Für die Entwickler von mobilen Apps scheint es auf den ersten Blick recht einfach zu sein, Geld zu verdienen. Man programmiere einfach eine App, von der man glaubt, dass sie möglichst viele Anwender gebrauchen können, stelle sie in einen App Store, setze einen Preis fest und warte auf Geldeingang.
Doch so einfach, wie sich das viele Leute möglicherweise vorstellen, ist die Realität nicht. Die Studie "Developer Economics 2011" (PDF) von VisionMobile hat jetzt erstmals untersucht, wie viel und auf welche Weise sich mit mobilen Apps Geld verdienen lässt. Ferner wurde untersucht, warum sich Entwickler für eine oder mehrere Plattformen entscheiden und andere vernachlässigen.
Wenn sich Entwickler für oder gegen eine Plattform entscheiden, ist nur für gut ein Viertel wichtig, wie hoch das Umsatzpotenzial ist. Viel wichtiger ist, ob die Plattform eine hohe Marktdurchdringung erzielt. Betriebssysteme, die nur einen geringen Marktanteil haben, etwa Windows Phone 7 und WebOS, werden von Entwicklern gemieden.
Diese Betrachtung berücksichtigt natürlich nicht, dass das Developer-Ökosystem äußerst komplex ist. Nicht jeder Entwickler verkauft seine Software über einen App Store. Viele auf mobile Apps spezialisierte Softwarehäuser arbeiten im Kundenauftrag für einen Festpreis und sind an den Umsätzen von App- und In-App-Verkäufen nicht beteiligt.
Für andere ist eine mobile App nur Mittel zum Zweck, etwa für Dienste wie MyTaxi und Bringbutler. Die Anbieter verdienen Provisionen, wenn sich ein Kunde ein Taxi oder eine Pizza bestellt. Hier geht es um die Gewinnung von Kunden und nicht um den Verkauf einer App.
"Entwickler zu klassifizieren, ist mindestens so komplex wie Kundensegmente zu definieren. Es gibt Hobbyisten, Start-Ups, Freiberufler, Systemintegratoren und Auftragsentwickler. Jeder hat andere Ziele, Einstellungen, Prioritäten, Bedürfnisse und Wünsche", hält die Studie fest.
Nur etwa die Hälfte der Entwickler verdient am Erfolg der App mit. Davon erhalten 44 Prozent Provisionen von ihren Auftraggebern. 53 Prozent vermarkten ihre App selbst. Aus der letzteren Gruppe bieten 23 Prozent ihre App in einem Store gebührenpflichtig an. Immerhin 20 Prozent versuchen ihre Entwicklungskosten mit Werbung zu finanzieren. In-App-Verkäufe nutzen nur acht Prozent der Entwickler.
App Stores haben eine Art Goldrausch unter den Entwicklern ausgelöst. Die Möglichkeit, alle Apps von einem zentralen Ort verkaufen beziehungsweise erwerben zu können, wird von Entwicklern und Anwendern gleichermaßen geschätzt. Alternative Stores, die je nach Plattform nur mit einem Jailbreak genutzt werden können, spielen keine bedeutende Rolle für kommerzielle Apps.
Geringe Zufriedenheit der Entwickler mit ihren Einkünften
Für viele Entwickler ist die Situation jedoch unbefriedigend. Etwa ein Drittel verdient pro App insgesamt weniger als 1000 Dollar (etwa 700 Euro). Berücksichtigt man Entwicklungszeiten von einigen Monaten und einen angemessenen kalkulatorischen Unternehmerlohn, kommt insgesamt ein Verlust heraus.
So darf es nicht verwundern, dass die meisten Entwickler mit ihren Einnahmen unzufrieden sind. Die höchste Zufriedenheit der Entwickler erreicht iOS. An zweiter Stelle folgt Java ME, also typische "Jamba-Sparabo-Apps" für sogenannte Feature Phones. Android liegt im Mittelfeld, hinter Symbian und vor Blackberry. Entwickler von Windows Phone haben die geringste Zufriedenheit mit ihren Einnahmen, was vor allem an der geringen Verbreitung der Plattform liegt. Doch auch die Verdienstmöglichkeiten mit iOS bleiben bei den Entwicklern überwiegend hinter den Erwartungen.
Dennoch sind die Unterschiede gewaltig, wie viel Geld sich mit einer App verdienen lässt. Vision Mobile hat die durchschnittlichen Einnahmen pro App auf der Symbian-Plattform mit einem Indexwert von 1,0 bewertet. iOS-Entwickler verdienen laut der Studie das 3,3-fache pro Applikation, gefolgt von Java ME mit dem 2,7-fachen. Es folgen Blackberry (2,4) und Android (1,7). Mobile Web Apps, also Apps für mobile Browser, weisen einen Indexwert von 1,6 auf. Windows Phone ist in dieser Betrachtung nicht einbezogen.
Android ist nicht fragmentiert
Der Android-Plattform wird häufig vorgeworfen, sie sei fragmentiert, da viele Hersteller zahlreiche Anpassungen vornehmen, etwa HTC mit seiner Sense-Oberfläche. Ferner gebe es große Unterschiede zwischen der Smartphone- und der Tablet-Linie.
Doch die Studie zeigt, dass das Konzept der Kompatibilitätstest von Geräten funktioniert. Obwohl Android ein Open-Source-Betriebssystem ist, muss jedes Gerät einen rigorosen Test bestehen, bevor es den Namen Android verwenden darf und Zugang zum Market bekommt. Insbesondere viele preiswerte Tablets bestehen diesen Test nicht. Dennoch gibt es in der Praxis Probleme. Wer beispielsweise versucht, Firefox Mobile auf einem HTC Legend zu installieren, wird daran scheitern, da der Mozilla-Browser mindestens eine ARM-V7-CPU benötigt. Allerdings trifft das teilweise auch auf iOS zu, etwa dann, wenn eine App eine bestimmte iOS-Version verlangt, das Gerät diese aber nicht unterstützt.
