Das sogenannte Wintel-Monopol auf dem Desktop scheint nach vielen Jahrzehnten erstmals ernsthaft in Gefahr zu sein. Smartphones und Tablets mit iOS und Android haben bei den Nutzern neue Begehrlichkeiten geweckt. Zum einen finden sie bei den Apps ein Antwortzeitverhalten auf Benutzereingaben vor, das man bei Windows vermisst.
Zum anderen erfreut die Anwender ihre neue Mobilität. Wer etwa unterwegs ist, um einen Vortrag zu halten, kann seine Präsentation vom Smartphone an die Wand werfen, wenn er ein Modell mit HDMI-Ausgang besitzt. Der Laptop kann zuhause bleiben.
Tablets haben das Potenzial, sich in einigen Jahren zum vollständigen Büroarbeitsplatz zu entwickeln. Per Docking-Station lässt sich das Gerät mit Tastatur, Maus und externem Bildschirm ausstatten. Wenn die richtige Software verfügbar ist, benötigt man keinen Desktop oder Laptop mehr.
Was die Hardware angeht, legen die Hersteller ein immenses Tempo vor. 2012 soll es Quad-Core-ARMs mit 2,5 GHz geben. Damit können Tablets mit der Leistung heutiger Notebooks leicht mithalten. Intel hat hingegen Schwierigkeiten. Die Oak-Trail-Plattform für Tablets findet kein Interesse bei den Herstellern. Das gleiche Schicksal droht dem Medfield-Chip für Smartphones. Die Leistung ist zu gering und der Energiebedarf zu hoch. Gegen Intel spricht auch, dass die meisten Smartphone- und Tablet-Hersteller große Erfahrung bei der Entwicklung neuer Produkte auf ARM-Basis haben. Ein Umschwenken auf die x86-Architektur würde jede Menge Entwicklungskosten produzieren.
Das Festhalten an der x86-Plattform für alle CPU-Klassen kann Intel zum Verhängnis werden. Der Verkauf der ARM-Plattform Xscale an Marvell war offensichtlich ein schwerer strategischer Fehler.
Hinzu kommt die Vielfalt der ARM-Lizenznehmer. Bei der Weiterentwicklung von ARM-SoC-Systemen fahren sie unterschiedliche Strategien. Sollte eine in eine Sackgasse münden, etwa Cortex-A- und Cortex-M-Designs auf einem Chip zu kombinieren, ist die ARM-Plattform deswegen nicht gescheitert.
Auf der Softwareseite ist Microsofts Vormachtstellung gefährdet. Das Betriebssystem für Windows Phone 7 hat schwere Mängel und läuft zudem nur auf einem einzigen 65-Nanometer-Prozessor-Modell von Qualcomm. Für Tablets scheint es ebenfalls ungeeignet. Die Strategie Windows 8 für die ARM-Plattform zu portieren, ist riskant, denn es wird eine Weile vergehen, bis Windows 8 verfügbar ist. Bis dahin haben sich Nutzer möglicherweise an Android und iOS gewöhnt und akzeptieren das träge Reaktionsverhalten von Windows nicht mehr.
- Multi-Core-ARM-CPUs: Geht die Wintel-Ära bald zu Ende?
- ARM: rasanter Fortschritt bei Leistung und Energieverbrauch
- Nvidia Tegra 2: beliebtester Dual-Core-Chip bei Smartphones und Tablets
- Qualcomm Snapdragon: Quad-Core-CPU mit 2,5 GHz schon 2012
- Texas Instruments OMAP5: verschiedene Cores auf einem Die
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- Fazit
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6 Kommentare zu Multi-Core-ARM-CPUs: Geht die Wintel-Ära bald zu Ende?
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guter Artikel, schwache Kommentare
Der Artikel ist ausgezeichnet und trifft auch bei der Kritik an MS den Nagel auf den Kopf!
Es ist sehr merkwürdig, dass auf jede berechtigte Kritik immer gleich Kommentatoren zur Stelle sind, die dann MS künstlich hochloben! Könnte mir gut vorstellen, dass die diese gequirlte Lobhudelei nur verbreiten, weil sie Geld dafür bekommen!
