Firefox 4.0 richtig nutzen: FAQ zu Mozillas neuem Browser

Auf welchen Betriebssystemen läuft Firefox 4.0?

Firefox 4.0 läuft unter Windows, Mac OS und Linux. Anders als Internet Explorer 9 kann er auch unter Windows XP genutzt werden.

Gibt es für Linuxdistributionen fertige Installationsdateien, etwa .deb oder .rpm?

Derzeit nicht. Für Linux gibt es anders als für Mac OS X und Windows keinen Installer. Das .tar.bz2-Archiv kann aber einfach in jedes beliebige Verzeichnis ausgepackt werden. Danach startet man die Datei firefox. Mehr Aufwand ist nicht erforderlich.

Werden zukünftige Linuxdistributionen Firefox 4 vorinstalliert ausliefern?

Ja, als nächste große Distribution hat Ubuntu angekündigt, Firefox 4 zu integrieren. Die Version 11.04 erscheint nächsten Monat.

Lässt sich Firefox 4 zusammen mit älteren Versionen auf einem Rechner installieren?

Ja, das ist anders als bei Internet Explorer oder Chrome problemlos möglich. Man kann beliebig viele Versionen, etwa 3.0, 3.5, 3.6 und 4.0, parallel betreiben.

Kann man Firefox 4 wieder deinstallieren?

Ja, ohne Probleme. Unter Windows lässt sich dazu die Systemsteuerung benutzen. Bei Mac OS X und Linux reicht es aus, das Firefox-Verzeichnis und gegebenenfalls die DMG-Datei (Mac OS) zu löschen.

Gibt es eine 64-Bit-Version von Firefox 4?

Ja, aber nur für Linux. Viele Linux-Distributionen haben notwendige Libraries nicht standardmäßig in einer 32-Bit-Version installiert. Daher hat sich Mozilla entschieden, für Linux eine 64-Bit-Version zu bauen.

64-Bit Programme sind doch schneller. Warum stellt Mozilla keine 64-Bit-Version für Windows und Mac OS X zur Verfügung?

64-Bit-Programme sind nicht notwendigerweise schneller. In erster Linie erlauben sie einen Adressraum von mehr als 4 GByte (3 GByte Hauptspeicher nutzbar). Soviel Speicher benötigt ein Browser heutzutage nicht.

In der x64-Architektur kommt allerdings hinzu, dass mehr und breitere Register zur Verfügung stehen, was die Geschwindigkeit erhöht. Demgegenüber steht aber die Tatsache, dass 64-Bit-Programme etwa 20 Prozent mehr Speicher benötigen. Das führt unter anderem dazu, dass weniger Programmcode in den Cachespeicher der CPU passt und öfter auf den langsameren Hauptspeicher zurückgegriffen wird. Das hebt den Geschwindigkeitsvorteil meist wieder auf.

Kann man alle Add-ons unter der Linux-64-Bit-Version nutzen?

Nein, binäre Erweiterungen müssen dasselbe Speichermodell, 32- oder 64-Bit, nutzen wie der Browser selbst. Wenn der Entwickler nur eine 32-Bit-Version erstellt hat, läuft die Erweiterung nicht. Inzwischen findet man aber Adobe Flash in einer 64-Bit-Preview-Version zum Download.

Laufen Add-ons für die Version 3.6 auch unter 4.0?

Nicht alle, aber die meisten. Viele Add-ons müssen für die Version 4.0 angepasst werden. Da Firefox 4.0 eine sehr lange Betaphase hatte, haben viele Entwickler ihre Erweiterungen bereits für die Version 4.0 geändert. Oft ist es aber erforderlich, eine neue Version zu installieren. Add-ons, die man über addons.mozilla.com beziehungsweise über das Menü Extras – Add-ons installiert hat, aktualisieren sich in der Regel nach der Installation von Firefox 4.0 automatisch.

Funktionieren Firefox-Add-ons mit allen Betriebssystemen (Linux, Mac OS, Windows)?

