HyperBraille: „Laptop für Blinde“ geht in Serie


Das von HyperBraille entwickelte Stiftdisplay geht Ende des Jahres in Serienproduktion (Bild: HyperBraille).

Das Forschungsprojekt HyperBraille hat auf der Fachmesse SightCity in Frankfurt den Start der Serienproduktion seines grafikfähigen Stiftdisplays für Sehbehinderte und Blinde für Ende 2011 angekündigt. Im Gegensatz zu Geräten mit einfacher Braillezeile erhalten Nutzer damit in unterschiedlichen Detailgraden einen strukturierten Überblick über den gesamten Bildschirminhalt – statt nur eine einzelne Textzeile. Auf diese Weise können sie auch grafische Elemente oder Tabellen am Bildschirm „lesen“.

„Sehbehinderte Computernutzer sind heute praktisch von grafischen oder strukturierten Informationen am Bildschirm ausgeschlossen. Eine einfache Braillezeile reicht nicht aus, um den Betroffenen die gleichen Chancen in Bildung und Beruf zu ermöglichen. Mit Hyperbraille ändern wir die Situation schlagartig“, sagte Uwe Grotz, Vorstand von Metec, das das berührungsempfindliche Flächendisplay künftig produzieren wird.

Das neue Display ersetzt zwölf konventionelle Braillezeilen. Es kann Textabsätze, Tabellen, Menüs und andere Elemente der Windows-Benutzeroberfläche darstellen. Räumliche Strukturen und grafische Symbole lassen sich als zusätzliche Informationen erschließen. Darüber hinaus sind auch geometrischen Zeichnungen, Raumskizzen, Wegepläne oder Diagramme abbildbar. Die Oberfläche des Displays verfügt über sensitive Eigenschaften, sodass der Anwender mithilfe der Fingerkuppen mit dem Gerät interagieren kann.

Einen Prototypen des Stiftdisplays hatte HyperBraille 2009 vorgestellt. Vergangenes Jahr folgte ein funktionsfähiges Modell des „Laptops für Blinde“.

Während der vierjährigen Entwicklungszeit wurden Anwendungen Schritt für Schritt angepasst und mittels Tests durch blinde Nutzer überprüft. Mittlerweile liegen für alle gängigen Office-Programme sowie die Browser Microsoft Internet Explorer und Mozilla Firefox Filter vor. Bei der Gestaltung des Displays wurden laut HyperBraille auch ergnonomische Gesichtspunkte berücksichtigt.

Mit dem Beginn der Serienfertigung Ende 2011 sollen die Flächendisplays zunächst in schulischen oder institutionellen Einrichtungen zum Einsatz kommen. In einem weiteren Schritt ist die Einrichtung von Arbeitsplätzen angedacht. Der Preis für das Stiftdisplay entspricht laut Hersteller in etwa dem vier- bis fünffachen einer 80er Braillezeile.

An dem Forschungsprojekt sind außer Metec unter anderem die Firma Papenmeier, das Institut für Mikroelektronik Stuttgart (IMS-Chips) sowie die Informatikinstitute der TU Dresden und der Universität Potsdam beteiligt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) hat es mit 4,1 Millionen Euro gefördert.

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ZDNet.de Redaktion

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