Frankreich verbietet Hinweise auf Facebook und Twitter im Fernsehen

In Frankreich darf der öffentliche Rundfunk ab sofort nicht mehr auf Facebook und Twitter hinweisen, solange sich eine Nachricht nicht auf diese Dienste selbst bezieht. Fernsehsender können somit nicht mehr auf ihre Angebote bei den Sozialen Netzen Bezug nehmen, indem sie etwa die URL ihrer Facebook-Seite einblenden.

Grund ist, dass diese Netze von kommerziellen Anbietern betrieben werden: Die Wettbewerbshüter befürchten Schleichwerbung. Ein Gesetz vom 27. März 1992 verbietet die Nennung solcher Angebote in Radio und Fernsehen. Die Regulierungsbehörde Conseil Supérieur de l’Audiovisuel (CSA) weist deshalb darauf hin, dass der französische Staat nur auf die Einhaltung seiner Regeln poche.

In einer Pressemitteilung fragt ein Sprecher der CSA: „Warum sollte man Facebook bevorzugen, das Milliarden Dollar schwer ist, wenn zahlreiche andere Soziale Netzwerke um mehr Bekanntheit kämpfen? Dies würde den Wettbewerb stören. Wenn Facebook und Twitter ausnahmsweise im Rundfunk genannt werden dürfen, fragen andere: ‚Warum nicht wir?'“

Kritiker geben zu bedenken, dass das Verbot von Facebook und Twitter deren Einfluss nun gerade betone. Der Blogger Benoît Raphael merkt außerdem an, die CSA wisse wohl nicht, dass Twitter und Facebook einen öffentlichen Raum zur Verfügung stellten, den über 25 Prozent der französischen Bevölkerung für den Austausch nutzten. Und schließlich habe der französische Präsident Nicolas Sarkozy unlängst Facebook-Gründer Mark Zuckerberg auf dem eG8-Gipfel fast wie einen Staatspräsidenten empfangen.

Eine interessante Analyse der Maßnahme liefert auch der in Paris lebende Politikwissenschaftler und Blogger Matthew Fraser. Er zieht den Umgang der US-Medien mit Social Networks zum Vergleich heran und kommt zu dem Schluss, ein latenter Hass gegen alles Amerikanische habe die Franzosen zu der Entscheidung bewogen.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Microsoft nennt weitere Details zu kostenpflichtigen Patches für Windows 10

Erstmals liegen Preise für Verbraucher vor. Sie zahlen weniger als Geschäftskunden. Dafür beschränkt Microsoft den…

4 Stunden ago

Microsoft verschiebt erneut Copilot Recall

Die Entwickler arbeiten noch an weiteren „Verfeinerungen“. Windows Insider erhalten nun wohl eine erste Vorschau…

22 Stunden ago

GenKI im Job: Mitarbeitende schaffen Tatsachen

Laut Bitkom-Umfrage werden in jedem dritten Unternehmen in Deutschland private KI-Zugänge genutzt. Tendenz steigend.

1 Tag ago

97 Prozent der Großunternehmen melden Cyber-Vorfälle

2023 erlitten neun von zehn Unternehmen in der DACH-Region Umsatzverluste und Kurseinbrüche in Folge von…

1 Tag ago

„Pacific Rim“-Report: riesiges, gegnerisches Angriffs-Ökosystem

Der Report „Pacific Rim“ von Sophos beschreibt Katz-und-Maus-Spiel aus Angriffs- und Verteidigungsoperationen mit staatlich unterstützten…

1 Tag ago

DeepL setzt erstmals auf NVIDIA DGX SuperPOD mit DGX GB200-Systemen

NVIDIA DGX SuperPOD soll voraussichtlich Mitte 2025 in Betrieb genommen und für Forschungsberechnungen genutzt werden.

1 Tag ago