Kreditkartenhacker Gonzalez will auf Anweisung von US-Behörden gehandelt haben

Albert Gonzalez, der sich in einem der größten Fälle von Kreditkartendiebstahl in den USA für schuldig bekannt hatte, hat sein 2009 abgelegtes Geständnis zurückgezogen. Er argumentiert, er habe im Rahmen seiner Tätigkeit als bezahlter Informant der US-Regierung gehandelt.

„Ich glaube immer noch, dass ich für den United States Secret Service gearbeitet habe und dass ich ermächtigt war und angewiesen wurde, die Informationen als Teil meiner Aufgabe, internationale Cyberkriminelle aufzuspüren, zu sammeln“, schreibt Gonzalez in einem 25-seitigen Antrag an das Bezirksgericht im US-Bundesstaat Massachusetts, den der Blog Threat Level veröffentlicht hat. „Ich weiß nun, dass ich als Sündenbock herhalten soll, um die Fehler anderer zu vertuschen.“

Die Unterstützung durch eine Regierungsbehörde habe ihm das Gefühl gegeben, sehr wichtig zu sein und wirklich für den Secret Service zu arbeiten, so Gonzalez weiter. „Zuerst war ich unwichtig und ein Niemand. Tags darauf wurde ich als Genie gefeiert und durfte vor Beamten des Secret Service Vorträge halten. Das alles hat mich verwirrt.“

Er hätte sich niemals für schuldig bekannt, wenn er gewusst hätte, dass er sich als Angeklagter damit verteidigen könnte, er habe mit Zustimmung der Regierung gehandelt, heißt es in dem Schriftsatz. Sein früherer Verteidiger Rene Palomino habe ihn nicht über diese Möglichkeit informiert. Gegenüber Threat Level sagte Palomino, es gebe keinen Grund für Gonzalez, sein Geständnis zu widerrufen und zu behaupten, die Regierung habe seine Verbrechen genehmigt. Der Secret Service wollte die Vorwürfe des Hackers nicht kommentieren.

Im März 2010 hatte ein Gericht Gonzalez zu 20 Jahren Haft verurteilt. Er soll Millionen von Kredit- und Bankkartendaten von mehreren Einzelhandelsketten gestohlen haben. Zu den betroffenen Unternehmen gehören T.J. Maxx, BJs Wholesale Club und Barnes & Noble. Zusammen mit anderen Beschuldigten soll er über ungesicherte WLAN-Netze in die Netzwerke der Firmen eingedrungen sein und die Daten abgegriffen haben. Sie wurden anschließend zur Herstellung von gefälschten Karten benutzt, um Geld von Automaten abzuheben.

Für den Secret Service arbeitete Gonzalez unter dem Decknahmen „soupnazi“. Er lieferte Erkenntnisse über illegale Handelsplätze für Kredit- und Bankkartendaten. Der Geheimdienst zahlte ihm dafür jährlich 75.000 Dollar.

ZDNet.de Redaktion

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