Angetestet: Android-Tablet HTC Flyer mit Stifteingabe

2011 ist das Jahr der Android-Tablets. Alles, was im Computer- oder Smartphone-Geschäft einen Namen hat, will in Kürze einen Touch-Rechner mit Google-Betriebssystem auf den Markt bringen – von Acer und Asus über LG, MSI und Motorola bis hin zu Samsung und Toshiba. Fast allen genannten Herstellern ist dabei gemein, dass sie auf die speziell für die großen Bilddiagonalen der Tablets optimierte Android-Version 3.0 (Codename: Honeycomb) setzen anstatt auf das Handy-Betriebssystem Android (aktuell 2.3 alias Gingerbread).

Und dann bringt HTC, einer der absoluten Spezialisten, wenn es um die Google-Phones geht, ein Tablet mit Android 2.3. Dennoch ist das Flyer ein Novum im gerade entstehenden Markt. Es ist das einzige unter den neuen Oberklasse-Android-Tablets, das zwar auf einen Dual-Core-Prozessor und Honeycomb verzichtet, dafür aber das hauseigene Sense-Interface an das große Display anpasst und einen erstklassig funktionierenden Stylus für handschriftliche Aufzeichnungen einsetzt.

Design

Bereits der erste Kontakt mit dem Flyer ist ausgesprochen positiv. Das HTC-Tablet liegt kühl und schwer in der Hand und macht einen extrem soliden Eindruck. Der Grund dafür ist das Unibody-Gehäuse aus eloxiertem Aluminium. All das erinnert an das iPad.

Legt man beide Geräte nebeneinander, könnte das Flyer direkt der kleine Bruder des Apple-Tablets sein, denn es sieht nicht aus wie eine billige, kleinere Kopie, sondern wie ein kleines iPad. Natürlich finden sich hier und da Unterschiede im Detail. Der eine Punkt gefällt beim HTC besser, in einem anderen ist das iPad wieder attraktiver. Aber insgesamt kann sich das Flyer wirklich sehen lassen.


Das Flyer ist das erste Tablet von HTC. Auf ihm läuft Android in der eigentlich für Smartphones gedachten Version 2.3, es wurde allerdings von HTC um das Sense-Interface in einer speziellen Tablet-Version aufgerüstet (Foto: CBS Interactive).

Die Vorderseite wird dominiert vom 7 Zoll großen LC-Display. Das entspricht dem Formfaktor des im letzten Jahr vorgestellten Samsung-Tablets Galaxy Tab, das ebenfalls mit Android in der Smartphone-Version ausgestattet ist. Im Vergleich zum 10-Zoll-iPad ist die tatsächliche Fläche der Anzeige etwa halb so groß. Damit passt das Flyer noch problemlos in die Innentasche von Sakko oder Weste und ist damit deutlich portabler. Außerdem kann man es gut mit einer Hand halten.

Allerdings ist das Gewicht durchaus mächtig. Das Flyer bringt circa 420 Gramm auf die Waage – was im Vergleich zum doppelt so großen iPad 2 mit seinen gut 600 Gramm sehr viel zu sein scheint. In der Praxis wird aber dennoch auch bei längeren Surf- oder Spielesessions der Arm nicht lahm. Außerdem lässt sich das Tablet beim Sitzen oder Liegen problemlos abstützen.

Unterhalb der Anzeige hat HTC mittig drei weiß beleuchtete Soft-Touch-Tasten untergebracht – Home, Menü und Zurück. Rechts davon leuchtet noch ein rotes Stift-Symbol, das sich aber nicht mit dem Finger, sondern nur mit dem im Lieferumfang enthaltenen Stylus bedienen lässt. Die beleuchteten Symbole sind doppelt vorhanden. Dreht man das Tablet um 90 Grad nach links, erscheinen die Symbole wieder unterhalb der Anzeige. Das ist noch beeindruckender als die mitdrehenden Icons, die das HTC-Smartphone Incredible S zu bieten hat.

Das Vollaluminium-Gehäuse zieht sich einmal komplett rund um die Scheibe aus echtem Glas. Fast, denn auf der Oberseite kommt weißer Kunststoff zum Vorschein. Dafür stehen sowohl Plastik als auch Metall an den Kanten minimal über, was in der Praxis einen hervorragenden Schutz vor Kratzern bedeuten dürfte, wenn man das Gerät mit dem Display nach unten auf den Tisch legt. Ganz oben hat der Hersteller – im weißen Kunststoff – den Ein-Aus-Lock-Taster auf der rechten Seite untergebracht.

