Aufrüsten für die nächste Runde im Kampf um den lukrativen Mobilfunkmarkt

Schon seit Tagen steht die neue Kooperation von Nokia und Microsoft, in Kommentaren auch „Nokiasoft“ genannt, im Rampenlicht der Mobilfunkszene. Nach Wochen von Gerüchten ist klar: Der finnische Handyhersteller will seine Smartphones mit dem neuen Betriebssystem von Microsoft ausstatten. Das ist das letzte Aufgebot das angeschlagenen Unternehmens aus Skandinavien, das vor seiner Handy-Dominanz als Hersteller von Papier, Reifen und Traktoren sowie als Gummistiefel-, Kabel- und TV-Produzent aktiv war.

Der „Noch-Marktführer“ am Handymarkt hat zu lange auf sein veraltetes eigenes Betriebssystem Symbian vertraut, das jedoch stark an Boden verloren hat. Das Handlungsbedarf besteht, haben die Finnen schon lange erkannt – wenn auch nicht an die große Glocke gehängt. Vor fast genau einem Jahr kündigten Intel und Nokia an, ihre Linux-Betriebssysteme Moblin und Maemo zur neuen Plattform MeeGo zu verschmelzen.

Das Ergebnis fiel jedoch für Nokia offenbar nicht befriedigend aus. Im Dezember erklärte ein hochrangiger Manager im Gespräch mit ZDNet, MeeGo könnne Symbian im Enterprise-Segment nicht ersetzen. Ursprünglich wollte Nokia das OS unter anderem auf dem Smartphone N9-00 einsetzen. Dessen Entwicklung wurde jedoch inzwischen eingestellt.

Jeder der Rettungsanker des anderen

Nach Angaben von Gartner hielt Nokia 2009 noch einen Marktanteil von 36,4 Prozent. 2010 waren es nur noch 28,4 Prozent. Dabei kommt ein Großteil des Umsatzes aus dem einfachen, billigen Preissegment. Auf der Smartphone-Welle dagegen, die langsam auch die Schwellenländer erreicht, surfen Apple und Google-Android mit Erfolg.

So kam das „Bündnis der verletzten Riesen“, wie in der Wirtschaftspress zu lesen war, nicht ganz überraschend. Beide Giganten haben beim Thema „Zukunft des Mobilfunkmarktes“ hohen Handlungsbedarf. Zusätzlich spielt auch die Personenfrage eine gewisse Rolle: Der neue, aus Kanada kommende Nokia-Chef Stephen Elop, arbeitete vorher bei Microsoft.

Doch unabhängig davon braucht Microsoft mit Nokia einen Partner, der strategisch hohe Auflagen verspricht. Erst vor wenigen Monaten kippte das Redmonder Softwarehaus sein wenig erfolgreiches Handy-Betriebssystem Windows Mobile. Nun will es mit Windows Phone 7 ein Comeback schaffen.

Elop muss Nokia völlig umbauen

Eines ist sicher: Elop muss und wird nicht nur das Management sondern Nokia komplett umkrempeln: „Mir ist klargeworden, dass wir auf einer brennenden Plattform stehen“, schrieb er in einem Brief an die Mitarbeiter, indem es auch heißt: „Es hat mehr als eine Explosion gegeben“. Investoren und Branchenbeobachter zweifeln allerdings, ob der Kanadier dieses Feuer löschen kann.

Der Brief sei ein klares Eingeständnis, dass Nokias eigene Plattform-Strategie gescheitert ist, war beim Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg zu lesen. Nach dessen Ansicht ist Microsoft der Gewinner in diesem Geschäft. Es gebe aber gegen die Stärke von Apples iPhone und Googles Android keine Patentlösung, mit der man sicher punkten könne.

Ein Google-Manager lästerte: „Zwei Truthähne machen gemeinsam noch keinen Adler.“ Ballmer und Elop konterten bei den jüngsten Ankündigungen angriffslustig. „Heute wird aus einem Kampf mobiler Geräte ein Kampf zwischen mobilen Ökosystemen. Unsere Stärken in diesem Bereich ergänzen sich“, hieß es in einem gemeinsamen Brief „Wir werden sie zerstören!“
Nokia setzte bei seinen Massen-Handys bisher vor allem auf das eigene Betriebssystem Symbian. Das soll auch weiter unterstützt werden. Auch die Arbeit an der neuen, offenen Plattform MeeGo wird fortgesetzt.

Vor allem wollen die beiden Konzerne aber Windows Phone gemeinsam weiterentwickeln. So werde Nokia die Erfahrungen aus der Handy-Gestaltung und Unterstützung verschiedener Sprachen einbringen. Außerdem will Nokia Microsofts Suchmaschine Bing übernehmen. Im Gegenzug bringt Nokia seinen übernommenen Karten-Dienst Navteq mit ins Boot.

HP will mit WebOS gegen Apple und Google punkten

Doch auch HP will in diesem Wettbewerb kräftig mitmischen. Der Computergigant aus Palo Alto hat vergangene Woche in San Francisco nicht nur einen großen Tablet-PC und ein kleines Smartphone, sondern auch eine neue Strategie vorgestellt, die den PC-Markt verändern könnte. Die Ankündigung von Todd Bradley, Executive Vice President bei HP, das Betriebssystem WebOS auch auf die Personal Computer Plattform zu portieren, sorgte für Erstaunen.

HP hat WebOS mit der Übernahme von Palm vor einem Jahr für 1,2 Milliarden Dollar eingekauft. Eigentlich war die Software nur für Smartphones und nicht als Windows-Alternative gedacht. Doch das scheint sich nun geändert zu haben. Bisher gab es kaum Entwickler, die Apps für das neue System programmierten.

Genau an diesem Manko könnten auch die in San Francisco vorgestellten Geräte scheitern, fürchten viele Beobachter. Doch mit dem Schritt, das Palm-Betriebssystem auf PC zu übertragen, hat HP eine Chance, das zu verhindern. Schließlich ist HP der größte Computerhersteller der Welt. 63 Millionen Desktop-PC und Notebooks hat das Unternehmen 2010 unter die Leute gebracht. Apple konnte im selben Zeitraum 13,7 Millionen Mac-Computer absetzen. Wenn HP sich nun anschickt, diese gewaltige Marktmacht auf WebOS umzurüsten, bildete der Konzern damit auf einen Schlag einen riesigen Absatzmarkt für Entwickler

Spekulationen über neues Mini-iPhone

Bislang existiert das iPhone nur in einer Größe: Nun scheint Apple an einem kleineren Formfaktor zu arbeiten. Wie die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg meldete, soll es sich dabei um ein „kleineres und billigeres“ Gerät handeln. Sinn der Sache sei es, mit den kostengünstigen Android-Geräten konkurrieren und so den Marktanteil erhöhen zu können.
Dabei war von einer Einführung eventuell Mitte des Jahres die Rede. Es sei aber auch möglich, dass die Pläne verworfen würden. Tatsächlich geistert eine Art „iPhone nano“ schon seit mehreren Jahren durch die Gerüchteküche. Gesehen hat es bisher keiner.

ZDNet.de Redaktion

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