Unternehmen könnten künftig Facebook-Fanseiten statt Firmenwebsites nutzen. So sieht ein Zukunftsszenario aus, das Stephen Haines, Commercial Director von Facebook UK, auf der Konferenz Technology for Marketing and Advertising in London skizziert hat. Insbesondere die Kommunikation mit Kunden via Facebook könne dazu führen, das Firmenwebsites auf der Strecke bleiben, sagte Haines.
Um seine Argumente zu untermauern, präsentierte Haines eine Statistik, wie oft Nutzer den „Gefällt mir“-Button eines Unternehmens anklicken – im Vergleich zu den Besucherzahlen der Firmenwebsite. Bei Starbucks, das zu den größten Werbekunden von Facebook gehört, war das Verhältnis 21,1 Millionen „Likes“ zu 1,8 Millionen Site-Besuchen. Bei Coca-Cola sind es 20,5 Millionen zu 270.000, bei Oreo 10,1 Millionen zu 290.000 und bei Dr. Pepper 4,1 Millionen Facebook-„Likes“ im Vergleich zu 325.000 Website-Besuchern. Durchschnittlich verbrächten britische Nutzer täglich 28 Minuten auf Facebook, sagte Haines.
Die Idee ist nachvollziehbar: Viele Anwender wie Unternehmen verlassen sich lieber auf existierende Onlinedienste, anstatt bei Null anzufangen. Werkzeuge wie Googles Blogger oder Yahoos Flickr machen es leicht, einen kundenspezifischen Blog oder eine Foto-Sharing-Website zu gestalten. Facebook liefert Firmen nicht nur Informationen über ihre Kunden, sondern auch einen Kommunikationskanal – ohne erneute Anmeldung und extra Konto.
Facebook will offenbar seine Beliebtheit auf seine Werbekunden ummünzen. Es hat Ambitionen, zum Zentrum kommerzieller Aktivitäten zu werden. Das würde eine Art Parallel-Web im Universum des Social Network bedeuten, und Firmen würden ihm als Mittelsmann eine Schlüsselfunktion ihres Geschäfts unterordnen – die Kommunikation mit Kunden. Zwar nutzen viele Unternehmen die Produkte von Microsoft und Google, aber wenn sich zu viel Macht auf einen Konzern konzentriert, werden Firmen wie Wettbewerbshüter unruhig. Zudem hat Facebook immer wieder Probleme mit dem Datenschutz.
Das Social Network versucht seit geraumer Zeit, sein Angebot in Richtung Onlinehandel auszubauen. Ende Dezember war bekannt geworden, dass es eine Plattform für Online-Einkäufe plant. Ziel ist es, Händlern zu helfen, Onlineshops innerhalb von Facebook aufzubauen. Ende Januar startete es den ortsbasierten Schnäppchendienst „Deals“ unter dem Namen „Angebote“ auch in Deutschland. Damit versucht sich Facebook gegenüber den US-Konkurrenten Gowalla, Foursquare und Groupon zu positionieren. Letzeres hatte im Mai 2010 den deutschen Nachahmer Citydeal übernommen. Auch Google arbeitet an einem Konkurrenzdienst zu Groupon.
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