Google arbeitet mit den Google Apps inzwischen seit fast vier Jahren daran, Cloud Computing in Firmen salonfähig zu machen. Ziel ist es nicht wie anderswo, dass die Technik bei Bedarf Rechenleistung zukaufen oder virtuelle Server anmieten kann, sondern dass jeder Angestellte in seinem Alltag statt lokal zentral in der Cloud arbeitet. Von Anfang an zielten die Bemühungen darauf ab, die gängigen Office-Pakete – insbesondere die von Microsoft – zu verdrängen. Als die ersten Angebote im April 2007 vorgestellt wurden, belächelte jedoch nicht nur Microsoft den Versuch. Auch andere etablierte Anbieter lehnten die Pläne von Google als unreif und nicht praktikabel ab.
Die Einschätzung hat sich inzwischen geändert. IBM hat sich als erster der ganz großen Anbieter bewegt – mit beträchtlichem, wenn auch nicht so bekanntem Erfolg. Schon Ende 2009 konnte Big Blue, rund zwölf Monate nach dem Start des Angebots, für LotusLive, das E-Mail-, Instant-Messaging-, Filesharing- und Webkonferenz-Funktionen aller Online-Collaboration-Tools von Lotus vereint, rund 18 Millionen zahlende Kunden melden. Inzwischen kamen noch weitere Online-Collaboration-Tools und ein Angebot für virtuelle Desktops aus der Cloud hinzu. Ähnliche Konzepte bieten inzwischen auch weniger bekannte Anbieter an, etwa das deutsche Unternehmen Visionapp.
Schließlich haben die Aktivitäten von Google auch in Redmond für Unruhe gesorgt. Zwar entlocken die Online-Angebote des Suchgiganten bei exzessiven Excel-Nutzern nach wie vor nur ein müdes Lächeln – für die breite Masse der Nutzer von Textverarbeitung, Mail und Tabellenkalkulation in Firmen sind sie aber in der Regel völlig ausreichend – zumal das, was Microsoft ihnen in den vergangenen Jahren als Innovation verkauft hat, sich im Wesentlichen auf kosmetische Änderungen oder Funktionen beschränkt hat, die im Alltag kaum genutzt werden.
Die ersten, als Business Productivity Online Suite (BPOS) bezeichneten Gehversuche Microsofts in der Cloud, konnten nicht überzeugen. Unter der Marke bietet Microsoft derzeit noch gehostete Pakete von Exchange, Sharepoint und Office Communication Server an. Der Nachfolger Office 365 steht aber schon in den Startlöchern. Er soll mit einem griffigeren Namen und den aktuellen Varianten der Server-Produkte überzeugen. Ein erster Test der Beta der Small Business Version zeigt, dass Microsoft deutliche Fortschritte gemacht hat.
Der exakte Termin für den Launch wurde noch nicht genannt. Beobachter rechnen aber damit, dass der Startschuss in den kommenden Wochen fällt. Dann sollen auch die genauen Preise in Euro bekannt gegeben werden. Bisher weiß man lediglich ist, dass der Einstieg ab monatlich 5,25 Euro pro Nutzer möglich sein soll. In dem Paket sind die Office Web Apps, Exchange Online mit einem 25-GByte-Postfach, SharePoint Online und Lync Online enthalten. Ende 2011 soll auch Dynamics CRM Online in Office 365 integriert werden.
Microsoft setzt auf ein Hybrid-Modell, dass auch klassische Desktop-Software enthält. Google setzt dagegen auf eine reine Online-Lösung. Endanwendern stellt Google die gehosteten Angebote Text und Tabellen sowie Google Mail kostenlos zur Verfügung. Für die Business-Version Google Apps verlangt der Suchanbieter 40 Euro pro Nutzer und Jahr.
Der Wind weht Google also inzwischen etwas rauer ins Gesicht. Die Anfangserfolge, die man als Marktpionier erzielen konnte, werden sich nicht so einfach fortschreiben lassen. Das hat man offenbar auch im Googleplex erkannt. Unter anderem zeigen dies Personalentscheidungen wie die Einstellung von Sebastien Marotte im Januar 2011: Der Manager kam von Oracle zu Google und hat langjährige Erfahrung im Vertrieb von Software an große Firmen – wobei nicht nur coole Features und günstige Preise zählen.
Zusammen mit Matthew Glotzbach, Product Management Director für Google Enterprise, legte Marotte kürzlich in München auf einem Pressetermin die weiteren Enterprise-Pläne von Google dar und bemühte sich zu zeigen, dass man sich nicht auf den ersten Lorbeeren ausruhen will.
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