Viele, aber nicht alle. Wenn das Plug-in nur die Firefox- und Gecko-APIs nutzt, kann es ohne Modifikation auf allen Betriebssystemen genutzt werden. Da Binärcode aber die Möglichkeit hat, APIs des Betriebssystems zu nutzen, laufen solche Erweiterungen nur auf bestimmten Betriebssystemen.

Add-ons sollen den Browser langsamer machen. Stimmt das?

Nicht per se. Wenn ein Add-on schlecht gemacht ist, kann es Stabilität, Geschwindigkeit, Reaktionszeit und Browserstart negativ beeinflussen. Das betrifft alle Browser und nicht nur Firefox. Allerdings neigen Firefox-Nutzer dazu, viele Erweiterungen zu installieren, weil es sehr viele Plug-ins gibt.

Es ist ratsam, von Zeit zu Zeit alle Add-ons zu überprüfen (Strg+Shift+A drücken) und diejenigen zu deaktivieren, die man nicht benötigt. Falls der Browser träge reagiert oder häufig abstürzt, sollte man testweise alle Add-ons deaktivieren und auf diese Weise feststellen, ob das Problem von einer Erweiterung verursacht wird.

Viele Add-ons sind von Mozilla getestet. Wenn das nicht der Fall ist, sieht man eine Warnung. Kann man bei den getesteten Add-ons davon ausgehen, dass sie Performance und Stabilität nicht beeinflussen?

Nein.

Wenn man von Internet Explorer 8 auf Version 9 umsteigt, werden einige Webseiten völlig falsch angezeigt. Ist etwas Ähnliches mit Firefox 4 auch zu erwarten?

Nein. Viele Webentwickler sind gezwungen, für ältere Microsoft-Browser sogenannte Browserweichen zu verwenden, die speziellen HTML- und Javascript-Code nur für den IE verwenden, um dessen Inkompatibilitäten auszugleichen. Die Probleme rühren daher, dass viele Browserweichen den Kompatibilitätscode auch an IE9-User schicken, obwohl das nicht mehr nötig und sogar falsch ist.

Firefox hat sich seit jeher an die Standards des W3C gehalten. Daher treten diese Probleme nicht auf. Mit kleinen Kompatibilitätsproblem, die meist in einer etwas unschönen Darstellung resultieren, muss man aber mit jedem Browser rechnen. Sie sind allerdings selten.

Was kann man tun, wenn eine Webseite nur mit dem IE richtig angezeigt wird?

Man findet im Internet kaum noch Websites, die von proprietären Microsoft-Technologien wie ActiveX oder VBScript abhängig sind. Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele, etwa windowsupdate.com oder Outlook Web Access (OWA) bis Version 2003.

Für diesen Fall gibt es das Add-on IE Tab 2. Es kann jede Webseite in Firefox wahlweise mit der Engine des Internet Explorers anzeigen. Dazu reicht ein Rechtsklick auf den entsprechenden Tab und die Wahl des Menüpunkts Browser-Engine wechseln. Man kann auch für bestimmte Websites vorgeben, sie immer mit der IE-Engine anzuzeigen.

Unterstützt Firefox 4.0 alle gängigen Webstandards?

Ja, Firefox 4.0 beherrscht auch neue Standards wie Teile von HTML5, zum Beispiel Canvas und Video, sowie das 3D-API WebGL. Firefox 4 ist vergleichbar mit anderen modernen Browsern wie Chrome, Safari und Opera. Internet Explorer hinkt etwas hinterher, weil er kein WebGL beherrscht.

Dauert der Browserstart bei Firefox 4.0 auch so lange wie bei Version 3.x?

Nein, Firefox 4 startet schnell. Die Geschwindigkeit ist mit anderen modernen Browsern vergleichbar.

Microsoft und Google streiten sich um das richtige Videoformat für HTML5. Welche Auswirkungen hat das?