VisionMobile hat untersucht, wie viele Versionen einer App entwickelt werden müssen, um Probleme mit bestimmten Devices und Modellen zu beseitigen. Wenig überraschend ist dabei, dass der Aufwand für iOS dabei am geringsten ist. Die Anzahl von iOS-Devices ist begrenzt. Derzeit gibt es vier iPhones und zwei iPads.
An zweiter Stelle folgt allerdings Android mit all seiner Modellvielfalt. So bietet alleine HTC mehr Android-Telefone an, als es iPhone-Modelle gibt. Wenig schlüssig ist hingegen, dass Windows Phone relativ schlecht abschneidet. Das lässt sich nur so erklären, dass hier auch Windows Mobile mit einfließt, denn bei den inneren Werten wie CPU, GPU und Display gleichen sich Windows-Phone-Geräte wie ein Ei dem anderen.
Relativ gut stehen Browser-Apps da. Mittlerweile lassen sich HTML, CSS und Javascript so einsetzen, dass für jeden Browser eine brauchbare App dabei herauskommt. Für Blackberry, Symbian und Java ME ist der Aufwand, mit einer App möglichst viele Geräte zu unterstützen hingegen sehr hoch.
Android ist am leichtesten zu lernen
Ein großes Problem bei der Entwicklung von Apps ist es, dass die unterschiedlichen Plattformen, völlig andere Entwicklungswerkzeuge und -architekturen besitzen. Microsoft setzt auf .NET, C#, Silverlight und XNA. Für Android werden Apps in der Regel in Java entwickelt, das hinterher zu einem proprietären Bytecode übersetzt wird. Für iOS-Geräte ist Objective-C die bevorzugte Sprache.
Für einen versierten Programmierer gehört es zum Tagesgeschäft, neue Sprachen und APIs zu lernen, wobei die Sprache oft sekundär ist. Mehr Aufwand macht die Einarbeitung in die API-Architektur. Dabei gibt es große Unterschiede, was Erlernbarkeit der verschiedenen Developerplattformen angeht.
Um die Android-Plattform zu meistern, brauchen Entwickler im Durchschnitt knapp sechs Monate. Für Java ME sind es hingegen fast zehn Monate. Für iOS und Windows Phone setzen Entwickler zwischen sechs und sieben Monaten an.
Microsoft bietet die besten Entwicklungswerkzeuge
Bei den Entwicklerwerkzeugen hingegen gibt es nur für Microsoft Bestnoten. iOS, Android und Blackberry erreichen nur Durchschnittswerte. Wer einmal mit Visual Studio gearbeitet hat und dann auf Xcode oder Eclipse umsteigt, um für Mac OS oder Java zu entwickeln, weiß unmittelbar die hervorragende technische Dokumentation zu schätzen, die man bei anderen Plattformen vermisst.
Bei den Business-Kriterien, Umsatzpotenzial, große Marktdurchdringung und geringe Kosten für Entwicklungswerkzeuge, genießt Microsoft jedoch keinen guten Ruf. Die kostenlose Entwicklungsumgebung für Windows Phone enthält nur die Express-Edition von Visual Studio, mit der man bei professioneller Entwicklung schnell an Grenzen stößt. Android-Entwickler können beispielsweise Versionierungstools wie git oder svn kostenlos nutzen. Sie integrieren sich gut in Eclipse, sind aber für Visual Studio Express weniger geeignet.
Ferner gibt es einen weiteren Grund, warum Entwickler Windows Phone nicht mögen. Auf Platz 1 der Wunschliste steht Zugang zu undokumentierten APIs. Dafür würden sie sogar bezahlen. Microsoft hat den Kernel für Entwickler völlig abgeschottet, so dass bestimmte Dinge wie TCP- und UDP-Sockets, Zugang zur Kamera und zum Kompass nicht möglich sind. Das wird sich zwar mit dem Mango-Update ändern, dennoch erhalten Entwickler weiterhin keinen Zugang zu Low-Level-APIs auf Kernel-Ebene, was früher oder später dazu führt, dass sich einige Dinge einfach nicht realisieren lassen.
Fazit
Fasst man die Ergebnisse der Studie zusammen, so lässt sich feststellen, dass das schnelle Geld mit Apps in den diversen App Stores eher Mythos als Realität ist. Viele Entwickler erzielen nicht einmal 1000 Dollar (etwa 700 Euro) pro Applikation. Umsatz ist jedoch häufig nicht das Ziel, sondern es geht darum, möglichst viele Anwender zu erreichen und zu binden und an anderen Diensten zu verdienen.
Android ist bei Entwicklern noch vor iOS die beliebteste Plattform. Derzeit programmieren 67 Prozent für Googles Betriebssystem. Für iOS entwickeln 59 Prozent für Windows Phone nur 36 Prozent. Ganz anders sieht es bei den weiteren Planungen aus. In Zukunft wollen 35 Prozent Android weiter nutzen. Windows Phone wollen 32 Prozent einsetzen. 27 Prozent planen für iOS zu programmieren. Die Diskrepanz bei Windows Phone erklärt sich offensichtlich daraus, dass die Entwickler abwarten, ob der Deal mit Nokia Windows Phone zum Durchbruch verhilft.
Für Entwickler spielt die Verbreitung der Plattform die entscheidende Rolle. Andere Faktoren, wie Qualität der Entwicklungstools, Einarbeitungszeit, geringe Entwicklungskosten müssen sich dem unterordnen.
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