerke die Hilfe von Experten hinzuzuziehen.

Unter anderem können sie per Blog ein bestimmtes Problem schildern und auf diese Weise Hilfe aus einer firmeninternen oder externen Community anfordern. Weiteres Einsatzszenario: Vor der Fertigstellung eines Softwareproduktes können Entwickler mithilfe von sozialen Netzen die Meinung von Kunden einholen und in ihre Arbeit mitaufnehmen. „Damit schließen wir die Lücke zwischen der Entwicklungsabteilung und dem Business-Bereich“, meint Michael O´Rourke, Vice President für die Rational-Marke.

Die Technik für das vernetzte Arbeiten stellt IBM als Inhouse-Lösung und als Cloud-Service zur Verfügung. Das entsprechende Angebot für Letzteres heißt Lotus Live. Diese Plattform wurde jetzt um ein Werkzeug erweitert. Lotus Live Symphony macht IBMs hauseigene Office-Suite auch in der Datenwolke verfügbar. Nutzer dieses Cloud-Dienstes können innerhalb des Unternehmens oder über Firmengrenzen hinweg mit anderen Anwendern gemeinsam an Dokumenten arbeiten.

Ähnliche Lösungen gibt es bereits von anderen Anbietern, zum Beispiel Microsoft und Google. IBM sieht sein Produkt aber vor allem aus einem Grund im Vorteil – und der hat ebenfalls mit Web 2.0 zu tun. „Lotus Live Symphony ist sehr eng mit unseren Social-Software-Werkzeugen verknüpft“, sagt Bethann Cregg, Director für Online Collaboration. Werkzeuge wie Blogs oder Aktivitätenlisten unterstützten die gemeinschaftliche Arbeit an einem Dokument, so Cregg.

Die zunehmende Konvergenz der Technologien wird wohl auch Einfluss auf die Lotus-Sparte haben. Viele Beobachter wie Gartner-Analyst Tom Austin gehen davon aus, dass Lotus in absehbarer Zeit als eigenständige Marke verschwinden wird. „Die Collaboration-Produkte werden dann IBM- und keine Lotus-Produkte mehr sein“, so Austin. Auch vor diesem Hintergrund könnte die diesjährige Lotusphere eine bedeutende Veranstaltung gewesen sein. Denn vielleicht war sie eine der letzten Anwenderkonferenzen, die noch von der Farbe Gelb und nicht von Big Blue beherrschte wurde.

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ZDNet.de Redaktion

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