Zum Glück nur wenige. Google setzt auf WebM, während Microsoft H.264 durchsetzen möchte. In Firefox ist WebM vorinstalliert. Die Unterstützung für H.264 Video kann man über ein Add-on von Microsoft nachrüsten. Die aktuelle Version ist jedoch nicht mit der Releaseversion von Firefox 4 kompatibel.

Bis die ersten Websites HTML5-Videos außerhalb von Beta-Tests anbieten, wird jedoch noch einige Zeit vergehen, so dass die derzeitige Situation wenig problematisch ist.

Microsoft und Google melden ständig neue Geschwindigkeitsrekorde. Ist Firefox 4.0 langsamer als Chrome 10 und IE 9?

Die ständig aktualisierten ZDNet-Benchmarks zeigen, dass sich Firefox 4.0 in der Gesamtperformance kaum von anderen modernen Browsern unterscheidet. In Einzeldisziplinen gibt es teils größere Abweichungen.

Generell sollte man geringfügige schnellere oder langsamere Performance nicht überbewerten. In der "gefühlten Geschwindigkeit" macht es ohnehin keinen Unterschied, ob eine Seite in 236 oder 238 Millisekunden vollständig angezeigt wird.

Firefox 4.0 benötigt aber in vielen ZDNet-Messungen mehr Hauptspeicher als andere Browser. Das ist relevant, wenn man viele Tabs gleichzeitig offen hat.

Die Menüs findet man jetzt links oben im orangefarbenen Firefox-Button. Allerdings ist nichts mehr da, wo es vorher war. Gibt es auch die alte Menüstruktur?

Ja, einfach die Alt-Taste drücken.

Google bringt mittlerweile alle vier bis sechs Wochen eine neue Chrome-Version heraus. Wird Mozilla das jetzt auch machen?

Mozilla hat angekündigt, alle sechs Wochen eine neue Version herauszubringen. Version 7 soll noch dieses Jahr erscheinen.

Werden die neuen Versionen alle sechs Wochen einen ähnlichen technischen Fortschritt bringen wie die Version 4.0?

Davon ist nicht auszugehen. In erster Linie will Mozilla bei den Versionssprüngen mit Google Chrome mithalten. Es werden daher weniger neue Features kommen.

Ist ein Versionswettlauf zwischen Google und Mozilla für die Weiterentwicklung nicht schädlich?

Grundsätzlich nicht. Wenn Entwickler öfter neue Releases mit weniger neuen Features herausbringen, sind sie gezwungen, Aspekte wie Stabilität und Sicherheit öfter zu berücksichtigen. Programme, von denen häufig neue Releases rauskommen, haben meist eine bessere Qualität.

Chrome und IE verwenden mehrere Prozesse, um Browserfenster dazustellen. Firefox 4.0 läuft nur in einem einzigen Prozess mit vielen Threads. Ist das ein Problem?

Tendenziell ja. Grundsätzlich reichen Threads aus, um mehrere Browserfenster unabhängig voneinander darzustellen. Durch Bugs, die auch von Add-ons herrühren können, können Synchronisationsobjekte wie Locks, Semaphores und Mutexes sich aber fehlerhaft verhalten und den gesamten Browser verlangsamen oder die Eingabe blockieren.

Da bei einem Prozess pro Browserfenster nahezu keine Synchronisationsobjekte notwendig sind, ist die Gefahr bei einer Mehrprozessarchitektur geringer. Hier sollte Mozilla sich in einer der nächsten Versionen an Chrome und IE orientieren.

Der Vorteil eines geringeren Speicherverbrauches bei einer Einprozessarchitektur ist mit moderner Hard- und Software nicht mehr gegeben, da das Forken (Unix) oder Spawnen (Windows) eines neuen Prozesses mittels Copy-on-Write-Technologie implementiert ist.

Firefox 4 kann hardwarebeschleunigte Grafik nutzen. Wie wichtig ist das?

