Kabel Deutschland mit Fritzbox 6360: Einschränkungen bei VoIP

Wer einen neuen Internet- und Telefonanschluss bei Kabel Deutschland bestellt, kann für fünf Euro im Monat zusätzlich eine Fritzbox 6360 mieten. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um eine Kabelversion der Fritzbox 7390. Statt einer Anschlussmöglichkeit für ADSL und VDSL wird die Box direkt mit der Fernsehkabeldose verbunden. Später sollen auch Bestandskunden die Möglichkeit erhalten, ihr bisheriges Kabelmodem gegen eine Fritzbox 6360 zu tauschen.

Der besondere Charme einer Fritzbox 6360 liegt darin, dass nur noch ein Gerät erforderlich ist, um mehrere PCs, Laptops, Smartphones mit einer Internetverbindung zu versorgen, sowohl per Dual-Band-WLAN mit 802.11a/b/g/n als auch per Cat5-Kabel.

Bis zu sechs DECT-Telefone lassen sich direkt in die Fritzbox einbuchen, so dass auch die Notwendigkeit einer separaten DECT-Basisstation entfällt. Man benötigt lediglich eine Ladeschale. Zusätzlich lassen sich zwei analoge Telefone und bis zu acht ISDN-Endgeräte an einen S0-Bus anschließen. Alle Geräte können die beiden von Kabel Deutschland bereitgestellten Telefonleitungen nutzen.

Man spart damit nicht nur Platz und Kabelsalat, sondern auch Energie. Wer bisher ein Kabelmodem, einen NAT-/WLAN-Router und eine DECT-Basisstation getrennt betreibt, wird die zusätzlichen fünf Euro allerdings meist nicht ganz einsparen. Dazu müsste die Fritzbox 6360 etwa 35 Watt weniger verbrauchen als die drei alten Geräte zusammen.

Wer überlegt, zu seinem Kabelanschluss die neue Fritzbox mitzubestellen, sollte aber wissen, dass es zwei wichtige Einschränkungen gibt. So ist es nicht möglich, mit der Fritzbox 6360 mit Kabel-Deutschland-Firmware alternative VoIP-Anbieter zusätzlich zu konfigurieren. Eine generische Firmware wie bei den DSL-Versionen der Fritzbox gibt es nicht.

Man kann lediglich den Kabel-Deutschland-Telefonanschluss mit seinen zwei Leitungen nutzen. Für Festnetzgespräche innerhalb Deutschlands ist das in der Regel kein Problem, zumindest nicht, wenn man bei Kabel Deutschland eine Festnetzflatrate gebucht hat oder diese im Tarif ohnehin enthalten ist.

Wer häufig Mobiltelefone anruft oder in bestimmte Länder telefoniert, ist mit einem zusätzlichen VoIP-Anbieter oft besser bedient. Wenn man bei Mobilanrufen nur die Mailbox erreicht, ist ein Tarif mit sekundengenauer Abrechnung meist deutlich günstiger, selbst wenn der Minutenpreis nominal viel höher ist.

So bietet beispielsweise dus.net im Tarif Starter die deutschen Mobilfunknetze mit 14,90 Cent pro Minute bei sekundengenauer Taktung ohne monatliche Grundgebühr an. Wer nach fünf Sekunden Gesprächsdauer wieder auflegt, weil er nur die Mailbox erreicht hat, zahlt 1,24 Cent. Im Kabel-Deutschland-Standard-Tarif zahlt man für jedes Gespräch hingegen mindestens den vollen Minutenpreis von 19,90 Cent. Für einen monatlichen Zusatzbetrag von 3,99 Euro reduziert sich der Betrag allerdings auf 9,90 Cent.

Die zweite Einschränkung besteht darin, dass es nicht möglich ist, über einen Tunnelmechanismus wie SixXS oder 6to4, bereits heute eine IPv6-Verbindung herzustellen. Man kann nämlich die WAN-Einstellungen nicht selbst vornehmen.

Grundsätzlich ist das bei einem Kabelanschluss auch nicht notwendig, da die Konfiguration automatisch via DHCP passiert. Dadurch entfällt aber die Möglichkeit zum Aufbau eines IPv6-Tunnels. Allerdings kann Unternehmenssprecherin Kathrin Wittmann potenzielle Fritzbox-6360-User in diesem Punkt beruhigen. Gegenüber ZDNet erläutert sie, dass Kabel Deutschland derzeit die native IPv6-Anbindung vorbereite. Man hoffe, dass es Ende 2011 soweit sei. Es lasse sich allerdings noch kein genauer Zeitpunkt festlegen, wann Kunden natives IPv6 nutzen könnten.

Wittmann erläutert weiter, dass Kabel Deutschland in seinem Netz weder VoIP noch IPv6-Tunneling behindere oder gar blockiere. Es sei lediglich nicht möglich, die Fritzbox 6360 dafür zu nutzen. Das geht nur mit zusätzlicher Hard- oder Software.

Wer keine VoIP-Funktionen der Fritzbox 6360 nutzt, erhält ein kompaktes Gerät, das kaum Wünsche offen lässt. Auf IPv6 kann man sicherlich bis Ende 2011 oder Anfang 2012 warten. Wer sich mit dem Protokoll schon heute vertraut machen möchte, kann von seinem PC einen AYIYA-Tunnel zu SixXS aufbauen. Wer aber seine normalen Festnetztelefone mit selbstgewählten VoIP-Providern nutzen möchte, sollte den Normalanschluss von Kabel Deutschland mit einem klassischen Kabelmodem bestellen und ein anderes Fritzbox-Modell, etwa die 7270 (bis maximal 80 MBit/s beim NAT-Routing) oder die 7390, verwenden.

ZDNet.de Redaktion

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