„Durchs Tal, aber noch lange nicht über dem Berg“ – so lässt sich der Stand von Microsofts Smartphone-Ambitionen mit Windows Phone 7 beschreiben. Auf der Haben-Seite können die Redmonder den schnell wachsenden Marktplatz – mittlerweile sind es mehr als 13.000 Apps -, die positive Resonanz auf die schicke Oberfläche und die Kooperation mit Nokia verbuchen.
Viele Hausaufgaben sind aber noch zu machen: Das OS bietet beispielsweise keinen Zugriff auf Sockets oder auf die Kamera, was die Entwicklung von VoIP- beziehungsweise Augmented-Reality-Anwendungen unmöglich macht. Endnutzer vermissen Multitasking und weitere Features, die bei iPhone und Android selbstverständlich sind. Am schwersten wiegt jedoch, dass die Verkaufszahlen offensichtlich bescheiden sind. Microsoft meldete bislang lediglich zwei Millionen verkaufte Geräte. Wieviele sich davon in Endkundenhand befinden, ist nicht bekannt.
Auf der Entwicklerkonferenz Mix 2011, die vergangene Woche in Las Vegas abgehalten wurde, gewährten die Redmonder erstmals seit dem Launch im vergangenen Herbst einen umfassenden Einblick in die Roadmap von Windows Phone 7. Im Herbst soll mit Mango das erste große Update erscheinen. ZDNet zeigt, welche Neuerungen geplant sind.
Updates
Der maßgeblich für die Entwicklung verantwortliche Microsoft-Manager Joe Belfiore äußerte sich zu Beginn seiner Keynote zu den Problemen, die im Zuge der Einführung des NoDo-Update entstanden sind. Nach wie vor haben nämlich nicht alle Windows-Phone-7-Nutzer den aktuellsten Softwarestand, der eine höhere Performance und Copy-and-paste bringt. Wie die Update-Tabelle zeigt, lässt hierzulande die Deutsche Telekom ihre Kunden noch warten.
Zu den Update-Problemen bei Samsung-Geräten kam es laut Belfiore, weil die Hardwarespezifikationen ausgelieferter Smartphone anders war als bei Microsoft bekannt. Daher sei überraschend der erste Patch notwendig geworden, was den gesamte Zeitplan nach hinten verschoben hat. Deutlich wurde letztlich auch, dass Windows-Phone-7-Nutzer von der Gnade der Mobilfunkbetreiber abhängig sind. Man habe sich entschieden, mit der Auslieferung des Update nicht zu warten, bis der letzte Netzbetreiber die Freigabe erteilt hat. Belfiore versprach für die Zukunft Besserung des Update-Prozesses, blieb Details aber schuldig.
Multitasking
Dass Mango Windows Phone 7 mit Multitasking-Fähigkeiten ausrüstet, wurde bereits auf dem Mobile World Congress in Barcelona bekannt gegeben. Microsoft orientiert sich dabei eher an iOS als an Android. Im Hintergrund können nur bestimmte Dienste wie Audiowiedergabe oder Dateidownload laufen, über die das OS die volle Kontrolle hat. Das soll Einbußen bei der Performance und eine Verkürzung der Akkulaufzeit verhindern.
Programmierer können auch eigene Hintergrundprozesse entwickeln, die Microsoft als Agents bezeichnet. Sie dürfen allerdings nur 10 Prozent CPU-Leistungen und 5 MByte Speicher verbrauchen dürfen. Zudem werden sie zumindest im Akkubetrieb nur alle 30 Minuten 15 Sekunden lang ausgeführt, worüber das OS wacht. Während insbesondere die letzten Kriterien nicht in Stein gemeiselt sind, wird deutlich, dass Microsoft sehr restriktiv ist. Programme, die im Hintergrund durch Dauerdownloads oder umfangreiche Berechnungen den Akku leersaugen, wird es nicht geben. Zudem hat der Anwender über die Systemsteuerung die Möglichkeit, Hintergrundprozesse einzelner Anwendungen abzustellen – auch dauerhaft.
Internet Explorer 9
Mit Mango bringt Microsoft den kürzlich vorgestellten Internet Explorer 9 aufs Smartphone. Er basiert auf der gleichen Engine wie die Desktop-Version und unterstützt damit HTML 5 sowie H.264-Video. Im Gegensatz zu Safari (iPhone) und Chrome (Android) bietet der IE9 GPU-Beschleunigung, was bei vielen Webseiten aber wenig Bedeutung hat. Von dem Feature profitieren interaktive Browser-Anwendungen mit bewegten Grafiken. Bleibt zu hoffen, dass der IE9 auch die schnelle JavaScript-Engine der Desktop-Version mit auf den Weg bekommt.
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