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Was genau meinen Sie mit Prozess Security und warum sollte dort Windows Phone 7 pfui sein?
Windows Phone 7 basiert auf Windows Embedded Compact 6.03, verwendet aber ebenfalls Funktionen von Windows Embedded Compact 7. So z.B. verwendet Windows Phone 7 den Kernel von Windows Embedded Compact 7.
Entgegen ihren Behauptungen untersützt der Kernel eine Dual Core CPU.
Windows Phone 7 wurde unter Hochdruck entwickelt, damit es schnell auf den Markt kommen kann. Selbst wenn einige Chipsätze momentan nicht unterstützt werden, so hat das rein gar nichts mit der Architektur oder einem schlechten Kernel zu tun. Das sind dann einfach Funktionen, die im HAL nach-implementiert werden müssen.
Ich glaube auch nicht, dass ARM den Desktop Markt umkrempeln wird. Nvidia hat ja gar keine Möglichkeit als in den Prozessormarkt zu expandieren, da sie von Intel und AMD/ATI eingekesselt sind. Es ist fraglich, ob die ARM Architektur mit vergleichbarer Desktopleistung aufschließt und dabei noch deutlich energieschonender arbeitet.
Was ihre Vorhersagen bzgl. Tablets und Büro betrifft, so sehe ich das als vollkommen illusorisch. Sicher werden Tablets im Bereich Besprechungen und dergleichen eingesetzt. Aber der normale Arbeitsplatz, an dem man 8h arbeitet wird garantiert nicht durch einen Tablet ersetzt. Ohne zusätzliche externe Tastaturen und Gestelle für einen korrekten Blickwinkel, wären das katastrophale Arbeitsbedinungen, die nicht den Arbeitsschutzgesetzen entsprechen.
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wo ist da der Hochdruck gewesen? der Windows CE Kernel gibt es schon seit ca. 1995 die aktuelle Version die in Phone 7 verwendet wird ist auch nicht mehr so neu. Die Entwicklungszeit war lange. Angefangen etwa um die Zeit als das erste iPhone auf dem Markt kam.
Zusammengeschustert aus KIN und Windows Mobile ist das kein neues System. Gerade darin liegt ja das Problem.
Vernünftiger wäre eine grundüberholte Oberfläche von Windows Mobile zusammen mit einem grundüberarbeiteten Betriebssystem gewesen. Dann hätte es auch mit den APPs besser geklappt.
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Da sieht man mal wieder, dass im Internet nur Leute ohne Ahnung rumrennen :)
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Windows Phone 7 verwendet natürlich keinen CE Kernel von 1995. Die Versionsnummer ist ausschlaggebend, nicht der Produktname.
Windows Phone 7 ist ein modernes, super schnelles Handy Betriebssystem und verfügt über die modernsten APIs und Entwicklerwerkzeuge zur Erstellung von Apps.
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Windows Phone 7 pfui :-) Selten so gelacht! Würde mich nicht wundern, wenn weitere iPhone Entwickler die Platform wechseln werden, sobald Microsoft die Platform (wie bereits angekündigt) noch in diesem Jahr nachbessert. Wenn die Zeit drängt, kann es manchmal durchaus besser sein ein Produkt mit weniger Features an den Start zu bringen, wenn dafür die Qualität stimmt.
Apple konnte zwar in Punkto Qualität bisher mit den Geräten und ansprechendem Design punkten, versteht sich aber auch besonders gut darauf Entwickler zu verprellen, indem etwa die Verwendung von verwaltetem code erschwert bzw. die Vorteile neuer Programmiersprachen und Werkzeuge nicht zum Tragen kommen. Letztendlich ist es auch die Community der Entwickler, die eine Aktie am Erfolg einer Platform hat. Das Apple hier momentan noch die Nase vorn hat, ist wohl der Tatsache geschuldet, das sie im Bereich Apps einfach die ersten waren…
Das der Autor Microsoft-Systemen schlechtes Reaktionsverhalten, oder schlechte Usability nachsagt, zeigt eigentlich nur durch welche Brille er schaut… hat ansonsten nicht viel mit der Realität zu tun :-)