Welttag gegen Internetzensur: Tunesischer Blog geehrt

Reporter ohne Grenzen (ROG) hat den tunesischen Blog „Nawaat mit dem diesjährigen „Netizen-Preis“ ausgezeichnet. Mit dem Preis würdigt die Organisation die Verdienste des Blogs bei der Förderung der Meinungsfreiheit im Internet. Nawaat habe unter Präsident Zine el Abidine Ben Ali zu den wenigen kritischen Onlineplattformen gehört, wie ROG mitteilte. Der Blog sei zudem maßgeblich an der Berichterstattung über die politischen und sozialen Unruhen in Tunesien beteiligt gewesen, die seit Dezember stattgefunden hatten.

Die international besetzte Jury begründete die Entscheidung damit, dass Nawaat stellvertretend für die Schlüsselfunktion stehe, die viele Blogger und engagierte Internetnutzer im Kampf für das Recht auf Informationsverbreitung und -beschaffung im Netz innehätten. Vor dem Hintergrund der Ereignisse in der arabischen Welt komme der diesjährigen Preisverleihung eine besondere Bedeutung zu, erklärte Dominique Gerbaud, Präsident von ROG.

„Wie wir heute im Nahen Osten und Nordafrika sehen, bedeuten mehr Informationen mehr Auswahlmöglichkeiten, mehr Freiheit und letztendlich mehr Macht für das Individuum.“ ROG- Generalsekretär Jean-François Julliard erinnerte jedoch daran, dass die Freiheit des Internets unaufhörlich angegriffen wird: „Repressive Regime entwickeln beständig neue Methoden – online wie offline –, die Meinungsfreiheit massiv einzuschränken.“

Nawaat wurde 2004 von Riadh Guerfali (Pseudonym: Astrubal) und Sami Ben Gharbia ins Leben gerufen. Der Blog bietet die Möglichkeit zum Informationsaustausch. Er informierte unter anderem über die Unruhen in Sidi Bouzid. In der Stadt im Zentrum des Landes hatten die tunesischen Massenproteste begonnen, über die in den ersten Wochen in klassischen Medien nicht berichtet wurde.

Unter der Überschrift Tunileaks macht Nawaat Enthüllungsdokumente von Wikileaks über Tunesien öffentlich zugänglich. Zudem klärt der Blog über die Gefahren auf, online identifiziert zu werden, und gibt Tipps zum Umgehen von Internetzensur.

Astrubal wird den Preis heute Abend in Paris entgegennehmen. ROG vergibt die Auszeichnung jährlich im Rahmen des „Welttags gegen Internetzensur“ am 12. März. Der Tag wurde vor drei Jahren von der Organisation initiiert, um auf das Ausmaß der Internetzensur aufmerksam zu machen. Der Preis ist mit 2500 Euro dotiert.

Für den „Netizen-Preis“ waren neben Nawaat fünf weitere Cyberaktivisten und Onlinejournalisten nominiert, darunter die belarussische Journalistin und Herausgeberin der unabhängigen Nachrichtenseite Charter 97, Natalia Radsin, sowie der vietnamesisch-französische Blogger Pham Minh Hoang, der in seinem Blog unter anderem über den umstrittenen Abbau von Bauxit im zentralen vietnamesischen Hochland durch chinesische Firmen berichtete und seit August 2010 in Haft ist.

ZDNet.de Redaktion

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