Bei vielen Webseiten hat das wenig Bedeutung. Allerdings erlauben Techniken wie HTML5-Canvas eine ganz neue Art von interaktiven Browser-Anwendungen, beispielsweise Browserspiele. Dabei kann man von der Hardwarebeschleunigung erheblich profitieren. Ein Beispiel dafür ist das Asteroids-Game, dass es als spielfähige Version oder als Benchmark gibt.

Wer kann die Hardwarebeschleunigung für die Bildschirmausgabe nutzen?

Das geht nur mit Windows Vista ab SP2 und Windows 7. Dazu ist eine Grafikkarte mit Hardwarebeschleunigung erforderlich, die das Aero-Interface darstellen kann, und ein Treiber mit WDDM 1.1 oder höher. WDDM 1.0 reicht nicht aus.

Um die WDDM-Version herauszufinden, öffnet man am besten dxdiag.exe und geht auf den Reiter Anzeige 1. Die WDDM-Version steht in rechts in der Anzeigegruppe Treiber.

Einige Artikel im Web behaupten, man könne die Hardwarebeschleunigung auch mit WDDM-1.0-Treiber nutzen?

Dort wird empfohlen die URL about:config aufzurufen und die Parameter gfx.direct2d.force-enabled sowie gfx.font_rendering.directwrite.enabled auf true zu setzen. Man könne das Ergebnis nach einem Browser-Neustart sehen, etwa daran, dass die Fonts anders gerendert werden (siehe nächste Frage).

Das ist jedoch ein Irrtum: Direct2D und DirectWrite können auch per Software-Emulation genutzt werden. Genau das ist der Fall, wenn ein WDDM-1.0-Treiber installiert ist. Ruft man eine Seite wie FishIE Tank oder Google Body Browser auf, lässt sich sofort an der langsamen Geschwindigkeit erkennen, dass keine GPU-Beschleunigung aktiviert ist.

Die Fonts bei Firefox 4.0 unter Windows wirken blass und unscharf. Das Lesen ist sehr anstrengend. Woran liegt das?

Firefox 4.0 verwendet die Direct2D-Schnittstelle in Windows zur Hardwarebeschleunigung. Diese Schnittstelle stellt Fonts nicht optimal dar. Weitere Informationen dazu finden sich im ZDNet-Artikel „Unscharfe Fonts im Browser: Die Probleme von DirectWrite".

Es handelt sich nicht um ein Problem von Firefox, sondern von Microsofts DirectWrite-Schnittstelle. Den Redmondern ist das Darstellen von Fonts nicht gut gelungen. Jede andere Software, die DirectWrite nutzt, etwa Internet Explorer 9, hat dieselben Probleme.

Was kann man gegen die unscharfen und blassen Fonts unter Windows tun?

Alle Lösungen sind nicht optimal. Eine Möglichkeit ist die Abschaltung der GPU-Beschleunigung (Firefox – Einstellungen – Einstellungen – Erweitert – Allgemein oder Alt-Taste – Extras – Einstellungen – Erweitert – Allgemein). Bei Websites mit viel Interaktivität oder Animationen führt das aber zu einem merklichen Geschwindigkeitsrückgang.


Der Anti-Aliasing Tuner kann die schlechte Fontdarstellung bei aktivierter GPU-Beschleunigung deutlich verbessern (Screenshot: Nag. MATSUI).

Eine andere Möglichkeit besteht darin, das Add-on Anti-Aliasing Tuner herunterzuladen. Zum lässt sich die Blässe der Fonts reduzieren, indem man mehr Kontrast wählt. Zum anderen kann man die Unschärfe beseitigen, indem den Rendering Mode auf GDI Classic oder GDI Natural stellt. Letzteres führt allerdings dazu, dass die Abstände zwischen den Zeichen nicht mehr gleichmäßig sind. Eine gute Darstellung der Schriftzeichen wie mit GDI bietet DirectWrite nicht.


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ZDNet.de Redaktion

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