Die Bundesnetzagentur hat ihren jüngsten Entgeltvorschlag für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL), die sogenannte letzte Meile, vorgelegt. Demnach muss die Deutsche Telekom ihren Wettbewerbern die TAL ab 1. April 2011 für monatlich 10,08 Euro überlassen. Bisher fielen für die Anmietung 10,20 Euro im Monat an.
Die Telekom selbst hatte Mitte Januar eine Erhöhung der TAL-Gebühr auf 12,90 Euro bei der Regulierungsbehörde beantragt. Für den Zugang zur TAL an einem Kabelverzweiger darf die Telekom laut dem Entscheidungsentwurf künftig nur noch 7,17 Euro statt 7,21 Euro verlangen. Das monatliche Überlassungsentgelt für den TAL-Zugang an einem Schaltverteiler beträgt künftig 8,01 Euro.
„Der heute veröffentliche Entgeltvorschlag ist das Ergebnis sehr intensiver Prüfungen und eines transparenten Beschlusskammerverfahrens während der vergangenen Wochen“, sagte Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur. „Dabei hat sich gezeigt, dass die aktuellen Werte der meisten Kalkulationsbestandteile für die Teilnehmeranschlussleitung von den Ansätzen der letzten Genehmigungsrunde vor zwei Jahren – teilweise deutlich – abweichen. So ist insbesondere eine Erhöhung des Investitionswertes zu verzeichnen, die sich durch mehrere gestiegene Preispositionen (unter anderem Tiefbaupreise), reduzierte Verbundvorteile bei der Mitverlegung anderer Infrastruktur und einen Rückgang der Beschaltung der kupferbasierten Anschlussnetze erklärt.“ Der Zunahme des Investitionswerts stünden allerdings effizienzorientierte Kostensenkungen anderer Kalkulationsbestandteile, wie etwa bei den Miet- und Betriebskosten sowie den Entstörkosten, gegenüber. Diese insgesamt gegenläufigen Effekte kompensierten sich weitgehend, so dass im Ergebnis nur die jetzt vorgeschlagene leichte Entgeltabsenkung gerechtfertigt sei.
Erstmals können die neuen TAL-Entgelte nicht sofort in Kraft treten, weil zunächst ein nationales Konsultations- und ein EU-weites Konsolidierungsverfahren zu den Entscheidungsentwürfen durchgeführt werden müssen. Bis zu einer endgültigen Entscheidung, die voraussichtlich erst Ende des zweiten Quartals ergeht, sind die vorgeschlagenen Gebühren ab dem 1. April zunächst nur vorläufig genehmigt worden.
Die bisherigen Entgelte hatte der Regulierer im April 2009 festgelegt. Die neuen Gebühren gelten für einen Zeitraum von zwei Jahren bis zum 31. Juni 2013.
Dem Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) geht die Gebührenreduzierung der Bundesnetzagentur nicht weit genug. „Mit der wiederum nur symbolischen Absenkung der Miete für die letzte Meile lässt die Bundesnetzagentur einmal mehr die Chance ungenutzt, dem wettbewerblichen Aufbau hochleistungsfähiger Breitbandnetze einen spürbaren Impuls zu geben“, sagte Breko-Präsident Ralf Kleint. Seit 2005 habe die Bundesnetzagentur das Entgelt für die TAL-Nutzung gerade einmal um insgesamt 57 Cent oder 5,3 Prozent gesenkt. Damit sei Deutschland verglichen mit den größten EU-Volkswirtschaften nach wie vor das teuerste Land.
Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), sieht das ähnlich: „Die Absenkung des Monatsentgeltes für die TAL um 12 Cent oder 1,2 Prozent ist definitiv viel zu gering ausgefallen. Damit hat die Bundesnetzagentur leider die Chance vertan, die dringend notwendigen Impulse für den Wettbewerb und den Breitbandausbau in Deutschland zu setzen.“ Die Entgelthöhe für die Miete der letzten Meile spiegele mit noch immer über 10 Euro nicht die reale Marktlage wider. Mitbewerber der Telekom würden jetzt weitere zwei Jahre mit einem Preis auf künstlich hohem Niveau belastet und im Wettbewerb benachteiligt.
Beide Verbände hatten im Vorfeld der Entscheidung ein neues Berechnungsmodell für das TAL-Entgelt gefordert. Bislang orientiere es sich an den Wiederbeschaffungskosten des Kupfernetzes der Telekom, obwohl dieses weitestgehend abgeschrieben sei und nicht mehr neu gebaut oder ersetzt werde, so ihre Argumentation. Daher sollten künftig die tatsächlichen Kosten als Berechnungsgrundlage dienen. Seit 1999 hat die Bundesnetzagentur die TAL-Entgelte von damals 12,98 Euro auf jetzt 10,08 Euro kontinuierlich abgesenkt.
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