Direkt daneben gibt es eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse zum Anschluss von Standard-Kopfhörern. Auf der rechten Seite des Tablets findet sich ein silberner Wipptaster zur Regelung der Lautstärke. Seine Bedienung ist etwas gewöhungsbedürftig, da er – zumindest beim Prototypen – sehr wenig vorsteht und damit einen extrem kleinen Tastenhub vorweist. In der Regel hält man das Flyer auch nicht zum zum Telefonieren ans Ohr und müssen es „blind“ bedienen. Aus diesem Grund ist dieser kleine Haken durchaus verzeihbar.

Die linke Seite des Tablets besteht wie die rechte aus Alu, hat aber keinerlei Elemente vorzuweisen. Ganz unten kommt wieder weißer Kunststoff zum Vorschein, in dessen Mitte eine auf den ersten Blick proprietär wirkende Buchse ihren Platz gefunden hat. Aber HTC folgt nicht dem schlechten Beispiel der anderen Hersteller, die auf eigene und zu allem anderen inkompatible Dock-Connectoren setzen. Auch wenn die viereckige Buchse mit Einbuchtung nicht so aussieht, lässt sie sich problemlos mit einem ganz normalen Micro-USB-Kabel verbinden, um Daten zu übertragen oder den Akku aufzuladen. Vermutlich geht HTC hier den gleichen Weg wie Sony Ericsson beim Xperia Arc, wo die Buchse ebenfalls anders aussieht, aber zu Micro-USB kompatibel ist: Sie soll deutlich mehr Steckzyklen aushalten, ohne zu verschleißen.

Auf der Rückseite fällt der Blick auf eloxiertes Aluminium, das aussieht, als wäre es aus der gleichen Fräsmaschine gekommen wie das iPad. Anstelle eines Apfels befindet sich in der Mitte allerdings das silberglänzende HTC-Logo, und der Plastik-Anteil auf der Rückseite ist deutlich höher. Oben gibt es eine große, unten eine kleine Fläche aus weißem Kunststoff. Während sich der untere Teil beim vorliegenden Prototypen noch abnehmen lässt, wird er in der Serienversion wohl fest montiert sein. Dahinter verbergen sich zumindest eine Platine und zwei Antennen, die übrigens der Grund für den Verzicht auf Metall sind – denn durch das Aluminium dringen weder GPS- noch Bluetooth-, WLAN- oder UMTS-Funkwellen in das Gehäuse vor. Der obere und bedeutend größere Kunststoffdeckel lässt sich auch beim Verkaufsmodell noch abnehmen. Darunter haben die Linse der 5-Megapixel-Kamera, übrigens ohne Foto-LED, sowie der SIM-Kartenslot ihren Platz gefunden. Einen Einschub für microSD-Speicherkarten sucht man indes vergebens.

Alle Ansichten des Tablets zeigt die folgende Bildergalerie.

Ausstattung

Das 7 Zoll große LC-Display löst mit 1024 mal 600 Pixeln genauso hoch auf wie das des Galaxy Tab. Die Auflösung ist damit etwas geringer als die des iPads (1024 mal 768 Pixel). Aufgrund der deutlich kleineren Bilddiagonale gibt es hier aber mehr Bildpunkte pro Quadratzentimeter – und das sorgt für eine schärfere Darstellung. Damit braucht sich das Flyer jedenfalls nicht hinter Apple zu verstecken.

Für die Kommunikation mit der Außenwelt stehen zwei unterschiedliche Ausführungen zur Auswahl. Die günstigere Version des HTCs wird knappe 500 Euro kosten und kommuniziert nur via WLAN, während die teurere Ausführung für knapp 700 Euro auch via Quad-Band-GSM und HSPA funkt. Außerdem an Bord sind Bluetooth 2.1 und GPS.

Auch die Speicherausstattung der beiden Modelle unterscheidet sich. Das WLAN-Modell hat 16 GByte internen Speicher, während das UMTS-Modell mit 32 GByte ausgestattet ist. Beim vorliegenden Prototypen handelt es sich um die UMTS-Ausführung. Dabei hatte die Partition für Nutzerdaten knapp 26 GByte, die für Fotos, Videos, Dokumente, Musik et cetera zur Verfügung stehen. Eine weitere Partition ist Android-typisch für das Betriebssystem und die Apps vorgesehen – sie ist hier 2 GByte groß. Allerdings sind diese Daten vermutlich noch nicht final.

Interessant ist die Ausstattung im Inneren des Tablets vor allem im Vergleich zu den konkurrierenden Android-Modellen. Während Samsung, LG, Motorola et cetera allesamt auf den Dual-Core-Prozessor Tegra 2 von Nvidia setzen, verbaut HTC „nur“ einen Qualcomm-Snapdragon-Chip der zweiten Generation. Er verfügt über einen Rechenkern, seine Taktfrequenz ist allerdings mit 1,5 GHz deutlich höher als die des Tegra (1,0 GHz). Dem Chip steht 1 GByte RAM zur Seite.

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ZDNet.de Redaktion

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