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IP-Surveillance: Preisrutsch und Technologiesprünge

Je nach Größe des zu überwachenden Bereichs und je nach gewünschter, technischer Raffinesse lässt sich eine kleine Installation, bestehend aus IP-Videokamera, Videoüberwachungssoftware und Netzwerkrekorder schon für unter 1000 Euro realisieren. Das kann sich selbst ein Kiosk-Besitzer leisten.

Sollen spezielle Anforderungen erfüllt werden, bietet die Branche inzwischen nahezu alles, was das Überwacher-Herz begehrt: Kameras, die ihre Daten im LAN übertragen sind Standard. Selbstverständlich sind aber auch WLAN-Modelle lieferbar, einige Geräte übertragen ihre Bilder auch ins 3G-Mobilfunknetz.


Die D-Link-Überwachungskamera DCS-6818 mit kühl- und beheizbarem Gehäuse für den Einsatz bei -40 bis +50 Grad Celsius (Bild: D-Link).

Power over Ethernet ist ebenfalls keine Ausnahme mehr: Viele Modelle benötigen für ihre Stromversorgung nur die Anbindung ans Firmennetzwerk. Es gibt Nachtsichtkameras, die auch bei schwachen Licht oder im Nebel noch klare Bilder liefern und Infrarotmodelle, die – nach menschlichem Ermessen – selbst bei völliger Finsternis noch unerwünschte Eindringlinge ertappen.

Im Bereich der Outdoor-Überwachungskameras bietet etwa D-Link das Modell DCS-6818 an, das über ein kühl- und beheizbares Gehäuse verfügt und damit resistent gegen Temperaturen von -40 bis +50 Grad Celsius ist. Die Kamera ist aufgrund eines großen Schwenkbereichs für die Überwachung großflächiger Außenbereiche wie Parkplätzen von Einkaufszentren oder bei Transport- und Logistikunternehmen entwickelt worden. Für eine solche Lösung verlangt D-Link knapp 2500 Euro.

Welche Features Indoor- und Outdoor-Kameras heute bieten sollten, erklärt Mike Lange, Director Customer Service, Business Development & Product Marketing bei D-Link: „Zu den Basisfunktionen einer Indoor-Kamera zählen heutzutage die ereignisgesteuerte Aufzeichnung des Kamerabildes und die automatische Aufzeichnung der Aufnahmen auf freigegebene Netzwerkspeicher. Darüber hinaus sollten im Alarmfall E-Mail-Benachrichtigungen direkt auf ein mobiles Endgerät geleitet werden. In punkto Auflösung liefert der VGA-Modus in der Regel eine vollkommen ausreichende Bildqualität für Indoor-Geräte“.

Für den Outdoor-Bereich, der typischerweise größere Flächen und Reichweiten abdecke, empfiehlt Lange Kameras mit ein bis zwei Megapixeln. „Eine größere Auflösung ist nicht unbedingt sinnvoll, hängt aber immer vom individuellen Einsatzzweck ab. In jedem Fall sollte die Frames-per-Second-Rate (fps) für das Kameravideo einstellbar sein. Netzwerk und Speicher werden so nicht mit zu großer Bandbreite und Datenmengen belastet. Außerdem empfiehlt sich für Outdoor-Geräte der Einsatz eines Infrarot-Filters.“

Megapixel-Streit auch bei IP-Surveillance

Andere Hersteller setzen jedoch deutlich andere Prioritäten: So wirbt das Unternehmen Mobotix ausdrücklich damit, dass seine Kameras weder Objektiv- noch Bewegungsmotoren besitzen. Auch der Temperaturbereich von -30 bis +60 Grad Celsius werde ohne Heizung und ohne Lüfter bei nur 3 Watt Stromverbrauch erreicht. Verschleißteile suche man im gesamten Videosystem vergebens, wodurch die Wartung auf ein Minimum reduziert werde.

Auf Hochrüstung setzt der Hersteller ausschließlich in Sachen Bildauflösung, was er auch begründet: „In der alten analogen Technik besitzt ein Livebild nicht mehr als 0,4 Megapixel und ein aufgezeichnetes Bild in der Regel 0,1 Megapixel (CIF). Eine Mobotix-Kamera mit 3,1 Megapixel zeichnet dagegen rund 30-mal mehr Details auf.“ Auf diese Weise könnten etwa die vier Spuren einer Tankstelle anstatt mit vier herkömmlichen Kameras mit einer aus seinem Sortiment aufgezeichnet werden, sagt der Hersteller.

Für den Innenbereich liefert Axis seit April das Kameramodell M50. Das liefert laut Hersteller bei bescheidenen 13 mal 5,6 Zentimetern Baugröße „eine unauffällige 360-Grad-Überwachung“ und Videobilder in HDTV-Qualität. Konzipiert sind solche Netzwerk-Kameras um „Geschäftsinhabern eine erschwingliche und äußerst diskrete Videoüberwachungslösung für die Fernüberwachung von Innenbereichen“ zu bieten, beispielsweise in Ladengeschäften, Banken, Hotels, Büroräumen, Restaurants und Lagerhallen. Je nach Modellvariante muss der Anwender für eine solche Kamera zwischen 449 und 549 Euro investieren.


Tanja Hilpert, Sales Managerin für Mitteleuropa bei Axis Communications (Bild: Axis).

Vor der Ladentür zählen hingegen andere Faktoren: „Installationen im Außenbereich stellen extreme Anforderungen an Überwachungskameras wie Wind, Regen, Temperaturschwankungen, Luftfeuchtigkeit, Staub, Erschütterungen, korrosive Substanzen oder auch Vandalismus. Outdoor-Kameras brauchen daher ein robustes Gehäuse, das nach dem IP-Standard Schutz bietet. Gegen Manipulation und Vandalismus schützt ein aktiver Manipulationsalarm. Zudem müssen Kameras im Außenbereich Bilder von hervorragender Bildqualität mit hohen Bildraten liefern, so dass Personen oder Fahrzeuge eindeutig identifiziert werden können“, erläutert Tanja Hilpert, Sales Managerin für Mitteleuropa bei Axis Communications.

Die Videoüberwachung werde draußen vor allem von sich ständig ändernden Lichtbedingungen beeinflusst. Um jederzeit einwandfreie Bilder zu gewährleisten, sei nachts Infrarottechnologie und bei hellem Sonnenlicht eine Blendensteuerung unerlässlich. Mit Wärmbildkameras will Axis „Personen und Vorkommnisse“ selbst bei vollständiger Dunkelheit oder unter schwierigen Umweltbedingungen erfassen.

Fazit

Während bei manchem Datenschützer und Betriebsrat angesichts so viel technischer Leistung mehr als ein Alarmsignal aufleuchten mag, adressieren die Hersteller vermehrt sogar Heimanwender, für die oft Komfort und Bequemlichkeit im Vordergrund stehen. So könne man „zum Beispiel von unterwegs aus jederzeit via UMTS auf den Live-Stream der Kamera einwählen und so im Haus oder der Wohnung nach dem Rechten sehen“, wie D-Link-Mitarbeiter Lange erläutert. Auch der Einsatz von IP-Kameras als modernes Babyphone sei keine Schwierigkeit: Bilder und Töne werden aus dem Kinderzimmer direkt auf das Smartphone übertragen, während die Eltern außer Haus sind. Was so manchen, stressgeplagten Eltern – durchaus nachvollziehbar – als technischer Befreiungsschlag erscheinen mag, dürfte George Orwell dagegen im Grab rotieren lassen.

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ZDNet.de Redaktion

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