IE9 Release Candidate: schnell und ressourcenschonend

Heute hat Microsoft den Release Candidate vom Internet Explorer 9 (Download) präsentiert. Mit der neuen Version will Microsoft zeigen, dass es den Browsermarkt noch nicht aufgegeben hat. Die aktuelle Version 8 kann mit modernen Browsern wie Firefox, Chrome, Safari und Opera nicht mithalten. Weder Geschwindigkeit noch Kompatibilität sind auf dem aktuellen Stand der Technik.

Es ist daher kein Wunder, dass Microsoft kontinuierlich Marktanteile verliert. Die vor wenigen Tagen von Net Applications veröffentlichte Statistik für Januar 2011 weist noch einen weltweiten Marktanteil von 56,0 Prozent aus. Das sind 1,1 Prozentpunkte weniger als im Vormonat. Im Jahresvergleich verliert der IE sogar 8,12 Prozentpunkte.

Bereits mit der Beta des IE9 zeigten die Redmonder im September 2010, dass sie durchaus in der Lage sind, gute Produkte zu entwickeln. Schon damals überzeugte IE9 mit guten Leistungswerten, hoher Kompatibilität und geringem Ressourcenverbrauch. Allerdings kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Microsoft nur aus seiner Lethargie erwacht, wenn extremer Marktdruck herrscht. Das gilt nicht nur für die Browserentwicklung.

Mit dem heute veröffentlichten Release Candidate haben Nutzer die Gelegenheit eine Version zu testen, die schon ziemlich nah an das herankommt, was bald als finales Produkt erscheinen wird. Der RC ist „feature complete“. Die Neuerungen gegenüber IE8 erläutert Microsoft in einem Blogbeitrag.

Kompatibilität

Einen großen Schritt nach vorne hat Microsoft bei der Kompatibilität gemacht. HTML-, CSS- und Javascript-Standard werden besser unterstützt. Bei HTML 5 bescheinigt das W3C dem IE9 sogar Bestnoten im Vergleich zur Konkurrenz. Beim Acid3-Test (siehe Bild 6) schafft der Release Candidate 95 von 100 Punkte. Webkit-Browser, wie Chrome und Safari, sowie Opera schaffen 100 Punkte. Firefox 4 Beta 11 bringt es auf 97. Damit ist der IE9 zwar immer noch der Schlechteste, jedoch kann der IE8 nur mit 20 von 100 Punkten aufwarten.


In der Beta 1 kam es mit dem IE9 noch zu zahlreichen Darstellungsproblemen.

Die Beta des IE9 schnitt in den Konformitätstests zwar gut ab, jedoch zeigten zahlreiche Websites erhebliche Darstellungsprobleme. Die Probleme sind mit dem RC weitgehend ausgemerzt. Alle von ZDNet getesteten Seiten wurden einwandfrei angezeigt.

User des IE9 müssen trotzdem auf Anzeigeprobleme vorbereitet sein. Immer dann, wenn eine Website prüft, ob der Anwender den IE benutzt, um die Inkompatibilitäten von IE bis einschließlich Version 8 auszugleichen, geht das schief, wenn der Programmierer das auch bei der Version 9 macht.

Das ist ein unvermeidliches Problem für Microsoft und vor allem für seine Nutzer, die daraus resultieren, dass die Redmonder entschieden haben, nunmehr mit den Standards konform zu gehen. In diesem Fall hilft nur der Klick auf die Kompatibilitätsschaltfläche rechts neben dem URL-Feld. Sollte das immer noch nicht reichen, muss der User F12 drücken, um den Entwicklermodus aufzurufen. Dort lässt sich das Browserverhalten der Versionen 5.5 (Quirks), 7.0 oder 8.0 erzwingen.


Der Release Candidate besteht nicht nur Konformitätstests, sondern zeigt die Webseiten auch tatsächlich korrekt an.

Das von Google gesponserte Open-Source-Format für Videos WebM will Microsoft nicht unterstützen. Die Technologie könne Patentstreitigkeiten mit sich bringen, da sie möglicherweise Ähnlichkeiten zu anderen patentierten Technologien aufweise, erklärte Daniel Melanchton, Evangelist bei Microsoft, heute in einer Pressekonferenz.

Google hatte nach dem Erwerb der WebM-Technologie kurzerhand die H.264-Unterstützung aus Chrome entfernt. Microsoft hat inzwischen Plug-ins für Chrome und Firefox herausgebracht, mit dem sich H.264-Videos trotzdem abspielen lassen. Im Gegenzug veröffentlichte Google ein WebM-Plug-in für den Internet Explorer.

Anders als Chrome, Firefox und Webkit nightly (Safari) unterstützt der IE9 kein WebGL. Daniel Melanchton begründet das auf Nachfrage von ZDNet damit, dass es sich nicht um einen vom W3C vorangetriebenen Standard handelt. Mit WebGL lassen sich 3D-Modelle darstellen, was im technisch-wissenschaftlichen Bereich, etwa bei Molekül-Modellen, oder in der Architektur hilfreich ist.

Google hat dazu die Demo-Seite bodybrowser.googlelabs.com bereitgestellt. Sie kann zwar derzeit noch nicht den Anatomiekurs für Medizinstudenten ersetzen, aber man erkennt, worum es geht.

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ZDNet.de Redaktion

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