Categories: Software

Gnome-3-Shell gegen Ubuntu Unity: Welcher Desktop gewinnt?

Die Desktop-Neuheiten Gnome Shell und Ubuntu Unity sind gemeinsam am Horizont aufgetaucht und werden bei den Nutzern zahlreiche Reaktionen auslösen – positive wie negative. Über kurz oder lang wird einer der beiden Desktops die Oberhand gewinnen, aber welcher? ZDNet stellt Gnome Shell und Ubuntu Unity gegenüber und gibt eine Prognose zu deren Zukunft ab.

Zunächst ist interessant, welchen ersten Eindruck die beiden Desktops beim Benutzer hinterlassen. Es wird dabei vorausgesetzt, dass der Benutzer keinen der beiden Desktops kennt. Wie wird er reagieren? Wer sich die beiden Desktops nebeneinander ansieht (siehe die Abbildungen), kann leicht zu folgendem Schluss kommen: Ubuntu Unity erscheint auf den ersten Blick für neue Benutzer sehr viel zugänglicher.

Warum? Der neue Nutzer weiß bei Gnome von Anfang an nicht, dass er mit der Maus in die obere linke Ecke gehen oder auf Activities klicken muss, um das Startmenü zu öffnen. Bei Unity liegen die Startschaltflächen direkt auf dem Desktop und warten geradezu darauf angeklickt zu werden.


Ubuntu Unity Desktop (Bild: CBS Interactive)


Gnome Desktop (Bild: CBS Interactive)

Bei genauerem Hinsehen

Die Desktops in den Abbildungen stellen die Standardansicht dar (außer der GIMP-Ergänzung für qualitativ hochwertige Screenshots). Das Fehlen einer offensichtlichen Möglichkeit für den Start von Anwendungen in der Gnome-Shell wird neue Nutzer vor ein Problem stellen. Und das war es bereits auch schon mit den Vorteilen von Unity.
Sieht man genauer hin, ergeben sich bei Ubuntu Unity einige deutliche Probleme. Die offensichtlichsten Schwierigkeiten sind hier zusammengefasst.

Verbindung mit einem Server

Eine der praktischsten Menüoptionen bei Gnome ist die Option Connect to Server im Menü Places. Über diese Option kann der Benutzer schnell und einfach eine Verbindung mit fast jeder Art von Server herstellen. Es ist sogar eine Verbindung mit einem Windows Share möglich. In Unity gibt es diese Möglichkeit nicht. Tatsächlich hat man bei Ubuntu Unity Probleme, überhaupt eine Möglichkeit zu finden, um eine Verbindung mit einem Server herzustellen. Die einzige Methode, in Ubuntu Unity irgendeine Verbindung herzustellen, ist folgende:

  1. Nautilus über die Befehlszeile öffnen
  2. auf Go | Network klicken und dann versuchen, eine Verbindung zum Windows-Netzwerk herzustellen

Im Test hat dies jedoch nicht funktioniert. Von der Gnome-Shell aus konnte eine Verbindung mit den gemeinsam genutzten Ordnern problemlos über die Option Connect to Server hergestellt werden. In Ubuntu Unity? Keine Chance. Auch wenn Samba korrekt konfiguriert ist und funktioniert, spielt Ubuntu Unity einfach nicht mit.

Konfigurieren des Desktops

Zur Konfiguration des Gnome-Shell-Desktops muss der Benutzer nur mit der rechten Maustaste auf den Desktop klicken, wie seit Jahren üblich. Ubuntu Unity? Auch hier keine Chance. Um den Desktop bei Unity zu konfigurieren, muss der Benutzer auf Applications | System | Appearance klicken. Die meisten neuen Nutzer werden gar nicht wissen, wie man von Applications zu Systems gelangt. Und wenn sie es herausfinden (es ist ja nicht allzu schwierig), stehen die Chancen gut, dass sie nicht wissen, dass die Appearance-Konfiguration in der System-Kategorie zu finden ist. Sollte es nicht eine Kategorie Preferences geben? Kein Pluspunkt für Unity.

Übrigens verwenden beide Desktops immer noch Mutter. Natürlich befindet sich Unity gerade mitten in der Umstellung von X auf Wayland, und seit dieser Ankündigung gibt es wechselnde Gerüchte hinsichtlich des künftigen Compositors. Über Google findet man immer noch Einträge, in denen Mutter genannt ist, und andere, die für Compiz sprechen. Doch unabhängig davon, wer letztlich verwendet wird – es muss nur gewährleistet sein, dass das Layout angepasst werden kann. Anpassungsfähigkeit war schließlich eine der besten Funktionen des Linux-Desktops.

Es gibt kein Dialogfenster für das Ausführen von Anwendungen?

Das ist richtig. Ubuntu Unity hat das vertraute Dialogfenster aufgegeben. Seit langem schon ist dieses Dialogfenster das A und O für den Start von Anwendungen. Wie kann ein Desktop-Designer auf die schreckliche Idee kommen, dieses Werkzeug abzuschaffen? Gnome-Shell? Natürlich bleibt dieses Dialogfenster!

Der Fenstermanager lässt sich nicht verändern?

Dies ist bei beiden Desktops der Fall. Der Fenstermanager lässt sich nicht verändern. Mal angenommen, der Benutzer bevorzugt Emerald (Fensterdekorator) gegenüber dem Standardfenstermanager. Verwendet er die Gnome-Shell oder Ubuntu Unity, hat er Pech. Ein Vorteil des Linux-Desktops war schon immer seine Flexibilität. Verwendet man die Gnome-Shell oder Ubuntu Unity, ist es leider vorbei mit der Flexibilität.

Welcher Desktop wird es an die Spitze schaffen?

Als Mark Shuttleworth ankündigte, dass Ubuntu auf Ubuntu Unity migrieren sollte, klang das gut. Für diesen Wechsel musste es ja einen guten Grund geben. Doch nach längerem Testen von Unity hat sich das offensichtlich als Fehler erwiesen. Ubuntu Unity erfüllt in Leistung und Verhalten einfach nicht die Standards, an die sich die Benutzer eines Linux-Desktops gewöhnt haben. Und möglicherweise wird diese Umstellung dem Linux-Desktop eher schaden als nützen. Wenn neue Benutzer Ubuntu 11.04 installieren, werden sie von einem Desktop begrüßt, der für Netbooks entworfen wurde, und fühlen sich betrogen.

Was die Gnome-Shell betrifft, ist die Sache nicht so einfach. Dieser Desktop ist sicher kein Rückschritt, weil er so gut funktioniert und viele wirklich nette Weiterentwicklungen gegenüber dem aktuellen Stand des Desktops bietet. Das größte Problem bei der Gnome-Shell ist die mangelnde Flexibilität. Doch die Gnome-Shell ist sicherlich ausgefeilter und sieht weit professioneller aus (wogegen Unity der Ansicht zu sein scheint, dass ein Desktop wie ein Spielzeug aussehen sollte).

Sollte man sich zwischen den beiden Desktops entscheiden müssen, wäre die Gnome-Shell die bessere Wahl. Doch glücklicherweise ist dies nicht die einzige Möglichkeit. Es wird jede Menge Re-Spins von Ubuntu geben (ein Spin der Gnome-Shell wird wahrscheinlich direkt im Anschluss erscheinen). Tatsächlich werden diese Migrationen wahrscheinlich einige der alternativen Desktops (wie zum Beispiel Enlightenment) nach vorne bringen.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

3 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

3 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

3 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

4 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

4 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

5 Tagen ago