Lenovo hat eine Übernahmevereinbarung mit Medion getroffen. Es bietet für alle am Markt befindlichen Papiere nach eigenen Angaben 13 Euro je Aktie in bar, was einem Plus von 29 Prozent auf den durchschnittlichen Schlusskurs der vergangenen 30 Tage entspricht. Insgesamt ergibt sich ein Kaufpreis von bis zu 465 Millionen Euro, wie die Nachrichtenagentur AFP meldet. Damit bewertet Lenovo Medion mit rund 581 Millionen Euro.
Medions Aktien zogen in der Folge zum Handelsstart rund 20 Prozent an, wie die Financial Times Deutschland (FTD) berichtet. Die Übernahme muss jedoch noch wettbewerbsrechtlich geprüft und die Mindestannahmeschwelle erreicht werden.
Medion ist hautpsächlich für seine von Aldi vertriebenen Computer, Kameras und Navigationsgeräte bekannt. Mehrheitseigentümer und Vorstandschef Gerd Brachmann hat zugestimmt, 17,75 Millionen Aktien für 230,7 Millionen Euro an den chinesischen Hersteller abzugeben. Das entspricht knapp 36,7 Prozent des Grundkapitals. Den Unternehmen zufolge erhält er 80 Prozent davon in bar sowie 20 Prozent in Lenovo-Anteilen. Ziel von Lenovo ist es nach eigenen Angaben, mindestens 51 Prozent der Medion-Aktien in seinen Besitz zu bringen.
Mit dem Zukauf will Lenovo seinen Marktanteil in Westeuropa von derzeit 7,5 Prozent ausbauen. In Deutschland werde man seinen Anteil verdoppeln. „Diese Vereinbarung mit Medion beschleunigt unsere Durchdringung des Endkundenmarkts in Westeuropa und insbesondere Deutschland“, sagte Milko van Duijl, Präsident von Lenovos Mature Markets Group. Sein Konzern wolle Medions Wissen ausnutzen. „Wir glauben, die Marktsituation unserer beiden Unternehmen ergänzt sich und fügt sich perfekt in unsere Strategie – ‚Schützen und Angreifen‘ – ein.“
Es ist das erste Mal, dass ein chinesischer Investor nach einem bekannten deutschen Unternehmen greift. Über einen solchen Schritt war zwar viel spekuliert worden, Übernahmen von maroden deutschen Unternehmen wie Opel und Dresdner Bank waren aber aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen bisher gescheitert. 2005 hatte Lenovo die PC-Sparte von IBM übernommen und war so zum viertgrößten Hersteller weltweit aufgestiegen.
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