US-Verlag will Lebensdauer von E-Books beschränken

Der US-Buchverlag HarperCollins hat angekündigt, dass Bibliotheken seine E-Books nur bis zu 26-mal verleihen dürfen. Danach muss eine neue Lizenz erworben werden. Vertriebsleiter Josh Marwell findet das laut dem Branchenmagazin Library Journal (LJ) nur fair: Durchschnittlich könne auch ein gedrucktes Buch nur 26-mal verliehen werden, bevor man es ersetzen müsse.

Die Regelung gilt für alle E-Book-Händler, die eine Verleihfunktion anbieten. Betroffen sind derzeit nur Neuausgaben. HarperCollins UK schließt nicht aus, die Regelung auch auf britische Bibliotheken anzuwenden.

Ein 26-maliges Ausleihen würde laut LJ für beliebte Titel eine Lebensdauer von rund einem Jahr bedeuten – eineinhalb Jahre, wenn ein Leser durchschnittlich drei Wochen braucht. Andere US-Verlage wie Macmillan oder Simon & Schuster sperren sich gleich ganz gegen das Verleihen ihrer E-Books in Bibliotheken.

Kritik von Branchenvertretern blieb nicht aus. „Ganz eindeutig hält ein gedrucktes Buch deutlich länger als 26 Ausleihen“, sagte Philip Bradley, Vizepräsident des Chartered Institute of Library and Information Professionals, der britischen Tageszeitung Guardian. Andere begrüßten den Schritt: Christopher Platt, geschäftsführender Direktor für Collections and Circulating Operations bei der New York Times Library, sagte gegenüber dem LJ, es handle sich um „einen großartigen ersten Schritt und eine interessante Entwicklung“. Dennoch wäre ihm eine branchenweite Lösung lieber als Regelungen, die sich nur auf einen Herausgeber beziehen.

Indes haben zwei Bibliothekarinnen aus dem US-Bundesstaat Oklahoma auf ihre Weise gegen den Schritt protestiert: In einem YouTube-Video zeigen sie, dass die Qualität von HarperCollins‘ Büchern offensichtlich deutlich besser ist, als der Verlag behauptet. Ein Exemplar von Neil Gaimans „Coraline“ ist demnach auch nach 48 Ausleihern in einwandfreiem Zustand; eine Ausgabe von Stuart Woods „Swimming to Catalina“ braucht selbst nach 120 Lesern noch nicht ersetzt zu werden. Letzteres müsste demnächst nach Ansicht von HarperCollins schon zum vierten Mal nachgekauft werden.

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ZDNet.de Redaktion

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