IBM stellt die Hardware für seine „Smarter Computing“-Initiative vor

Dem mit „Smarter Computing“ zur CeBIT gelieferten theoretischen Überbau hat IBM jetzt konkrete Produkte folgen lassen. Bei den Ankündigungen der verbesserten IT-Infrastruktur steht der Gedanke von „workload-optimierten“ Systemen im Zentrum der IBM-Bemühungen. Dieser spielt seit der Vorstellung des neuen Mainframe-Systems zEnterprise im Sommer 2010 eine große Rolle.

Big Blue betont in diesem Zusammenhang, dass es keine Angebote im Sinne von „One size fits all“ gebe, sondern differenzierte Lösungsangebote für individuelle Aufgaben beim jeweiligen Kunden. Skalierbarkeit, verbesserte virtualisierte Lösungen sowie Konsolidierungsmöglichkeiten für Applikationsserver stünden im Mittelpunkt. Auf bestimmte Aufgaben zugeschnittene, optimierte Systeme, die mit großen Datenmengen (Big Data) in der Internet-Cloud umgehen können, stehen im Mittelpunkt, sagte IBM-Manager Uwe Witulski bei der Vorstellung. Dies gelte für alle drei Plattformen: Power (System p/Unix und System i/AS 400), System x (Intel-basiert) und System z (Mainframe).

Analyse-Server und Wissenschaftsrechner

Zu den neuen workload-optimierten Power7-Systemen gehört ein in der Leistung verbesserter Server namens IBM Power System 750 – der „Brot-und Butter-Maschine in diesem Leistungsbereich“, so die verantwortliche IBM-Technik-Managerin Eva Schooß. Das ist das System, auf dem das Programm Watson lief, das in der US-TV-Quizshow Jeopardy gegen menschliche Mitspieler gewann. Beim Projekt Watson arbeitet IBM nach eigenen Angaben an wichtigen Schritten, die zu einer veränderten Wahrnehmung von Computern – weg von „Rechnern“ hin zu Maschinen, die „lernen“ können, führen sollen. Mit der Fertigstellung von Watson konnte ein System erstmals natürliche Sprache analysieren und die Komplexität, in der Menschen sich ausdrücken, in einem Maß verstehen, das bisher nicht möglich war.


Auf dem Server IBM Power System 750 lief die als Sieger der US-Quizshow Jeopardy bekannt gewordene Software „Watson“ (Bild: IBM).

In der Business-Welt sind die neuen Power-Blades für anspruchsvolle neue Anwendungen gedacht, die vor allem in den Branchen Gesundheit, Finanzdienste sowie in der wissenschaftlichen Forschung angesiedelt sind. Dort ist die parallele Verarbeitung einer sehr hohen Anzahl von Transaktionen und Daten gefragt, während diese Informationen gleichzeitig in Echtzeit analysiert werden sollen.

Weitere verbesserte Systeme sind IBM Power 750 Express als speziell verpacktes
Angebot, sowie IBM Power 755, ein Hochleistungs-Clusterknoten, der im Rahmen von High Performance Computing mit 32 Power7-Cores vor allem bei Arbeiten von Ingenieuren und Naturwissenschaftlern eingesetzt werden. Die verbesserten Systeme sind vor allem gegen Server von Oracle/Sun (SPARC T3-2) und HP (Integrity) positioniert.

Als dazugehörende Systemsoftware hat IBM eine neue Systems Director Managementkonsole vorgestellt. Sie erlaubt es Administratoren, Power Server und Blades mit einem einfacheren, einheitlichten Interface für das Management physischer und virtualisierter Ressourcen zu steuern. Eine ähnliche Software spielt auch bei dem neuen Mainframe-System zEnterprise eine wichtige Rolle.

Neue x86-Server

Auf der Plattform Intel-basierter Serversysteme will IBM die Grenze der Möglichkeiten im x86-Markt bei Enterprise Workloads weiter nach oben verschieben. Die neuen Blade- und Rack-Server basieren auf der fünften Generation (ex5) der IBM X-Architektur-Technologie und sollen diesen Kundenkreis mit maximaler Leistung der neuen Intel-Xeon-E7-Prozessorfamilie versorgen. Mit den Typen „iDataplex Rack“ und „Enterprise Rack“ werden mehrere intelligente Hochleistungscluster in unterschiedlichen Modellvarianten angeboten.

Bemerkenswert ist im Rahmen der System-x-Ankündigungen eine IBM-Lösung für die SAP In-Memory Appliance HANA (High Performance Analytic Appliance). Die Walldorfer hatten in diesem Bereich bislang vor allem mit HP zusammengearbeitet. Die von SAP zertifizierten Systeme erlauben On-the-Fly-Analysen von SAP-ERP-Daten. Dabei können 10.000 Abfragen pro Stunde gegen 1,3 Terabyte an Daten gefahren werden.

IBM und SAP haben bei der Implementierung des erweiterten Replikationsszenarios, einem Lieblingsprojekt von SAP-Mitgründer Hasso Plattner, eng zusammengearbeitet. IBMs Datenbank DB2 ist als HANA-ready zertifiziert und kann durch Nutzung des Sybase Replication Servers Daten so verarbeiten, dass Reporting in Echtzeit möglich ist.

Die Rückkehr eigener Switches

Mit zwei Ethernet-Switches bringt IBM nach vielen Jahren erstmals wieder eigene Kommunikationsgeräte auf dem Markt. Die aus der Übernahme von Blade Network Technologies stammende Technologie ist praktisch nur für die Integration in das Portfolio der workload-optimierten Systeme gedacht.

Damit trägt IBM dem von Oracle und HP forcierten Gedanken eines kompletten Technologie-Stacks Rechnung, wie er für optimierte High-End-Appliances notwendig ist. Die Switches können eng mit den IBM Power-Servern für Workloads wie Cloud Computing, Financial Services, Web 2.0, Streaming Video, medizinische und sonstige wissenschaftliche Forschung sowie Business Analytics integriert werden, teilt IBM mit.

Windows auf Mainframe

Für die Mainframe-Kunden wurde im Rahmen der heutigen IT-Infrastruktur-Ankündigungen bestätigt, dass die im Sommer vergangenen Jahres vorgestellte anwendungsorientierte „zEnterprise Blade Extension“ (zBX) künftig neben AIX (IBM Unix) und Linux auch Applikationen unter Windows unterstützt. Zum Zeitpunkt der Verfügbarkeit – IBM nennt als Termin voraussichtlich Ende 2011 – wird es möglich sein, neben x86-basierten Blade-Servern mit Linux auch solche mit Windows durch den Mainframe als zentrale Systems-Management-Instanz zu steuern und zu verwalten.

Das jetzige „Statement of Direction“ ergänzt die Aussagen vom Sommer 2010, die sich nur auf Linux und x86 bezogen. Damit baut IBM die Hybrid-Eigenschaften des zEnterprise-Großrechners noch weiter aus: Laut IBM werden die Möglichkeiten größer, jeden Workload auf der jeweils wirtschaftlichsten Plattform laufen zu lassen, und dennoch die Innovations- und Systems-Management-Vorteile der Mainframe-Plattform zu nutzen. Der zManager sei dabei der Schlüssel für den Betrieb eines heterogenen Multiplattform-Systems auf der Mainframe-Plattform.

Diese Ankündigung ist ohne Zweifel ein von diesem Kundenkreis erwarteter Schritt, laufen doch viele Anwendungslösungen auf Windows-Servern. Weiterhin nur auf Linux zu setzen wäre realitätsfern und kontraproduktiv gewesen.

ZDNet.de Redaktion

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