Schmerzlich vermisst wurden konkrete Aussagen wie es mit dem Bereich der HP-Software-Sparte weitergeht, der sich nicht direkt mit der Datenanalyse befasst. Der sollte bereits in den vergangenen Jahren unter anderem durch die Zukäufe von Mercury Interactive (für 4,5 Milliarden Dollar), Opsware (für 1,6 Milliarden Dollar) und Peregrine Systems (für 425 Millionen Dollar) aufgepäppelt werden. Ob sich die Milliardenausgaben für HP gerechnet haben, ist allerdings nur schwer nachzuvollziehen: Die Umsätze und Erlöse der Softwaresparte zumindest profitierten nicht in dem Maße davon, wie man das annehmen könnte. Allerdings kommen Teile der Technologie sicher auch in anderen Geschäftsbereichen, etwa beim Outsourcing oder den in Vorbereitung befindlichen Cloud-Angeboten zum Einsatz. Dennoch wäre einmal interessant zu erfahren, was dem Unternehmen die weit über 6,5 Milliarden Investitionen in Software in den vergangenen Jahren gebracht haben.
HP als Saas-Aggregator?
Offen ist auch noch, wie HP den Weg als Cloud-Provider beschreiten will: Der „offene Marktplatz“ scheint sich an Firmen zu richten, die darüber ihre Angebote vermarkten können. Damit würde er etwa mit Microsofts Azure konkurrieren. Im Gegensatz zu HP hat aber zumindest Microsoft bereits ein wohl organisiertes und breit angelegtes Partner-Ökosystem.
Eine Möglichkeit für HP wäre es, einige vielversprechende SaaS-Anbieter aufzukaufen, um die eigene Plattform für Kunden attraktiv zu machen. Die Liste derjenigen, die als Übernahmekandidaten in Frage kämen ist lang, die Kosten wären überschaubar. Allerdings bliebe dann die Frage unbeantwortet, wie offen der Marktplatz noch ist.
Sorgenkind Service
Wenig Klarheit brachten die Einlassungen der HP-Verantwortlichen in Bezug auf die Service-Sparte. Die Mitteilung, dass sie dazu dienen soll, HP als vertrauenswürdigen Partner zu etablieren, ist zwar interessant, hilft aber kaum weiter. Die mit großen Ambitionen angegangene EDS-Übernahme sollte HP im lange unterrepräsentierten Service-Segment nach vorne katapultieren. Die Ende Februar präsentierten Zahlen des ersten Quartals des Geschäftsjahres 2011 sprechen aber eine andere Sprache.
Apotheker erklärte die schwachen Umsatzzahlen damals damit, dass man aufgehört habe, erlösschwache Produkte von Dritten weiterzuverkaufen und einige Zusatzgeschäfte nicht haben abschließen können. Dafür seine einige sogenannte Mega-Deals (also im Wert von über 100 Millionen Dollar) im IT-Outsourcing-Bereich unterzeichnet worden. Damit habe sich HP eine langfristige, solide Einnahmequelle in diesem Segment geschaffen.
Wahrscheinlich haben aber die Entlassungen von EDS-Personal noch unter der Regie von Mark Hurd ihren Tribut gefordert. Die Tätigkeit von HP liegt mittlerweile weniger auf Business Process Outsourcing als vielmehr auf IT-Services, die weitgehend automatisiert werden können. In dem Bereich konkurriert HP aber besonders im englischen Sprachraum mit den aufstrebenden indischen Outsourcern und Dienstleistern. „Wir müssen bei höherwertigen Value-Add-Services viel besser werden“, räumte Apotheker bei der Vorstellung der Zahlen denn auch ein. Außerdem wolle man mit Cloud-Services Umsätze in der Dienstleistungssparte generieren.
Leider wurde bisher nicht konkretisiert, wie das erreicht werden soll. Das müsste aber schnell geschehen, sonst wird HP zwischen Firmen wie Accenture und IBM auf der einen und Cognizant, Wipro und Infosys auf der anderen aufgerieben. Die paar Mega-Deals – so öffentlichkeitswirksam sie auch sind – retten den Konzern dann auch nicht.
Die letzte offene Frage, die nach der Strategievorstellung bleibt, ist die, wie und ob HP seine Vertriebspartner in die neue Konzernaufstellung einbeziehen will. Server werden nur noch als Bausteine der eigenen Cloud-Strategie und PCs und Drucker lediglich als Durchlaufposten behandelt. Das dürfte für viel nicht danach klingen, als ob sie langfristig für den Konzern noch eine bedeutsame Rolle spielen. Das HP den Gerüchten – wo immer sie auch herstammen mögen – über den Verkauf der PC und der Druckersparte nicht energisch entgegentritt, schafft ebenfalls wenig Vertrauen.
Zugegeben: Beide Bereiche sind aus Sicht von Finanzanalysten – an die sich der Vortrag gestern in erster Linie gerichtet hat – wenig aufregend. Aber sie tragen gemeinsam immer noch den Löwenanteil zum Umsatz und Gewinn bei. Man sollte sie daher nicht wie die Familienangehörige behandeln, deren Besuch einem peinlich ist. Denn in der Not sind auch wenig vorzeigbare Verwandte oft noch besser als illustre Freunde, die man erst zu gewinnen hofft.
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