Tim Berners-Lee warnt vor Problemen mit HTML 5


Tim Berners-Lee auf einer MIT-Veranstaltung in Cambridge (Bild: Martin LaMonica/CNET)

Tim Berners-Lee, der Begründer des World Wide Web, hat anlässlich der Einweihung der britischen Internet-Registry Nominet in Oxford Kritik am Entwicklungsprozess des neuen Webstandards HTML 5 geübt. Das Engagement der Beteiligten sei hoch, es bestehe aber die Gefahr der Ineffektivität, weil mehrere Parteien unkoordiniert an denselben Problemen arbeiteten. Außerdem sieht er das Risiko einer Zersplitterung der verschiedenen Technologien.

Die Harmonisierung neuer Protokolle wie HTML 5 sei nur eine von vielen technischen und sozialen Herausforderungen, mit denen sich das Web konfrontiert sehe, sagte Berners-Lee zu ZDNet. „Das neue Web ist so ein weites Feld, dass sich gleich mehrere Bereiche parallel entwickeln. HTML 5 bietet eine große Menge technischer Neuerungen. So viele Menschen haben ihre eigenen Ideen, wie HTML 5 einmal aussehen soll. Linked Open Data verdoppelt sich alle zehn Monate. Es gibt also viele technische Gebiete, die Aufmerksamkeit erfordern.“

Sollte es Probleme bei der Harmonisierung geben, hätte das beispielsweise Folgen für die Interoperabilität der verschiedenen Web-Techniken, was das Web unzugänglicher machen würde. Zusätzlich muss sich das Web laut Berners-Lee drängenden Fragen der Widerstandsfähigkeit und Verfügbarkeit stellen, um wirklich offen zu bleiben. Er verwies als Beispiel für die Verwundbarkeit des Webs auf die Proteste in Ägypten, bei denen die Regierung den Internetzugriff blockierte.

„Auf bestimmten Gebieten der Politik hat man gesehen, dass das Internet nicht selbstverständlich ist“, so Berners-Lee. „Die Menschen haben sich die Ereignisse in Ägypten angesehen und dabei gemerkt, was bei ihnen zuhause passieren könnte. Dadurch sind eine Menge interessanter Fragen aufgetaucht.“

Berners-Lee hatte bereits vor einer knappen Woche in einer Veranstaltung am Massachusetts Institute of Technology (MIT) auf die soziale Verantwortung der Web-Entwickler hingewiesen. Es gehe nicht nur um schicke neue Geräte und Websites, sondern auch um die Kommunikation zwischen Kulturen.

Paul Cotton von der HTML Working Group des World Wide Web Consortium (W3C) stimmte Berners-Lee in einigen Punkten zu. Seine Gruppe habe Probleme, sich über die Richtung des Protokolls zu einigen. „Wir sind eine sehr große Arbeitsgruppe mit sehr vielfältigen Interessen und Hintergründen“, sagte Cotton gegenüber ZDNet. „Die Kunst ist, alle Mitglieder zu einem Konsens zu bringen. Im W3C geht es darum, eine Lösung zu finden, welche die geringste Ablehnung hervorruft.“

Cotton kündigte an, dass die HTML Working Group den „Last Call“ für HTML 5 in den nächsten Wochen beenden werde. Die Erweiterbarkeit des Webstandards werde darin explizit geregelt.

ZDNet.de Redaktion

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