Praxistest: Multi-Desktop-Lösungen von NComputing und Fujitsu

Mit Windows MultiPoint Server 2011 hat Microsoft seit kurzem ein Serverbetriebssystem im Angebot, das einen handelsüblichen Computer in einen Terminalserver für bis zu 20 Benutzer verwandelt. Dadurch kann ein einziger moderner PC – der vielfach die meiste Zeit kaum ausgelastet ist – seine lokalen Ressourcen teilen und für mehrere gleichzeitige Remotedesktop-Sitzungen bereitstellen. Über die Fähigkeiten dieser Lösung berichtete ZDNet.de in einem anderen Beitrag ausführlich.

WMS 2011 unterstützt sowohl lokal per USB angeschlossene Stationen als auch Remote-Desktop-Clients, die über das Remote Desktop Protokoll (RDP) per lokalem Netzwerk angebunden werden. Die RDP-Client-Variante ist praktisch, um vorhandene PCs und Alt-Computer, die teilweise schon viele Jahre auf dem Buckel haben und daher für moderne Software à la Windows 7 und Office ungeeignet sind, als Thin-Clients weiterzuverwenden.

Dabei gibt es jedoch Schönheitsfehler: So müssen diese Geräte manuell gewartet werden, etwa im Hinblick auf die Einspielung von Sicherheitspatches. Noch stärker ins Gewicht fällt aber der Energieverbrauch: Viele ältere Geräte erweisen sich als regelrechte Stromfresser. Finanzielle Einsparungen durch die Vermeidung umfangreicher Neuinvestitionen – für zahlreiche Kunden die Hauptmotivation zum Kauf von Windows MultiPoint Server – können so durch hohe Betriebskosten rasch wieder zunichte gemacht werden.

L300: Zero-Client von NComputing

Eine probate Alternative für dieses Szenario kommt von NComputing. Ursprünglich bekannt geworden durch eine Art Terminalserver-Erweiterung zu Windows XP, liefert dieser Anbieter inzwischen eine Reihe unterschiedlicher Access-Devices zur Realisierung preisgünstiger Multi-Desktop-Lösungen. Attraktiv ist beispielsweise das Modell L300 (PDF), das 259 Euro kostet. Dieses Gerät, dessen Grundfläche weniger Platz beansprucht als eine CD-Hülle und das sich über die mitgelieferte VESA-Befestigung auf der Monitorrückseite montieren lässt, ist lediglich mit Anschlüssen für Tastatur, Maus und Bildschirm sowie 10/100 Ethernet-Port versehen. Im Inneren werkelt ein „Numo“ getauftes System-on-Chip (SoC), das einen Dual-Core-Prozessor aus der ARM9-Baureihe beherbergt. Als Resultat soll das systemintern mit Embedded-Linux arbeitende Gerät im Betrieb weniger als 5 Watt Strom verbrauchen. Die Energiezufuhr erfolgt über ein externes Netzteil. Einen lärmenden oder ausfallgefährdeten Lüfter gibt es nicht.

Die komplementäre Serversoftware zur Kommunikation mit Clients wie dem L300 nennt NComputing vSpace. Diese enthält alle Treiber und ermöglicht die Vorgabe von Einstellungen etwa für den Komprimierungsgrad von grafischen Bildschirminhalten. Die vSpace-Serversoftware, deren Installation nur wenige Mausklicks in Anspruch nimmt, gibt es für verschiedene Windows-Versionen (sowie Ubuntu-Linux). Windows MultiPoint Server 2011 steht ebenfalls auf der Liste unterstützter Plattformen. Dadurch lassen sich Geräte wie der L300 direkt als LAN-Station für WMS 2011 verwenden.

Protokollaspekte

Zur Verständigung der vSpace-Serversoftware mit den hauseigenen Clientgeräten setzt der Hersteller allerdings nicht auf Microsofts RDP. Vielmehr hat NComputing mit UXP (User Extension Protocol) ein eigenes Protokoll entwickelt, das alle Bildschirm-, Audio- und Schnittstelleninformationen überträgt. Beispielsweise kodiert vSpace die in Sitzungen darzustellenden grafischen Inhalte und schickt diese dann via UXP an Geräte wie den L300, der seinerseits die Informationen dekodiert und schließlich anzeigt.

Bis zu 30 Stationen lassen sich auf diese Weise an einen vSpace-Terminalserver anbinden. Dazu trägt auch der geringe Bandbreitenbedarf bei. Herstellerangaben zufolge konsumiert ein UXP-Client bei der Nutzung von Anwendungen aus dem Bereich Office und E-Mail üblicherweise nur bis zu 500 KBit/s. Zum Video-Streaming sollen höchstens 5 MBit/s erforderlich sein.

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ZDNet.de Redaktion

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