Windows 8: Kommt Microsofts neues OS mit zwei Kerneln?

Das Patent US2011/0010714 A1 gibt einige konkrete Hinweise darauf, wie das Instant-On-Feature in Windows 8 realisiert werden soll. Ferner wird eine Lösungsmöglichkeit aufgezeigt, wie sich Windows 8 für Tablets fit machen lässt. Viele Detailaspekte bleiben aber derzeit offen.

Unwahrscheinlich ist, dass Microsoft den Weg geht, das Patent nur dazu zu nutzen, um dem Benutzer während der langen Bootzeit eine MP3-Datei vorzuspielen oder die gerade eingelegte DVD zu zeigen.

Man kann davon ausgehen, dass während des Bootens des "General Purpose OS" durchaus produktivere Aufgaben möglich sind, etwa das Lesen von E-Mails oder die Nutzung eines Webbrowsers.

Mit einem Zwei-Kernel-OS ließe sich sowohl Rückwärtskompatibilität erreichen, als auch ein ganz neues OS ohne den für Windows typischen Ballast realisieren. Zu diesem Ballast gehören unter anderen die Registry, die unnötige Abhängigkeit von überflüssigen Komponenten und Diensten und die Unterstützung von "dummen" (S)VGA-Karten.

Für Tablets ist denkbar, dass sie nur mit dem neuen Kernel ausgeliefert werden, der eine ähnliche Funktionalität wie heute Android 3.0 oder iOS 4 bietet, während auf Desktops und Notebooks zusätzlich, möglicherweise optional, der vollständige NT-Kernel gebootet wird.

Denkt man noch einen Schritt weiter, ist es durchaus nicht unwahrscheinlich, dass Microsoft darauf hin arbeitet, typische Client-Anwendungen wie Office oder Photoshop möglichst auf den neuen Kernel zu portieren beziehungsweise portieren zu lassen. So könnte man längerfristig ganz von dem ressourcenfressenden NT-Kernel wegkommen. Nutzer müssten den NT-Kernel immer seltener hochfahren, wenn mehr Anwendungen für den neuen Kernel zur Verfügung stehen.

Wie weit Microsoft mit Windows 8 gehen wird, lässt sich heute noch nicht sagen. Möglicherweise wird das "Special Purpose OS" zunächst tatsächlich nur das Surfen im Netz während des Bootens erlauben, weil ihm essentielle Features fehlen, beispielsweise Drucken. Doch das wäre hochriskant.

Fakt ist nämlich, dass Microsoft eine Lösung für Tablets benötigt, und das möglichst schnell. Dazu bedarf es einiges mehr als nur einer Windows-Portierung zu ARM. Darauf zu spekulieren, dass Ende 2012, wenn Windows 8 erscheinen soll, alle Tablets mindestens über 4 GByte RAM verfügen, so dass sich ein Legacy-Kernel booten lässt, ist gewagt. Bis dahin werden Apple und Google ihre Marktposition sicherlich gefestigt haben und sich das Errungene nicht so leicht wieder abjagen lassen.

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ZDNet.de Redaktion

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